Der eigentliche «Tekkie» in der Familie ist der Bruder von Mathias Imbach. Der hat schon früh Bitcoin gemintet, als noch kaum jemand in der Schweizer Finanzszene wusste, was Bitcoin überhaupt ist. «Ich war zunächst von der libertären Philosophie hinter der Kryptowährung fasziniert», erinnert sich Mathias Imbach, damals noch ein junger Student an der Hochschule St. Gallen (HSG), der dem traditionellen Bankwesen und seinen Akteuren eher kritisch gegenüberstand. «Ich habe damals sogar mal versucht, ohne Bankkonto zu leben, was aber natürlich nicht funktioniert hat», erinnert er sich. Als dann die zweite grosse Kryptowährung Ethereum auf den Markt kam, hatte er einen regelrechten «Aha-Moment» und er war überzeugt, dass diese dezentrale Plattform mit ihrer Smart Contract-Funktionalität den Finanzmarkt signifikant optimieren und idealerweise demokratisieren wird. 

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Beruflich war Imbach damals für die indische RNT Associates, dem Family Office von Ratan N. Tata tätig, welches er als erster Mitarbeiter mitaufbaute und insbesondere Risikokapital- und Private Equity-Investitionen im Technologiebereich tätigte. So beteiligte er sich auch von Investorenseite her an Projekten im Bereich Blockchain und Distributed Ledger Technology (DLT), inklusive verschiedenster sogenannter Initial Coin Offerings (ICO). In dieser Zeit wurde ihm klar, dass Adoption in grösserem Stil nur dann möglich sein wird, wenn man dem Prinzip «Zukunft braucht Herkunft» folgt, und unter anderem auch geltende regulatorische Prinzipien auf die Kryptoindustrie anwendet. So gründete er gemeinsam mit Luka Müller, Manuel Krieger und Gerald Goh die Sygnum in der Schweiz sowie in Singapur, die 2019 als erste Kryptobank die Genehmigung der Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) erhielt. 

Die Verbindung zu Ratan Tata, den er bis zu seinem Tod in 2024 zu seinen wichtigsten Mentoren zählte, kam nicht zufällig zustande - im Gegenteil. Imbach hatte sich nach einem ersten Besuch in Indien im Auftrag des St. Gallen Symposiums in den Kopf gesetzt, diesen Mann, dem auf den ersten Blick damals ganz Indien zu gehören schien, kennenzulernen. «In Indien war damals alles «Tata» - Autos, Hotels, Softwareunternehmen, Stahl, Getränke und alles Mögliche. Das hat mich so beeindruckt, dass ich Herrn Tata unbedingt als Förderer sowie Referenten für das St. Gallen Symposium gewinnen wollte», erinnert sich Imbach. Wie genau er es geschafft hat, sei eine ganz andere Geschichte («I would like to meet you anywhere on this planet for 15 minutes»), aber er traf Tata dann tatsächlich zu einem persönlichen Gespräch in Delhi. Und einige Monate später kam Ratan N. Tata als Förderer und Referent ans St. Gallen Symposium.
 
Ebenso wurde wahr, was er mit seinen Mitbegründern der Sygnum Bank schon 2017 hat kommen sehen: Die Verschmelzung des traditionellen mit dem neuen digitalen Finanzwesen. «Es geht nicht ohne die Integration in den klassischen Finanzmarkt und heute sind wir mittendrin in diesem Prozess», ist der CEO überzeugt. Und eine weitere These aus 2017 beginnt ebenfalls langsam Gestalt anzunehmen: Die Staatsregierungen kommen nicht gegen die Entwicklung des dezentralen digitalen Finanzmarktes an, Krypto-Verbote wie in China werden aus seiner Sicht auf lange Sicht keinen Bestand haben. «Gute Ideen setzen sich langfristig durch», kommentiert Imbach diese Entwicklung. Er geht ebenso davon aus, dass nach El Salvador und den aktuellen Entwicklungen in den USA über die Zeit weitere Staaten folgen werden, die die Blockchain-Technologie generell und Bitcoin spezifisch beginnen ernst zu nehmen und versuchen ihre nationalen Interessen beispielsweise über Aufbau von strategischen Bitcoin-Reserven zu stärken. 

Aktuell gibt es dazu auch eine Initiative in der Schweiz. «Auch wenn es mich freuen würde: Der Weg über eine Anpassung der Bundesverfassung scheint sehr ambitioniert, ich begrüsse aber den daraus entstehenden Impuls und Diskurs in der Öffentlichkeit. Wir sollten die Debatte differenzierter führen als beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB). Bitcoin wird in diesen Kreisen ohne objektive Reflexion als wertlos abgestempelt. Dies, während die Welt Innovationen in diesem sowie anderen Bereichen mit Offenheit für Neues vorantreibt und Europa immer weiter abhängt», ist Imbach überzeugt.

Er geht zudem davon aus, dass es an den Kryptomärkten weiterhin Bust-Phasen geben wird. Die Entwicklung dieser noch jungen Technologie verläuft zyklisch und sehr volatil. Es wird auch immer wieder Innovationen geben, die erst durch die Decke gehen und dann zwischenzeitlich wieder abstürzen, wie aktuell vermutlich die Meme-Coins von Trump und Melania und Co. «Das wird dann ein bisschen wehtun, dann wird sich der Markt stabilisieren und dann folgt die nächste Innovationsphase», sagt Imbach. Den nächsten Boost erwartet er von Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Blockchain und Künstlicher Intelligenz. «Künftig werden AI-Agents unsere persönlichen Assistenten und als solche immer mehr Tätigkeiten für uns übernehmen, und man wird ein System brauchen, um diese von AI Agents getätigten Transaktionen sicher zu machen, und die AI-Agents müssen sich auch gegenseitig bezahlen. Dafür ist die Blockchain perfekt geeignet und das wird eine massive Adaptionszunahme mit sich bringen», ist er überzeugt. AI würde damit zu einem Weg, mit dem Blockchain Applikationen für breite Massen viel zugänglicher werden – oft ohne dass die Endnutzer es überhaupt merken.