Ist das der Anfang des Endes der Allfinanz-Ökosystem-Strategie der Helvetia oder bloss eine längst fällige Sparmassnahme? Der Versicherer schliesst den eigenständigen Vertrieb des Hypothekenvermittlers Moneypark, teilte Helvetia am Dienstag mit. Das Unternehmen spricht von einer «Bündelung» der Vertriebskraft, meint dabei aber vor allem, dass die Moneypark-Berater in die Helvetia-Strukturen integriert werden sollen. Die Mehrheitsbeteiligung an Moneypark hatte die Helvetia im Jahr 2016 für mehr als 100 Millionen Franken gekauft.

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Die Reorganisation soll ab 2024 Kosten von 6 bis 8 Millionen Franken einsparen und 25 bis 30 Stellen im Backoffice kosten. Helvetia werde auf der Beteiligung an Moneypark ausserdem eine Wertberichtigung von rund 27 Millionen Franken im Halbjahresergebnis ausweisen. Moneypark bleibe als eigenständige Marke erhalten.

Wie viele Versicherer hatte auch die Helvetia in den letzten Jahren stark in sogenannte Ökosysteme investiert und sich an Unternehmen ausserhalb des klassischen Versicherungsgeschäfts beteiligt. Traditionell ist die in St. Gallen und Basel beheimatete Helvetia vor allem in der Sachversicherung (Hausrat, Automobil) und Lebensversicherung tätig. Den Kauf von Moneypark begründete die Helvetia einst damit, ihre Digitalkompetenz ausbauen zu wollen.

Ökosysteme mit Problemen

Grössere Veränderungen erlebte vor kurzem auch ein anderes Ökosystem-Projekt aus dem Bereich Immobilien: Vor knapp einem Jahr verkaufte die Bankengruppe Raiffeisen ihre Anteile am gemeinsamen Immo-Portal Liiva an Partnerin Mobiliar

Hypothekenvermittlern wie Moneypark scheint auch die Abkühlung am Hypothekarmarkt zugesetzt zu haben, leben sie doch von Provisionen, die beim Abschluss von Hypothekarkrediten anfallen. Möglich, dass dies den Entscheid, Moneypark zu verschlanken, beschleunigt hat. Gemäss den Tamedia-Zeitungen zeigen die Zahlen der Schweizerischen Nationalbank, dass die Zahl der Neuabschlüsse seit Mitte 2021 sinke. 

Offiziell hat Helvetia indes noch immer ein Wachstumsziel: Das heutige Volumen von jährlich drei Milliarden Franken bezogen auf vermittelte Hypotheken solle in den nächsten fünf Jahren «markant» ausgebaut werden.

Vor dem Entscheid zur Integration des Vertriebs von Moneypark hatte der Hypothekenvermittler eine prominente Personalie vermeldet: Vor gut einem Jahr trat Moneypark-Gründer Stefan Heitmann als CEO ab und übergab an den Helvetia-Manager Martin Tschopp. 

Die Ankündigung der Integration von Moneypark dürfte eines der letzten Geschäfte von Helvetia-CEO Philipp Gmür sein. Dieser leitet den Versicherer seit 2016 und übergibt im Oktober an Fabian Rupprecht, der von der niederländischen NN Group zur Helvetia kommt. 

(mit Material von SDA)