Angesichts der aktuellen Lage sei es klar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung vorgehen müsse, sagte der Stellvertreter von Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag im Europaparlament in Brüssel. «Mit diesem Ausmass an Unsicherheit ist es sehr schwierig, eine Art Forward Guidance hinsichtlich der Zukunft zu liefern.» Unter «Forward Guidance» werden in der Notenbank-Sprache konkrete Zinsprognosen der Währungshüter verstanden.
Für die Zinssitzung im Juni sind dagegen wichtige Weichen bereits gestellt. «Ich denke, wir habe uns sehr klar ausgedrückt,» sagte laut de Guindos. «Wenn sich die Dinge so wie sie sich zuletzt entwickelt haben weiterentwickeln, werden wir im Juni bereit sein, die Restriktion zu verringern in unserem geldpolitischen Kurs.» Dabei komme auf die Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrundeliegenden Teuerung und der Schlagkraft der Geldpolitik an.
Im März lag die Teuerung in der 20-Länder-Gemeinschaft nur noch bei 2,4 Prozent nach 2,6 Prozent im Februar. Noch im Herbst 2022 hatte die Inflationsrate zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. «Die Inflation ist in diesem Jahr weiter gesunken und es wird erwartet, dass sie mittelfristig weiter zurückgeht, allerdings langsamer», sagte de Guindos. Die EZB hält nach einer Serie von zehn Zinsanhebungen inzwischen seit September 2023 die Schlüsselsätze konstant. Auf der Zinssitzung vergangene Woche beliess sie den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie ihrer nationalen Notenbank überschüssige Gelder parken, auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Der nächste Zinsentscheid der EZB steht am 6. Juni an. (reuters/hzb/ps)