«Das Ziel ist in Sicht, aber ich werde Ihnen nicht sagen, dass die Inflation schon besiegt ist», sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der französischen Zeitung «Le Monde». Die Notenbankerin zeigte sich aber weiter überzeugt, dass die Inflation im Lauf des kommenden Jahres das angepeilte Ziel von zwei Prozent nachhaltig und dauerhaft erreichen werde, sofern es «keinen grösseren Schock gibt». Lagarde bekräftigte damit frühere Aussagen.
Zuletzt war die Inflation in grossen Volkswirtschaften der Eurozone wieder gestiegen. In Deutschland, der grössten Volkswirtschaft der Eurozone, legte die Inflationsrate im Oktober überraschend deutlich auf 2,0 Prozent zu, von 1,6 Prozent im Monat zuvor. Manche Ökonomen warnen daher vor zu schnellen Zinssenkungen der EZB.
Die EZB hatte den richtungsweisenden Einlagenzinssatz zuletzt im Oktober um 0,25 Prozentpunkte gesenkt auf 3,25 Prozent. Es war der dritte Zinsschritt in diesem Jahr, nachdem die Notenbank im Juni die Zinswende nach der grossen Inflationswelle und einem starken Zinsanstieg eingeläutet hatte. Viele Ökonomen erwarten bei der nächsten Zinssitzung Mitte Dezember eine weitere Zinssenkung. Aus den Reihen der EZB wurden auch Stimmen nach einer deutlichen Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte laut.
Am Vortag hatte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel mit Blick auf künftige Zinsentscheidungen Zurückhaltung angemahnt. «Ich rate dazu, vorsichtig zu bleiben und nichts zu überstürzen», sagte Nagel am Mittwochabend bei einer Veranstaltung in Frankfurt laut Redetext. (reuters/hzb/ps)