Die EU-Richtlinie Financial Data Access (FIDA), die voraussichtlich Ende 2024, Anfang 2025 in Kraft treten wird, ist eine Weiterentwicklung der seit 2018 gültigen zweiten Zahlungsdienstrichtlinie (PSD2), welche die Zahlungsverkehrslandschaft in der EU durch die Einführung offener Schnittstellen (APIs) grundlegend verändert hatte. 

FIDA gilt für Finanzinstitute und Versicherer und treibt offene, kundenzentrierte Ökosysteme einen wesentlichen Schritt weiter: Die Richtlinie fordert einheitliche Standards für den Zugang zu Kundendaten. Die FIDA-Verordnung erweitert zudem den Umfang der Daten, die für eine einwilligungsbasierte Weitergabe in Frage kommen. 

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Über den Autor

Eric Günter Krause, Senior Partner, Head Financial Services and Insurance Germany, Infosys Consulting.

Monetarisierung und neue Geschäftsfelder

Für die Bereitstellung offener Schnittstellen (APIs) an Drittanbieter können Finanzinstitute im Zuge der neuen EU-Regelung Gebühren verlangen und das Data-Sharing monetarisieren. Mit FIDA erhalten Use-Cases wie Embedded Finance durch die breitere Datennutzung starken Auftrieb, was neben zahlreichen Vorteilen für Verbraucher und Unternehmen für mehr Wettbewerb sorgt. Die EU-Richtlinie öffnet so auch die Tür für neue Marktteilnehmer, wie zum Beispiel Fintechs. Ein erleichterter Zugang zu Finanzdaten fördert ausserdem die Entwicklung neuer Finanzprodukte und -dienstleistungen. Akteure im Banken-, Versicherungs- und Fintechsektor sollten daher schon jetzt evaluieren, wie FIDA sich auf das eigene Geschäftsmodell auswirkt – und welche Chancen sich daraus ergeben. 

Verbesserung der Kundenerfahrung

Eine nahtlose Integration verschiedener Finanzdienstleistungen in eine Banking-Plattform erlaubt verstärkt personalisierte Kundenlösungen. Letztere optimieren das Kundenerlebnis und damit die Kundenbindung an Finanzinstitute. Die durch FIDA erhöhte Transparenz sowie standardisierte und sicherere Datenzugriffsmethoden stärken das Vertrauen der Verbraucher in digitale Finanzdienstleistungen zusätzlich. Banken und Fintechs sollten schon jetzt ihre Systeme und Prozesse auf die neue EU-Regelung ausrichten, Mitarbeitende schulen und für Kunden einen transparenteren Zugang zu Finanzinformationen in die Wege leiten. Dazu gehören beispielsweise regelmässige Nutzertests und Feedbackschleifen sowie eine proaktive und transparente Kommunikation über die Vorteile der neuen Regelungen und darüber, wie die Verbraucherdaten letztlich verwendet und geschützt werden. So ist ein zentraler Aspekt von FIDA beispielsweise die Einführung eines Dashboards, das von den Dateninhabern bereitgestellt wird und es Kunden erlaubt, ihre Einwilligungen zur Datenverarbeitung einzusehen und zu verwalten.

Datenstrategie und -infrastruktur neu denken

Die Einführung von FIDA bietet Banken und Versicherungen die Gelegenheit, eine Datenstrategie und -infrastruktur zu entwickeln und ein Daten-Ökosystem mit geeigneten Partnern zu schaffen, welches zudem einen deutlichen Kundennutzen mit sich bringt. Für Banken und Versicherungen ist es daher empfehlenswert, schon jetzt die erforderlichen einmaligen Anpassungen sowie Prozessveränderungen zu identifizieren und den Fokus auf die damit entstehenden Vorteile zu richten. Bei FIDA werden klare First-Mover-Vorteile entstehen, die es ermöglichen, langfristig innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Fazit 

FIDA bietet dem Banken-, Versicherungs-  und Fintechsektor erhebliche Vorteile, darunter neue Geschäftsfelder und eine verbesserte Kundenerfahrung. Gleichzeitig bringt FIDA jedoch auch Herausforderungen im Bereich Infrastruktur. Insbesondere eine störungsfreie und gegen Cyberangriffe geschützte Datenübermittlung in Echtzeit muss gewährleistet sein. Datenschutz und technische Integration sind hierbei zentrale Aspekte. Die erfolgreiche Umsetzung der neuen EU-Regelung erfordert daher eine sorgfältige Planung und Koordination zwischen den beteiligten Akteuren. Finanzinstitute, die schon jetzt eine klare Strategie definieren, welche Geschäftsziele sie mit FIDA unterstützen wollen, und eine Roadmap zur Umsetzung entwickeln, können von der neuen Richtlinie profitieren und sich bestmöglich für die Zukunft aufstellen.