Vermutlich hätte sich Hansruedi Köng sein Ende bei der Postfinance anders vorgestellt. Heute kündigte er seinen Rücktritt per Februar 2024 an. Eines, was er immer erreichen wollte, wird er bis dahin nicht mehr schaffen: aus der Postfinance eine vollständige Bank zu machen.
Sie war das Thema der letzten Jahre: die Hypotheken-Frage. Aus historischen Gründen darf die Postfinance keine Kredite vergeben. Einst war sie gar keine Bank, doch selbst nach der Erteilung der Banklizenz im Jahr 2013 blieb das Manko: Per Gesetz blieb das Kreditgeschäft verboten.
Köng kämpfte jahrelang für die Abschaffung dieser Klausel, die er immer als Fessel empfand. Zwar waren der Post-Tochter infolge der Finanzkrise viele Gelder zugeflossen – abgezogen vor allem bei den Grossbanken. Doch die Postfinance konnte wenig damit anfangen. Sie sah sich gezwungen, das Geld bei anderen Banken oder am Markt zu parkieren. Das ging gut, solange es dafür Zinsen gab. Doch als diese immer näher gegen null sanken, war das Geschäft nur noch leidlich attraktiv.
Kaum einer war dafür, die Postfinance zu befreien
Und so lobbyierte Köng für die Abschaffung, doch er fand keine Verbündeten. Die privaten Banken waren gegen einen weiteren staatlichen Akteur im Markt, und die staatlichen Kantonalbanken sahen in der Postfinance eine Konkurrentin aus der eigenen Reihe. Es verblieben nur wenige Befürworter.
Und so hinterlässt Köng die Bank als unvollendetes Werk nach insgesamt zwanzig Jahren in der Konzernleitung. 2003 trat er als Leiter Tresorerie ein, 2007 wurde er Finanzchef, 2012 übernahm er die Gesamtleitung der Post-Tochter.
Am stärksten veränderte sich die Postfinance unter Köngs Leitung da, wo sie schon immer etwas stärker war als andere Banken: im Retailgeschäft und insbesondere im Zahlungsverkehr. So hat sich – vor allem in den letzten Jahren – die ursprüngliche Postfinance-Erfindung Twint als Branchenlösung etabliert, und mit Yuh schaffte es die Postfinance als Juniorpartnerin von Swissquote, erfolgreich eine junge Neobanken-Marke zu lancieren. Gleichzeitig beerdigte Köng das eigene Zahlungssystem mit den orangen Einzahlungsscheinen: Die neuen QR-Rechnungen sind eine gemeinsame Lösung aller Banken.
Die strategische Frage bleibt offen
Seinem Nachfolger überlässt Köng die grosse Frage: Wie soll sich die Postfinance auch ohne eigenes Kreditgeschäft langfristig positionieren? Als reine Transaktionsbank? Als Beraterbank für das Anlagegeschäft? Als spezialisierte Partnerin für die KMU?
Eines wird Köng wohl vergönnt sein: ein schöner letzter Jahresabschluss Anfang 2024. Mit dem Ende der Negativzinsen im vergangenen Jahr wurde das grösste Problem der Postfinance nämlich bereits beseitigt: Mit Verlust muss sie die Gelder ihrer Kundinnen und Kunden nicht mehr anlegen. Auch ohne eigene Hypotheken sollte nun wieder eine solide Marge möglich sein.
Der aktuelle Zeitpunkt sei ideal für einen Wechsel, wird Köng in der Medienmitteilung zitiert. Die Postfinance habe die Hausaufgaben in Bezug auf ihre Strategie gemacht, und mit der Zinswende seien die Perspektiven aus heutiger Sicht positiv.