Eine grosse Mehrheit der Börsianer rechnet am kommenden Donnerstag mit einer weiteren Zinssenkung, nachdem die Euro-Hüter im Juli die Füsse stillgehalten hatten. Zuletzt hatten mehr und mehr EZB-Vertreter für eine weitere Senkung plädiert. Rückläufige Inflationsdaten dürften ebenfalls grünes Licht dafür geben.
Leicht fallen dürfte der EZB das Abstecken der weiteren Zinsroute nicht. Die Inflationsentwicklung erfordere angesichts nominal hoher Stundenlöhne und gestiegenen Dienstleistungspreisen eigentlich ein Festhalten an hohen Zinsen, sagt Volkswirt Axel Angermann von Feri Economics. Deswegen werden Investoren die endgültigen Inflationsdaten für Deutschland am Montag genau unter die Lupe nehmen. Auch aus China stehen Preisdaten an.
Die anhaltend schwache konjunkturelle Dynamik im Euroraum könne wiederum das Argument fördern, mit weiteren Zinssenkungen die Wirkung der restriktiven Geldpolitik auf die Wirtschaft abzuschwächen. Erfahrungsgemäss gebe es im EZB-Rat Verfechter für beide Ansätze, welches Lager sich durchsetze und welche Position Christine Lagarde einnehme, sei kaum abzuschätzen, so der Ökonom. «Für Finanzmärkte wie auch für Unternehmen bedeutet dies ein zusätzliches Unsicherheitsmoment.»
Fed: 0,5 oder 0,25 Prozent?
Auch für die USA rechnen die Marktteilnehmer mehrheitlich mit sinkenden Zinsen, wenn die Notenbank Fed am 18. September zusammentritt. Im Fokus stehen deswegen die Verbraucherpreise, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Ökonomen rechnen damit, dass sich der Preisdruck im August weiter beruhigt hat. Börsianer rätseln, ob die US-Notenbank die erwartete Zinswende mit einer Senkung um einen halben oder um einen Viertel Prozentpunkt einleitet. (Reuters/hzb/pg)