Als sie im Sommer 2020 bei der Grossbank UBS ausschied, wusste sie nicht sofort, in welche Richtung es für sie beruflich weitergehen würde. Christina Hammer, damals 49 Jahre alt, wusste nur, dass es etwas sein musste, das Wirkung zeigt – etwas, das wirklich einen Impact hat. Denn in ihrer letzten Position als Marketing Executive im Wealth-Management der UBS hatte sie schon einiges bewegt, genauer gesagt: Sie hatte Frauen zu mehr finanzieller Unabhängigkeit bewegt.
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Christina Hammer hatte bei der UBS eine Finance-Plattform für Frauen aus der ganzen Welt aufgebaut. Dort gab es Financial-Education-Kurse für Frauen und gross angelegte Veranstaltungen mit Fachvorträgen und Netzwerkevents. «Mein grösstes Learning war, dass die meisten Frauen, egal, aus welchem Land, sich sehr darüber ärgern, dass sie sich nicht früher um ihre Finanzen und das Thema Geldanlage gekümmert haben», erzählt Christina Hammer, die mit solchen Themen seit ihrer Ausbildung zur Bankfachfrau bei der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) vertraut ist.
Erste Berufserfahrungen und Fusionen
Nach der Ausbildung übernahm die deutsch-schweizerische Doppelbürgerin das Marketing bei der Anlage- und Kreditbank, und als diese mit der Bank von Ernst zusammenging, erlebte sie ihre erste Fusion und verlor dabei gleich den Job, woraufhin ihr der neue CMO eine Stelle als seine Assistentin anbot. Sie lehnte ab. Wurde dann aber Leiterin Marketing der Bank von Ernst, bei der sie viel aufbauen konnte. Bei der nächsten Fusion mit Coutts nahm sie erst einmal eine berufliche Auszeit und sattelte im wahrsten Sinne des Wortes um.
Sie widmete sich ihrer grossen Leidenschaft, dem Reiten, und erfüllte sich einen Traum: Einen Sommer lang arbeitete sie als Reitlehrerin in der Toskana. «Das war sehr lehrreich; es erfordert viel psychologisches Geschick, mit all den verschiedenen Charakteren umzugehen», erklärt sie. Als der Kopf gut durchgelüftet war, ging sie zurück in die Schweiz und trat eine neue Stelle bei der UBS an, wo sie 15 Jahre blieb.
Herausforderungen und Erfolge bei der UBS
«Es war eine spannende Zeit mit vielen Möglichkeiten, und durch die ständigen Reorganisationen habe ich viele verschiedene Bereiche kennengelernt. Doch am meisten hat mich in dieser Zeit die Planung von Netzwerkveranstaltungen für Milliardäre aus den Emerging Markets gefordert», erzählt Christina Hammer, die im deutschen Teil von Rheinfelden geboren, aber durch den Berufsweg ihres Vaters an vielen Orten in Deutschland aufgewachsen ist. Sie habe ein Vaterland und ein Mutterland, sagt sie gern und lacht. Die Mutter ist Schweizerin, der Vater stammt aus dem süddeutschen Raum. Kennengelernt hatten sich die beiden während eines Studiums in den USA, wo Christina Hammer im Teenageralter ebenfalls ein Jahr als Austauschschülerin verbrachte.
Familie und Beruf in Einklang bringen
Mit ihrer eigenen kleinen Familie wohnt sie mittlerweile im Kanton Zürich. Ihr Sohn kam 2008 auf die Welt, und sie stieg nach sieben Monaten Elternzeit, die die UBS gewährte, wieder zu 60 Prozent in den Job ein. Als der Kleine in den Kindergarten kam, stockte sie auf 80 Prozent auf. «De facto habe ich aber viel mehr gearbeitet als die meisten Teilzeitarbeitenden, die ich kenne», sagt Christina Hammer. Den Ausgleich zur Doppelbelastung fand sie immer im Reitstall bei ihrem Araber Esperado.
«Das Pferd musste ja bewegt werden, auch wenn ich eigentlich erschöpft war und keine Lust hatte», erinnert sie sich. Ihr Mann passte derweil auf den Sohn auf, und in den Momenten, in denen Christina Hammer dann auf Esperado ritt, war alles wieder gut. «Manchmal war es dann so, als würde ich mit dem Pferd tanzen, und ich spürte, dass wir eine Einheit bilden und gemeinsam mehr erreichen können als ohne den anderen», schwärmt sie.
Gründung des Startups Clanq
Das sei auch heute noch ihr Credo, sagt sie: «Zusammen als Team kann man Grosses erreichen.» Und das hat sie auch schon. Gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern hat die Bankerin vor drei Jahren ein Startup namens Clanq gegründet. Die von Clanq entwickelte App sorgt dafür, dass bei jedem Einkauf 1 Prozent – bei Cashback-Partnern bis zu 20 Prozent – des Kaufpreises als Cashback direkt im Sparschwein eines Kindes landet – des eigenen Kindes, des Enkelkindes oder des Gottenkindes, je nach Wunsch.
In Deutschland ist die App seit zwei Jahren auf dem Markt, in der Schweiz ist der Start vor kurzem erfolgt. Gemeinsam mit der Cornèr Bank als Partnerin will Christina Hammer auf diese Weise Familien dabei unterstützen, nahezu unbemerkt finanzielle Rücklagen aufzubauen. «Mit Clanq kann über die 18 Jahre bis zur Volljährigkeit eines Kindes auch mit kleinen Beträgen ein stattliches Vermögen zusammenkommen», erklärt die Chief Marketing Officer (CMO) von Clanq.
Als solche arbeitet sie heute natürlich noch mehr als vorher bei UBS. «Aber es ist einfach nicht vergleichbar», sagt sie und strahlt. Da die Firma noch im Aufbau ist, ist sie in fast allen Bereichen des kleinen Unternehmens involviert, von der Strategieentwicklung über das Recruiting bis hin zur Buchhaltung. Als «Mädchen für alles» sei sie heute froh, wenn sie noch Zeit und Raum für Marketingaufgaben habe. Und doch ist sie mit Begeisterung und vollem Einsatz dabei, denn nun habe sie das Gefühl, dass sie den Menschen etwas Wertvolles mitgeben könne.
Nur ihr Pferd kann ihr leider keinen Ausgleich mehr zum Berufsleben bieten, Esperado ist vor vier Jahren gestorben. Seither gehört zur Familie Hammer jedoch Hund Malko. Der Labrador sei familienverträglicher als ein Pferd, sagt die Unternehmerin Christina Hammer, für die es unvorstellbar ist, so ganz ohne ein Tier zu leben.
Funktion: Co-Founder und CMO
Jahrgang: 1970
Familie: Ehemann, Sohn und Hund
Ausbildung: Master in Marketing, Uni Basel
Karriere: Leiterin Marketing Bank von Ernst, Marketing Executive bei der UBS, wo ich ein globales Netzwerk für erfolgreiche Wirtschaftsköpfe sowie Financial-Education-Plattformen für Frauen und junge Erwachsene aufbaute. Danach arbeitete ich als Dozentin für Marketing und habe ein Startup als CMO mitgegründet.
Unternehmen: Wir bieten jungen Familien in unserer App eine einzigartige Kombination aus Bankkonten, Sparregeln, Sparzielen, Cashback-Gutschriften und nachhaltigen Anlagen an, um für ihre Kinder finanziell vorzusorgen. Ausserdem kann der ganze Familienclan beim Sparen für die Zukunft der Kinder mithelfen.
Persönliches Motto: Das Leben ist zu kurz für irgendwann.