Die EZB habe noch nicht über künftige Zinsschritte diskutiert, sagte de Guindos in einem Interview der griechischen Zeitung «Naftemporiki». «Wir müssen mehr Informationen sammeln», sagte er. «Im Juni werden wir auch unsere neuen Projektionen haben, und dann werden wir bereit sein, darüber zu diskutieren.» Damit reiht sich der Stellvertreter von Notenbankchefin Christine Lagarde in die Riege von Euro-Wächtern ein, die in den vergangenen Wochen die geldpolitische Sitzung am 6. Juni als möglichen Startpunkt für die Zinswende nannten.
Hauptrisiko hohes Lohnwachstum bei sehr niedriger Produktivität
Die jüngste Entwicklung zeige, dass ein klarer Prozess des Abebbens der Inflation zu sehen sei, sagte de Guindos. Das sei sowohl bei der Gesamtinflation zu sehen als auch bei der Kernrate, bei der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben.
«Das Hauptrisiko besteht in der Kombination aus hohem Lohnwachstum, das derzeit bei rund fünf Prozent liegt, und sehr niedriger Produktivität», merkte er an. Dies könne zu einem erheblichen Anstieg der Lohnkosten führen, was insbesondere hinsichtlich der Inflation im Dienstleistungssektor ein Risiko darstelle.
Inflation im Februar bei 2,6 Prozent
Die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft war zuletzt im Februar auf 2,6 Prozent nach 2,8 Prozent im Januar gesunken. Die EZB strebt 2,0 Prozent Inflation an. Die Kernrate ging im Februar auf 3,1 von zuvor 3,3 Prozent im Januar zurück. Die Notenbankchefs der Niederlande, der Slowakei, von Spanien, von Irland und von Griechenland hatten sich alle für den Juni als mögliches Datum für eine Zinssenkung ausgesprochen. (Reuters/hzb/pg)