Die Generalversammlung der UBS war geprägt von einem Geschäft, das offiziell nicht traktandiert war. Wie schon an der Generalversammlung der Credit Suisse am Dienstag war auch bei der UBS die Notfallübernahme nicht Teil des offiziellen Programms. Per Notrecht hatte der Bundesrat die Fusion von der Zustimmungspflicht entbunden (mehr zu den Ergebnissen der Abstimmungen weiter unten).
Und doch war die Transaktion das grosse Thema – bei den teilnehmenden Aktionärinnen und Aktionären und beim Management der Grossbank, welches zu Beginn der Veranstaltung noch einmal genau erläuterte, weshalb und wie man die Übernahme durchführen wolle.
Integration dürfte drei bis vier Jahre dauern
Dabei fiel auf, dass die UBS-Oberen ihr Vokabular etwas angepasst hatten. War bislang oft die Rede davon gewesen, dass Teile der Credit Suisse in eine grössere UBS aufgehen sollten, so wurde nun zunehmend der «Zusammenschluss» betont. Einen «Neubeginn für die kombinierte Bank» sieht Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher. Man wolle «auf den Stärken beider Banken aufbauen».
Und Kelleher ergänzt: «Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich.» Die Integration dürfte drei bis vier Jahre dauern, so der Präsident weiter er weiter.
Diese Herkulesaufgabe will Kelleher einem neuen Steuermann anvertrauen. Statt des niederländischen Retail-Bankers Ralph Hamers führt ab Donnerstag der gelernte Investmentbanker Sergio Ermotti die UBS. An der GV wurde denn auch Hamers mit Applaus verabschiedet und erhielt von Präsident Kelleher noch einen Korb mit Schweizer Spezialitäten.
Die an der GV anwesenden Aktionäre freuten sich über die anstehende Rückkehr von Ermotti. Der Tessiner war bereits vor dem Niederländer Hamers neun Jahre CEO bei der UBS gewesen. Zur GV am Mittwoch erschien Ermotti aber nicht.
Ausführlich zur Fusion äusserte sich auch Vizepräsident Lukas Gähwiler, der als ehemaliger langjähriger CS-Manager auch so etwas wie das Bindeglied in die CS-Belegschaft symbolisiert. Er könne «sehr gut nachvollziehen, dass sich viele davon heute Sorgen um ihre Zukunft machen».
Die Marke Credit Suisse bleibt noch eine Weile bestehen
Allzu schnell werde die heutige Credit Suisse nicht verschwinden, sagte Gähwiler. «Fest steht: Die Marke Credit Suisse wird in der Schweiz auf absehbare Zeit bestehen bleiben.» Das Schweizer Geschäft sei solide und habe eine starke Kundenbasis.
Allerdings müsse man «realistisch» bleiben bezüglich der geforderten Abspaltung des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse. Diese könne «schwierig und weniger attraktiv sein als allgemein angenommen». Die UBS werde aber dennoch «alle Optionen ergebnisoffen angehen und analysieren», so Gähwiler.
Von der Börse dürfte die CS-Aktie jedoch bald zurückgezogen werden. UBS-Präsident Kelleher erwähnte im Verlauf der GV mehrfach, dass die Aktie nur noch kotiert bleibe, bis die Übernahme abgeschlossen sei.
Die Frage, ob die neue UBS nicht zu gross werde, beantwortete Gähwiler mit «Nein». Noch 2006, vor der letzten Finanzkrise, hätten die Bilanzen der beiden Grossbanken dem Siebenfachen des Schweizer Inlandsprodukts entsprochen. Heute sei man beim Faktor zwei. Zudem solle das Investmentbanking weiter reduziert werden.
