Alles fing damit an, dass Rino Borini im Jahr 2014 einen begeisterten Tweet über ein bestimmtes Schweizer Fintech auf einer Social-Media-Plattform absetzte. «Solche Fintechs sind die alte Welt. Die Zukunft heisst Bitcoin», schrieb ein Kritiker damals. Was Rino Borini ein wenig ärgerte und – so ist er nun mal – dazu veranlasste, sich mit der ihm unbekannten Person zu einem persönlichen Austausch zu treffen. Es war an einem heissen Samstag am See, es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, und es war der Tag, an dem das Bitcoin-Virus auf Rino Borini übersprang. «Es hat mich von Anfang an fasziniert, dass sich mit Bitcoin das erste Mal in der Geschichte der Menschheit ein Geldsystem etabliert, das rein digital funktioniert und völlig frei von Politik und anderer Einflussnahme ist», erklärt Borini. Aus der Faszination wurde ganz schnell Passion. Und zwar zu hundert Prozent. 

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Porträtreihe «Swiss Coiners»

Unter der Bezeichnung «Swiss Coiners» porträtiert HZ Banking regelmässig bekannte Köpfe aus der Schweizer Kryptoszene.

Geringe Fallhöhe

Obwohl er im Banking damals in der Welt der Fixed Income Derivatives eine passende Nische gefunden hatte und sich auch sonst alles bestens für ihn entwickelte, seit er nach dem Gymnasium in Davos als Trainee bei der UBS in Zürich begonnen hatte, beschloss der freiheitsliebende Bündner im Alter von dreissig Jahren, voll ins Risiko zu gehen. Er kehrte dem traditionellen Bankwesen den Rücken und wurde Mitbegründer einer digitalen Finanzplattform. «Ehrlich gesagt, meine Fallhöhe war doch eher gering. Wenn nichts draus geworden wäre, hätte ich ja jederzeit zu einer Bank zurückgehen können», gesteht er. 

Einige Jahre später gründete er sein eigenes Unternehmen, das heute unter Scarossa auftritt und aus dem weitere Firmen hervorgegangen sind, unter anderem das House of Satoshi. Damit will Borini vor allem seiner Rolle als Brückenbauer zwischen der alten und der neuen Welt gerecht werden. «Während viele Banken sich weigern, sich dem Neuen zu öffnen, ist das Interesse bei den Menschen an der Basis sehr gross», sagt er. In den letzten vier Jahren haben sie im House of Satoshi mehr als tausend Leute im Alter von 17 bis 75 Jahren in Sachen Blockchain, Bitcoin und weitere digitale Vermögenswerte ausgebildet. 

Eigenes Finanzprodukt

Dort entstand zuletzt auch die Idee, ein eigenes Finanzprodukt für Privatanlegende auf den Markt zu bringen. Der Launch des Exchanged-Traded Product (ETP), welches an der Schweizer Börse SIX gehandelt wird, erfolgt voraussichtlich noch im ersten Quartal dieses Jahres. Das Produkt hat nur zwei Komponenten: Bitcoin & Cash, und eine etablierte künstliche Intelligenz (AI) balanciert die Investition je nach Marktlage zwischen diesen beiden Assetklassen, womit Emotionen beim Handel ausgeschaltet werden. «Es war der ausdrückliche Wunsch der Community, es so einfach zu gestalten», sagt Rino Borini. Und was die Community will, das setzt sich auch durch – ein weiteres Novum aus der neuen digitalen Welt der Blockchains, auch DLT (Distributed Ledger Technology) genannt, und das gegenteilige Prinzip der hierarchisch strukturierten alten Welt, wo einer oder wenige an der Spitze entscheiden, was alle anderen tun sollen und kaufen können. 

Das ist ein Grund, warum im Zusammenhang mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen häufig von der Demokratisierung der Finanzwelt die Rede ist. Denn das ist das Ansinnen des Dezentralisierten Finanzmarktes (DeFi). Hier existieren bereits viele und entstehen laufend mehr neue Projekte, die sich allesamt auf die Fahne geschrieben haben, ein neues, unabhängiges und von der jeweiligen Community gesteuertes dezentrales Finanzsystem zu etablieren – unabhängig und völlig ohne die Beteiligung von Banken, Intermediären und Staaten. Der gesamte De-Fi-Bereich umfasst eine Vielzahl verschiedener Protokolle, deren Coins (Kryptowährungen) vielfach nicht nur zur Finanzierung und Stabilisierung des Ökosystems dienen, sondern auch als Governance-Token zur Steuerung der Community dienen. 

Die Zukunft ist dezentral

«Dezentrale Finanzsysteme entwickeln sich sehr dynamisch und ihre Entstehung ist gut für die Welt, vor allem für die Regionen, die über kein funktionierendes Bankensystem verfügen», erklärt Rino Borini, der selbst natürlich auch diverse Coins besitzt. Und einen Bitcoin-Sparplan, wie er zugibt. Anders als einige Kollegen, die Bitcoin so früh gekauft haben, dass sie heute gar nicht mehr arbeiten müssten, labt sich Rino Borini an den Gewinnen, aber investiert auch weiterhin in den Aufbau seiner Position vom «digitalen Gold». Arbeiten möchte er so oder so, Untätigkeit wäre für ihn eher so etwas wie die Höchststrafe. Denn nebst dem House of Satoshi hat er auch noch bei diversen anderen Unternehmungen und Projekten seine Finger im Spiel, unter anderem bei Finance 2.0, einer führenden Fintech-Plattform der Schweiz, bei CCFE, einer Ausbildungsstätte für Banker, und natürlich bei Scarossa, dem Beratungs- und Medienhaus in Zürich. Und wenn man ihn fragt, wie er das alles schaukelt, dann sagt er einfach: «Ich bin sehr digital und damit effizient organisiert, und ich habe die richtigen Leute um mich herum.» 

Steckbrief: Rino Borini

Funktion: Unternehmer
Jahrgang: 1972
Karriere: UBS, Basler Kantonalbank, Aargauer Kantonalbank
Unternehmen: Wir fokussieren uns auf die digitale Transformation der Finanzindustrie und neue Themen, welche die Finanzindustrie beschäftigen wird. Dazu haben wir verschiedene Firmen gegründet: Scarossa, CCFE, Zeus ATM, House of Satoshi.
Persönliches Motto: «Das Leben ist zu kurz, um nur zu verwalten. Gestalten ist, was uns wirklich lebendig macht.»