Die Währungshüter um Federal Reserve-Chef Jerome Powell beliessen den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Sie avisieren im Mittel zugleich für 2024 nur noch einen Zinsschritt nach unten. Im März hatten sie noch drei Senkungen ins Auge gefasst. Wenige Stunden vor dem Zinsbeschluss waren ihnen frische Verbraucherpreisdaten auf den Tisch geflattert. Den überraschenden Rückgang der Inflationsrate auf 3,3 Prozent im Mai nannte Powell zwar ermutigend. Doch seien mehr «gute Daten» nötig, um Zuversicht fassen zu können, dass die Teuerung nachhaltig auf die Zielmarke von zwei Prozent zusteuere.
Mit Blick auf eine an den Finanzmärkten für September erwartete Zinswende blieb er vage: Die Fed lege sich nicht vorab fest. Die Signale aus der Führungsebene der Notenbank sind uneinheitlich. In ihrem Zinsausblick haben vier von 19 Währungshütern überhaupt keine Zinssenkung für 2024 auf dem Zettel. Sieben der Fed-Oberen peilen eine Senkung an. Die acht übrigen avisieren zwei Schritte nach unten. Powell erläuterte, dass die Währungshüter die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Projektionen im Licht der frischen Inflationsdaten kurzfristig anzupassen. Einige nutzen diese Möglichkeit, doch die meisten nicht, fügte Powell hinzu.
«Die US-Notenbanker halten noch immer mehrheitlich an der Perspektive einer Leitzinswende im laufenden Jahr fest», resümierte LBBW-Ökonom Elmar Völker. Doch deuteten sie weniger Potenzial für eine geldpolitische Lockerung an: «Ein Signal, dass der Weg bis zu einer ersten Zinssenkung länger ist als zuvor vermutet.»
Diese Einschätzung bestätigte auch Powell vor der Presse. Die Währungshüter seien von den schlechter als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten im ersten Quartal auf dem falschen Fuss erwischt worden. Nun müsse man herausfinden, wohin der Trend bei der Teuerung verlaufe. Die jüngsten Inflationsdaten seien «ein Schritt in die richtige Richtung». Doch könne sich die Fed nicht von einem einzigen Datenpunkt leiten lassen.
An den US-Börsen schlossen der S&P-500-Index und der Nasdaq am Mittwoch die dritte Sitzung in Folge auf einem Rekordhoch. Der Dollar grenzte seine Verluste auf 0,5 Prozent ein. Zuvor lag er knapp ein Prozent im Minus.
Sehr starker Arbeitsmarkt
Die Fed hält derzeit die Zinsen hoch, um die Inflation zu drücken. Zugleich will sie den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Gebremst von der Hochzinspolitik hat die Konjunktur zuletzt an Schwung eingebüsst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 1,3 Prozent zu, nach annualisiert 3,4 Prozent Ende 2023.
Doch der Boom am US-Arbeitsmarkt setzt sich fort. Im Mai wurden mit 272.000 weit mehr Stellen geschaffen als erwartet. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Mai allerdings auf 4,0 Prozent. Powell betonte, der Jobmarkt sei weiterhin sehr stark. Zugleich sei es ermutigend, dass die Wirtschaft noch solide wachse. Die Währungshüter erwarten in ihrer aktuellen Projektion wie bereits im März, dass das BIP dieses Jahr um 2,1 Prozent zulegen wird. Zugleich rechnen sie weiterhin mit einer Arbeitslosenquote von 4 Prozent. (reuters/hzb/ps)