Mindestens 290 solcher kleiner Geldhäuser und Kooperativen wurden 2024 zu grösseren regionalen Kreditinstituten fusioniert. Dies geht aus einer Auswertung der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis von Behördendaten und Unternehmensanmeldungen hervor. Das Ausmass dieser Fusionen wirft ein Schlaglicht auf die Probleme in einem wichtigen Bereich des Finanzsektors der Volksrepublik. Es ist die umfassendste Konsolidierung, seit sich kleine ländliche Geschäftsbanken zur Jahrtausendwende von sozialistischen ländlichen Genossenschaften zu Dienstleistern für Bauern und kleine Firmen wandelten. Sie soll unter anderem vielen Banken helfen, die bei der Kreditvergabe in Schwierigkeiten geraten sind.

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Der Bankensektor Chinas auf dem Land umfasst rund 3700 Institute und ist, Stand Ende Juni 2024, rund 7,55 Billionen Euro schwer. Damit ist er etwa doppelt so gross wie der gesamte australische Bankensektor. «Nach Jahren der Bereinigung ist das Bankensystem trotz des mauen wirtschaftlichen Hintergrunds in relativ guter Verfassung», sagt Jason Bedford, ein ehemaliger Asien-Analyst beim Hedgefonds Bridgewater und der UBS. Allerdings würden im Zuge der Fusionen durch die Zusammenlegung insolventer Institute oft lediglich grössere Banken geschaffen, die auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten.

Im vorigen Jahrzehnt begannen viele kleine Banken, aggressiv Kredite an Immobilienentwickler und Finanzierungsgesellschaften der lokalen Regierungen zu vergeben. Diese Vorgehensweise rächte sich vielfach, als in China im Zuge der Corona-Pandemie ein wirtschaftlicher Abschwung einsetzte und die Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt zunahmen.

Reformen zielen auf Sanierung ab

«Das Problem ist, dass es so viele kleine Regionalbanken gibt, dass die Bankenaufsicht offensichtlich nicht die Kapazität hat, sie alle zu überwachen», sagt Christopher Beddor vom Analysehaus Gavekal Dragonomics. Durch die Konsolidierungen würden zwar weniger, dafür aber grössere Institute entstehen, die von den Regulierern effektiver beaufsichtigt werden könnten.

Die Quote der uneinbringlichen Kredite bei ländlichen Geschäftsbanken erreichte im dritten Quartal des vorigen Jahres 3,04 Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie die Quote des gesamten Bankensektors von 1,56 Prozent, wie aktuelle Daten zeigen.

Die Fusionsinitiative für kleine Banken ist Teil der Reformen, die China 2022 startete. Ziel ist es, den ländlichen Bankensektor auf Vordermann zu bringen und kleinere Kreditinstitute zu sanieren, die in Schwierigkeiten geraten sind. Zuvor war es in einer Reihe von Skandalen zu erheblichen Geldverlusten und für die Volksrepublik seltenen öffentlichen Protesten gekommen. Die chinesische Bankenaufsicht wollte sich nicht zu dem Reuters-Bericht äussern. (Reuters/hzb/pg)