In einem Vorab-Auszug des am heutigen Mittwoch anstehenden Finanzstabilitätsberichts hob die Zentralbank hervor, dass sich die Bedingungen für die Markt- und Finanzierungsliquidität in der Region seit Anfang 2022 verschlechtert hätten. Dies sei ungewöhnlich, die Indikatoren deuten darauf hin, dass die Marktliquidität jetzt so niedrig sei wie zu Beginn der Pandemie Anfang 2020, heisst es weiter.
Dieser Trend sei darauf zurückzuführen, dass die Zentralbanken die akkommodierende Geldpolitik und die umfangreichen Anleihekäufe der letzten Jahre zurückfahren, so die EZB.
«Diese zyklischen Faktoren könnten einen Wendepunkt erreicht haben und die zugrundeliegenden Risiken aufdecken, die durch die akkommodierende Politik des letzten Jahrzehnts verschleiert wurden», schreiben die Verantwortlichen im Bericht. «Es signalisiert das erhöhte Risiko einer Verschiebung hin zu einem Regime angespannter Liquidität.»
Banken im Euroraum sind widerstandsfähiger
Die verringerte Präsenz der globalen Zentralbanken an den Anleihemärkten wird die Bereitschaft der Market Maker, Liquidität bereitzustellen, weiter herausfordern, da sie bereits mit einer «extrem hohen Volatilität der Anleihekurse» zu kämpfen haben, so die Autoren. Aufgrund dieser Herausforderungen ist die durchschnittliche Anzahl der Market Maker nach Angaben der Zentralbank gegen Ende 2022 auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gefallen.
Ein mildernder Faktor ist laut dem Bericht, dass die Banken des Euroraums widerstandsfähig sind und über eine starke Kapital- und Liquiditätsposition verfügen. Allerdings könnten die Banken nicht in der Lage sein, die Fälligkeit ihrer Verbindlichkeiten über Nacht anzupassen, sobald die quantitative Straffung in Gang kommt. Auch könnten sie Liquiditätsforderungen von Nicht-Banken und Nicht-Finanzunternehmen ausgesetzt sein.
«Sowohl die Marktliquidität als auch die Finanzierungsliquidität könnten fragiler und unbeständiger sein, als es die aggregierten Messgrössen für die Liquidität vermuten lassen, und sie sollten daher kontinuierlich überwacht werden», so der Bericht.
(bloomberg/rul)