Das Bankenjahr 2023 war in der Schweiz geprägt von der Credit Suisse-Übernahme durch die UBS. Während europäische Banken laut der aktuellen Bankenstudie der Management- und Technologieberatung BearingPoint auch im Jahr 2023 ihre Kosteneffizienz weiter steigern konnten, hatte die Übernahme erhebliche Auswirkungen auf die Ergebnisse in der Schweiz und wies somit einen Rückgang der Kosteneffizienz auf.

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Die Europäischen Banken konnten im Jahr 2023 zum dritten Mal in Folge ihre Kosteneffizienz steigern. Die europaweite Cost-Income-Ratio (CIR) erreichte mit 55,1 Prozent den niedrigsten Wert seit 2013. Die Schweiz weist bereinigt um Einmaleffekte eine CIR von 60,9 Prozent auf und nähert sich dem europäischen Durchschnitt an. Der Unterschied ist vor allem den unterschiedlichen Geschäftsmodellen der Schweizer Banken (hoher Anteil an Asset- und Wealth Management) im Verhältnis zur europäischen Konkurrenz geschuldet.

Nordische Länder sowie Spanien und Portugal behaupten Führung

In Deutschland und Frankreich führt die im europäischen Vergleich längerfristige Zinsbindung im Finanzierungsgeschäft der Banken dazu, dass Ertragspotenziale durch Leitzinserhöhungen bisher nicht vollständig ausgeschöpft werden konnten. Trotzdem verzeichnet der Kontinent insgesamt eine Effizienzsteigerung: Insbesondere die nordischen Länder sowie Spanien und Portugal behaupten ihre führenden Positionen mit CIR-Werten von 39,9 Prozent bzw. 42,5 Prozent.

Marco Kundert, Partner Banking & Capital Markets bei  BearingPoint, kommentiert: «Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat dieses Jahr die Schweizer Bankenlandschaft massgeblich beeinflusst. Wie die finanziellen Effekte zu Buche schlagen, werden wir aber erst in den nächsten Jahren sehen. Die Schweiz bleibt aufgrund der besonderen Ausrichtung auf das Asset und Wealth Management in Europa ein zentraler Akteur im Provisionsgeschäft. Um allerdings langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten die Banken verstärkt in ihre digitale Transformation investieren.»

Vorsteuergewinne in der Schweiz moderat gestiegen

Die BearingPoint Studie zeigt: Ohne Berücksichtigung des CS-Sondereffekts haben sich die Vorsteuergewinne in der Schweiz im Jahr 2023 lediglich um 7,5 Prozent erhöht. Im europäischen Vergleich fällt der Anstieg mit einem Plus von 38,9 Prozent deutlich stärker aus. Diese Verbesserung ist insbesondere auf die gestiegenen Zinserträge europäischer Banken um sehr hohe 82,4 Prozent zurückzuführen.

Deutschland erreicht bei den Zinserträgen mit 119,1 Prozent einen Spitzenwert, liegt aber mit einer Zinsmarge von lediglich 0,91 Prozent nur im unteren europäischen Drittel. In der Schweiz und in Frankreich hingegen ist ein Rückgang der Zinsmarge zu erkennen. In der Schweiz führt das provisionsstarke Asset und Wealth Management in Verbindung mit der vergleichsweise moderaten Leitzinserhöhung zu geringeren Steigungsraten im Zinsergebnis. Die Schweiz bleibt führend im Provisionsgeschäft, auch wenn die Provisionsmarge im Jahr 2023 einen Rückgang verzeichnet hat.

Besonders effiziente Banken investieren massiv in IT-Infrastruktur

Die Studie wirft auch einen Blick auf die Kostenseite der Banken. So sind etwa die IT-Kosten um 4,9 Prozent gestiegen, was die aktuellen Transformationsanstrengungen in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung verdeutlicht. Bemerkenswert dabei: Besonders effizient arbeitende Banken – «Performer» mit einem CIR ≤ 55 Prozent – investieren doppelt so viel in ihre IT-Infrastruktur wie Banken mit höherem CIR, sogenannte Laggards.

Banken setzen auch zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI), um innovative Lösungen zu entwickeln. Beispiele hierfür sind KI-gestützte Kreditwürdigkeitsprüfungen, personalisierte Finanzberatung durch Chatbots und automatisierte Handelssysteme. Daneben verfolgen Banken auch den Ansatz der Hyperautomation, ergänzt um generative KI (GenAI). Trotz des grossen Potenzials stehen Banken vor grossen Herausforderungen in Bezug auf datenschutzrechtliche und ethische Fragen.

Verschmelzung der analogen und digitalen Welt im Omnichannel-Banking

Die Digitalisierung hat vor allem die Entscheidungsfindung und die Kommunikation zwischen Kunden und Beratern revolutioniert. Anforderungen wie beispielsweise die globale Verfügbarkeit führen dazu, dass Finanzinstitute neue Interaktionskanäle einführen. Durch das sogenannte Omnichannel-Banking rückt der Kunde in den Fokus und neue Technologien verbessern das Kundenerlebnis und stärken die Kundenbeziehung.

Herausforderungen durch Neo-Banken

Wie in den letzten Jahren drängen Neo-Banken verstärkt auf den Finanzdienstleitungsmarkt und haben sich neben den klassischen Banken und Direktbanken etabliert. Durch ihre rein digitalen Bankdienstleistungen, den zunehmenden Einsatz von KI sowie die generell schlanke Kostenstruktur können Neobanken ihre Dienstleistungen effizienter und für den Kunden komfortabler anzubieten als ihre Wettbewerber. Die Herausforderung der «challenger» wird in den nächsten Jahren sein, Compliance und Governance Anforderungen für ein immer grösser und komplexer werdendes Geschäft sicherzustellen, so die Studienautoren. (pd/hzb/pg)
 

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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