Der am Donnerstag erwartete Schritt könnte allerdings kleiner ausfallen als der XL-Zinsschritt vom September: Die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell den Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent nach unten setzen. Die Zeichen stehen auch deshalb auf Senkung, weil die Inflation nach der langjährigen Teuerungswelle deutlich abgeebbt ist und fast den Zielwert der Zentralbank von zwei Prozent erreicht hat.

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Doch jüngste Arbeitsmarktzahlen dürften der Fed zu schaffen machen: Im Oktober brach die Zahl der neu geschaffenen Jobs auf 12.000 von zuvor 223.000 ein. Experten verweisen darauf, dass der Arbeitsmarkt durch die verheerenden Folgen von Hurrikans durcheinandergewirbelt wurde. Wie es tatsächlich um ihn bestellt ist, dürfte sich daher erst zum Jahresende herauskristallisieren.

Damit kommt also eine knifflige Aufgabe auf die Währungshüter zu, die am Donnerstagabend (20.00 MEZ) über den Leitzins entscheiden. Die Fed hatte ihre zweitägige Sitzung eigens um einen Tag verschoben, um nicht zeitgleich zu den in aller Welt mit Spannung verfolgten US-Wahlen tagen zu müssen. Das Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump gilt jedoch als äusserst eng: «Bis weisser Rauch über dem Weissen Haus aufsteigt, mag sogar der eine oder andere Tag verstreichen. Für unsicherheitsbedingte Kursschwankungen an den Kapitalmärkten scheint gesorgt», meint DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater.

Zuletzt wurde an den Märkten zunehmend über eine Rückkehr Trumps an die Schalthebel der Macht spekuliert. Unklar ist unter Experten, wie sich in diesem Fall die geplanten Strafzölle Trumps auf die Wirtschaft und damit auch auf die US-Aktienmärkte auswirken könnten.

«Auf Sicht fliegen»

"Die Prognosen für das politische Wetter bleiben eine Herausforderung", so DWS-Volkswirt Christian Scherrmann. Dabei seien die Aussichten für die Finanz- und Handelspolitik ein wichtiger Faktor für geldpolitische Entscheidungen. In einer Zeit, in der die Fed ihr Inflationsziel noch nicht erreicht habe, könne ein Ankurbeln der Nachfrage durchaus kontraproduktiv sein. Angesichts all dieser Unsicherheiten müssten die US-Notenbanker "weiterhin auf Sicht fliegen". Der Experte verweist darauf, dass die aktuellen Leitzinsen noch immer deutlich über dem neutralen Niveau liegen, mit dem die Wirtschaft weder gebremst noch angeschoben wird. Daher habe die US-Notenbank zumindest derzeit noch einen gewissen Spielraum.

Experte: In einem Spannungsfeld

Nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner befindet sich die Fed in einem gewissen Spannungsfeld, was für ein vorsichtigeres Vorgehen spreche. Denn die Wirtschaft erweise sich mit einer Wachstumsrate von aufs Jahr hochgerechnet 2,8 Prozent im dritten Quartal als weiter sehr robust. Der straffe geldpolitische Kurs habe damit offenbar noch nicht dafür gesorgt, dass sich die Konjunktur wie gewünscht abkühlt.

Doch sind die Signale nicht eindeutig: Die aktuellen Indikatoren zur Konjunkturentwicklung schwanken stark. Dies zeigte sich auch beim Arbeitsmarktbericht für Oktober. Die ausgewiesene Stellenzahl fiel mit 12.000 zwar sehr niedrig aus. Doch das hatte auch mit dem Wetter zu tun. Ende September suchte Hurrikan "Helene" den Südosten der USA heim und eine Woche später traf «Milton» Florida. Auch Auswirkungen von Streiks beim Flugzeughersteller Boeing verzerrten die Statistik nach unten. Letztlich werde man die Arbeitsmarktberichte für November und Dezember abwarten müssen, um die wahre Lage am Jobmarkt beurteilen zu können, so Commerzbank-Ökonom Christoph Balz.

Sollte Trump das Rennen machen, muss sich die unabhängige Notenbank wohl so oder so auf harsche Kritik aus dem Weissen Haus gefasst machen - wie es bereits in der Amtszeit des Republikaners von 2017 bis Anfang 2021 der Fall war. Trump hat im August sogar ein Mitspracherecht des Präsidenten bei den Entscheidungen der Fed eingefordert. Wenig später nannte er den Beschluss der Fed, den Leitzins im September um einen halben Prozentpunkt zu senken, einen «politischen Schachzug». Powell, den Trump einst auf den Chefposten hievte, hat mehrfach betont, dass die Fed keine politische Behörde sei. Sie werde niemals geldpolitische Entscheidungen mit Blick auf den Ausgang einer Wahl treffen. (reuters/hzb/ps)

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