Nach weiteren schweren Verlusten an der Wall Street soll die US-Krisenbank First Republic einem Insider zufolge unter die Zwangsverwaltung des staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC gestellt werden. Dieser habe eine weitere Verschlechterung der Lage bei der Bank festgestellt und für eine Rettung über den Privatsektor reiche die Zeit nicht mehr, erklärte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Freitag nach Börsenschluss in New York.
Die FDIC äusserte sich nicht dazu. First Republic Bank liess in einer Erklärung vermelden, man sei mit mehreren Parteien über strategische Optionen in Gesprächen, während die Kunden weiterhin betreut würden.
Aktienkurs halbiert sich erneut
Die Aktien der Krisenbank waren zuvor im regulären Handel um weitere rund 40 Prozent auf 3,51 Dollar abgesackt. Nach Börsenschluss verloren die Titel zunächst weiter.
Sollte es tatsächlich so kommen, wäre First Republic seit März die dritte US-Bank, die es nicht aus eigener Kraft überleben konnte. Im März waren kurz nacheinander die Silicon Valley Bank und die Signature Bank in die Knie gegangen, nachdem Kunden ihr Geld abzogen. In einer konzertierten Aktion hatten Grossbanken zunächst 30 Milliarden Dollar in die ebenfalls taumelnden First Republic Bank gesteckt, um sie zu retten.
Massive Geldabflüsse
Die Verhandlungen über weitere Rettungsleinen gestalteten sich zuletzt schwierig. Die Beteiligung der Regierung an den Gesprächen habe zumindest dazu beigetragen, mehr Parteien, darunter Banken und Private-Equity-Unternehmen, an den Verhandlungstisch zu bringen, hatte die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Situation vertrauten Personen erfahren.
Die Aktien des in San Francisco ansässigen Kreditgebers befanden sich im Sturzflug, seitdem das Geldhaus zu Wochenbeginn seinen Quartalsbericht veröffentlicht und einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart hatte.
Auf ihrem niedrigsten Stand hatte die Bank eine Marktkapitalisierung von knapp 557 Millionen Dollar, weit entfernt von ihrer Höchstbewertung von mehr als 40 Milliarden Dollar im November 2021. Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen, haben ihre Wetten gegen die Bank in den vergangenen 30 Tagen um 63 Millionen Dollar auf 376 Millionen Dollar erhöht, sagte Ihor Dusaniwsky von Predictive Analytics.
Die Aktien der First Republic kosteten am Freitag zeitweise nur noch drei Dollar. Vor acht Monaten hatten sie noch bei 171 Dollar notiert.
(reuters, Bloomberg, rop)