Eigentlich hat sie es ihrem Geografielehrer zu verdanken, dass sie es in ihrem Job so weit gebracht hat, denn er hat einst das Interesse von Sabine Döbeli für Natur und Umwelt geweckt. Heute ist sie als CEO von Swiss Sustainable Finance genau dort, wo sie sein will, weil sie da als «Spezialistin für Nachhaltigkeit im Finanzbereich» etwas bewegen und ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft leisten kann. Und das, obwohl ihr nach dem Studium der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich auch andere Türen offen standen. «Ich stand vor der Wahl, ob ich den Naturwissenschaften treu bleiben und künftig erst einmal Pflanzen kartieren werde oder ob ich in der Finanzbranche völliges Neuland betreten sollte – für beide Seiten», erinnert sie sich. Das Neuland hiess «Nachhaltigkeit» und war bis dato ein noch unbekanntes Wort in der Finanzbranche. 

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Sabine Döbeli entschied sich für das Abenteuer in der Finanzbranche und hat es nie bereut. Obwohl es sicher kein Zuckerschlecken war, Ende der 1990er-Jahre bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) das erste nachhaltige Finanzprodukt zu konzipieren. «In den Reihen der Portfoliomanager und Analysten war ich natürlich eine Exotin», erinnert sie sich. Aber sie habe sich gedacht, «die kochen auch nur mit Wasser», und beharrlich am Aufbau des ersten Nachhaltigkeits-Ratings gearbeitet. Rückblickend betrachtet war das echte Pionierarbeit. «Es gab damals auf dem Zürcher Finanzplatz nicht viele, die in dem Thema unterwegs waren, doch das hat uns umso mehr zusammengeschweisst», erinnert sich die Pionierin 

Aus diesem losen Netzwerk bildete sich dann 2005 die Interessengruppe «Nachhaltige Anlagen» und parallel dazu das «Sustainability Forum Zürich». Sabine Döbeli war damals nach mehr als elf Jahren als Head of Sustainability Research von der ZKB zur Bank Vontobel gewechselt, die sich das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls gross auf die Fahnen geschrieben hatte. 2014 gelang es Döbeli dann, mithilfe des damaligen CEO Zeno Staub und weiteren Unterstützern, mit «Swiss Sustainable Finance» den Verband auf die Beine zu stellen, dessen Existenz sie sich schon lange gewünscht hatte. «Damit das Know-how gebündelt und weitergegeben werden kann und um die Ziele der Nachhaltigkeit in der hiesigen Finanzbranche zu verankern», erklärt sie. Gestartet ist der Verband mit 64 Mitgliedern, heute sind es 250 und etwa zur einen Hälfte Banken und Assetmanager und zur anderen Versicherungen, institutionelle Investoren sowie andere Organisationen. 

Damit ist schon viel erreicht auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Finanzbranche, aber das ist noch lange kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. «Heute geht es nicht mehr nur um Umweltaspekte, sondern auch darum, soziale und ethische Themen aus finanzieller Perspektive zu betrachten und die Wirkung sichtbar zu machen, die ein Investment auslöst», erklärt Sabine Döbeli. Auch hier seien es vor allem die Kundinnen und Kunden, die dies fordern. «Investoren und Investorinnen schielen nicht nur auf die Rendite, sondern sie wollen sich auch wohlfühlen mit den Anlagen, die sie tätigen», weiss Sabine Döbeli. 

Darüber hinaus setzt sie sich auch für eine langfristigere Betrachtungsweise ein, die viele Themen erfordern, die in Zukunft enorme Herausforderungen mit sich bringen werden, wie zum Beispiel die Entwicklung in den südlichen Teilen des Globus, wo der Klimawandel auf bereits weit verbreitete Armut trifft. «Investitionen in den globalen Süden beinhalten zwar Risiken, bieten aber auch grosse Chancen, und sie müssen jetzt getätigt werden, um Schlimmeres zu verhindern», erklärt sie. 

In den über 25 Jahren, in denen sich Sabine Döbeli dem Thema nachhaltige Finanzanlagen widmet, hat sich bereits viel getan, das Thema ist heute sehr präsent. «Dennoch staune ich manchmal noch immer, wie viel Unkenntnis noch in den Köpfen vieler Menschen herrscht, wenn es um die Mechanismen nachhaltiger Finanzen geht», gesteht sie, die dennoch nicht müde wird, interessierten Investorinnen und Investoren die verschiedenen Methoden und Strategien der nachhaltigen Geldanlage zu erklären. 

Die Energie für ihren vollen Einsatz zieht sie aus dem Zusammensein mit Familie und Freunden, aus der Bewegung in der Natur und aus der Musik. Sie singt seit vielen Jahren aktiv in einem gemischten klassischen Chor, und das mit Erfolg. Bis zu drei öffentliche Auftritte hat der Zürcher Konzertchor jährlich in den renommierten Spielstätten des Landes, «von Tonhalle bis KKL», sagt Sabine Döbeli. 

Steckbrief: Sabine Döbeli

Funktion: CEO Swiss Sustainable Finance
Jahrgang: 1969
Familie: in Partnerschaft/liiert
Ausbildung: Master of Science, MAS in Business Studies
Karriere: Leiterin Nachhaltigkeitsresearch der Zürcher Kantonalbank, Head of Group Sustainability bei Vontobel, CEO von Swiss Sustainable Finance
Unternehmen: Swiss Sustainable Finance (SSF) ist der Fachverband für nachhaltige Finanzen mit über 250 Mitgliedern und stärkt die Positionierung der Schweiz als führender Markt für nachhaltige Finanzen durch die Bereitstellung von Standards, Information und Ausbildung. Die 2014 gegründete Organisation hat Vertretungen in Zürich, Genf und Lugano. 

Persönliches Motto: «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.» (Aristoteles)