Von Reuters befragte Experten erwarten unisono, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell nach der jüngsten Zinssenkung vom Dezember am Mittwoch eine Pause einlegen und die Zinsspanne im Korridor von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Dies auch, weil Powell klargemacht hat, dass sich das Tempo der Lockerungen verlangsamen und es nicht mehr auf jeder Sitzung einen Zinsschritt geben wird. Mit dieser behutsamen Gangart dürfte die unabhängige Notenbank auf Konfrontationskurs mit Trump geraten, der auf weitere Zinssenkungen dringt.

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Laut Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner sollte die Fed zunächst in Ruhe die Daten analysieren: «Dazu zählen auch die ersten Entscheidungen der neuen US-Regierung und ihre etwaigen Auswirkungen auf Wachstum und Inflation», so der Experte. Trump droht mit Sonderzöllen, die ab Februar bereits die US-Nachbarn Mexiko und Kanada treffen könnten. Aber auch China und die EU hat er im Visier. Anders als im Wahlkampf angekündigt, hat er aber nicht sofort neue Zölle angeordnet. Für die US-Notenbank ergebe sich daher noch kein klares Bild, meint DWS-Volkswirt Christian Scherrmann: «Was bleibt, ist die politische Unsicherheit. Zwar haben die Notenbanker nun einige Impulse von der neuen Regierung bekommen, aber es bleibt unklar, wie beispielsweise die Zölle eingesetzt werden sollen - ganz zu schweigen von der Fiskalpolitik.»

Eine umfassende und signifikante Erhöhung der Zölle könnte laut dem Experten die Inlandsnachfrage nach bestimmten Gütern so stark ankurbeln, dass eine Preis- und Lohnspirale möglich wird. «Während die Zentralbanken vorübergehende Preiserhöhungen wahrscheinlich ignorieren werden, müssen sie auf anhaltenden Preisdruck reagieren – insbesondere, wenn dieser von den Arbeitsmärkten ausgeht», so Scherrmann.

Neue Inflationsrisiken?

Die US-Inflation war im Dezember erneut gestiegen. Die Verbraucherpreise legten um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nach 2,7 Prozent im November. Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sind Experten zufolge ein Grund dafür, weshalb Trump erneut ins Weisse Haus einziehen konnte. Die von dem Republikaner angedrohten Strafzölle bergen allerdings ein neues Inflationsrisiko, weil dadurch Importe aus Ländern wie Kanada, Mexiko und China oder auch der EU teurer werden dürften. «Für die zweite Jahreshälfte besteht Aufwärtsdrive wegen der Zollpläne Trumps», sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Angesichts dieser Aussicht werde die US-Notenbank Fed die Leitzinssenkungen «langsamer angehen».

Zwischenrufe aus dem Weissen Haus

Dies dürfte Trumps Erwartungen zuwiderlaufen. Per Videoübertragung zugeschaltet, forderte er vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos niedrigere Zinsen: «Angesichts der sinkenden Ölpreise verlange ich eine sofortige Senkung der Zinsen, und ebenso sollten sie überall auf der Welt sinken.» Bei einer Veranstaltung im Weissen Haus legte er nach und teilte gegen die Fed und Powell aus: «Ich denke, ich kenne die Zinssätze viel besser als sie, und ich denke, ich kenne sie mit Sicherheit viel besser als derjenige, der in erster Linie für diese Entscheidung verantwortlich ist.»

Auch wenn die Fed unbeeindruckt von den Zwischenrufen aus dem Weissen Haus zunächst die Pausetaste drücken dürfte, ist der Zinssenkungszyklus wohl noch nicht am Ende: Darauf deuten auch Äusserungen von Fed-Direktor Christopher Waller hin. Seiner Ansicht nach könnte sich die Inflation etwas schneller der Fed-Zielmarke von zwei Prozent annähern als es viele gegenwärtig erwarten. Sollten die Preisdaten weiterhin günstig ausfallen, sei es vernünftig, im ersten Halbjahr weitere Zinssenkungen zu erwarten. «Wir gehen daher weiter von zwei Zinssenkungen zu je 25 Basispunkten auf den Sitzungen im März und Juni aus, also von Senkungen auf jeder zweiten Sitzung», so die Einschätzung von Commerzbank-Experte Weidensteiner. (Reuters/hzb/pg)

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