Neues Rückkaufprogramm, Aktienkapital neu in USD: Die Beschlüsse der Generalversammlung
Sämtliche Anträge des Verwaltungsrats wurden von der Generalversammlung angenommen. Allerdings kam es teilweise zu hohen Nein-Anteilen. So wurde etwa der Vergütungsbericht mit nur 86 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Der Nachhaltigkeitsbericht erreichte sogar nur 81 Prozent Ja-Stimmen bei fast 15 Prozent Nein-Anteil. Schlecht schnitt auch eine Teilabstimmung zur Statutenänderungen ab. Die Vorlage mit neuen Regeln zur Durchführung virtueller Generalversammlungen erreichte bloss 78 Prozent Ja-Stimmen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Lagebericht: 99,2 Prozent Ja
Vergütungsbericht: 85,6 Prozent Ja
Nachhaltigkeitsbericht: 81,3 Prozent Ja
Gewinnverwendung: 99,7 Prozent Ja
Wahl Colm Kelleher: 89,85 Prozent Ja
Wahl Lukas Gähwiler: 92,21 Prozent Ja
Lohn-Obergrenze für das Topmanagement: 88,0 Prozent Ja
Herabsetzung des Aktienkapitals: 99,61 Prozent Ja
Neues Aktienrückkaufprogramm: 94,99 Prozent Ja
Aktienkapital neu in USD geführt: 98,17 Prozent
Die UBS-Generalversammlung zog erwartungsgemäss auch enttäuschte CS-Aktionäre und -Aktionärinnen an, die sich im Rahmen der Fragerunde zum aktuellen Geschäft äusserten. Als «Frechheit» bezeichnete einer den Kaufpreis von 3 Milliarden Franken für die UBS. Ein anderer verwies auf «dumme Statements», die im Umfeld der Kaufverhandlungen gemacht worden seien.
Vincent Kaufmann von der Anlagestiftung Ethos verwies zwar auf die «gute Gelegenheit», die der Kauf für 3,5 Milliarden Franken darstelle, äusserte aber gleichsam Sorgen mit Blick auf die künftige Grösse der Bank. Und er warnte: Die neue Grösse dürfe kein Grund für noch höhere Löhne für das Topmanagement werden.
Kritik von Umweltschützern
Während drinnen in der Basler St. Jakobshalle die Generalversammlung abgehalten wurde, protestierte draussen vor der Halle eine Gruppe, hinter der die Organisationen Campax, Breakfree und Collective Climate Justice stehen. Die jungen Leute monieren eine «toxische Mischung fürs Klima», die aus der Fusion von UBS und CS hervorgehe. Sie verweisen auf Darlehen, welche die beiden Banken für Unternehmen gesprochen hätten, die in der Förderung fossiler Energien tätig sind.
Dieses Anliegen vertrat drinnen auch die Aktionärsvereinigung Actares. Sie lehnt den Nachhaltigkeitsbericht ab, weil die Bank zu wenig weit gehe, um Geschäfte mit fossilen Energien zu reduzieren. Zudem warnt Actares davor, dass mit der Übernahme der Credit Suisse neue Klimarisiken übernommen würden – etwa im Bereich des Frackings.
Actares hatte sich bereits im Vorfeld der GV auch gegen das von der UBS traktandierte neue Aktienrückkaufprogramm ausgesprochen. Angesichts der Übernahme der Credit Suisse solle die Kapitalbasis der UBS nicht geschwächt werden, begründete Actares das Nein zum Aktienrückkauf. Zwar hatte die UBS ein laufendes Rückkaufprogramm gestoppt. Auf der Traktandenliste steht jedoch noch immer ein neues Programm. Dieses wurde, wie alle anderen Traktanden, von der Generalversammlung angenommen.
Die Generalversammlung begann um zehn Uhr begonnen und dauerte bis Anfang Nachmittag. Zum grossen Besucheransturm kam es nicht. Im Vorfeld war die UBS davon ausgegangen, dass mehr Besucherinnen und Besucher als normal an die GV kommen würden. Insgesamt fanden 1128 Aktionärinnen und Aktionäre den Weg nach Basel.