AXA Investment Managers Schweiz hat zum 14. Mal eine Untersuchung zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung gegenüber der zweiten Säule und dem Ruhestand durchgeführt. Die Daten des gestern in Zürich vorgestellten «Ruhestandsmonitors» wurden zwischen dem 18. April und dem 10. Juni online erhoben. Befragt wurden 1200 Personen ab 18 Jahren in allen Landesteilen, davon 333 Pensionierte.

Daraus ergaben sich im Hinblick auf die kommende Abstimmung «Reform zur beruflichen Vorsorge (BVG)» vom 22. September einige interessante Erkenntnisse.

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Kapitalbezug wird immer attraktiver

Angehende Pensionierte wählen nach wie vor hauptsächlich die Verrentung des PK-Kapitals (45 Prozent) und bekommen so jeden Monat von ihrer Pensionskasse eine Rentenzahlung aufs Konto. Allerdings scheint der Kapitalbezug immer attraktiver zu werden. Im aktuellen «Ruhestandsmonitor» liegt dieser Wert bei 17 Prozent, während das Bundesamt für Statistik in seinen neusten Zahlen aus dem Jahr 2022 einen Anteil von bereits 37 Prozent ausweist. «Dies könnte an den stetig sinkenden umhüllenden Umwandlungssätzen liegen», so Werner E. Rutsch, Geschäftsleitungsmitglied von AXA Investment Managers, am Dienstagmorgen vor den Medien. 

Offenbar spielt bei der Entscheidung «Rente oder Kapital» auch die Lebenserwartung eine Rolle: Männer entscheiden sich mit 20 Prozent der Befragten wesentlich häufiger für den Kapitalbezug als Frauen (14 Prozent).

Pensionierte sind zuversichtlicher als Erwerbstätige

70 Prozent der Schweizer Bevölkerung befürchten, ihren gewohnten Lebensstandard mit der AHV- und PK-Rente «eher nicht» oder «sicher nicht» halten zu können. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten erachten eine Vorsorgereform als notwendig. Im Vorjahr waren es mit 79 Prozent signifikant mehr.

Dies aus gutem Grund, denn die Angst, sich im Rentenalter einschränken zu müssen, geht um: Nur rund 12 Prozent glauben, ihren Lebensstandard allein mit AHV und Pensionskasse «sicher» oder «eher sicher» halten zu können. Die Zuversicht steigt mit dem Haushaltseinkommen. «Im unteren Mittelstand sind es 24 Prozent, im oberen Mittelstand 39 Prozent und in der obersten Kaufkraftklasse 36 Prozent», führen die Studienautoren aus. 

Interessant ist die Kluft zwischen bereits Pensionierten und noch Berufstätigen: Während fast die Hälfte (49 Prozent) der Pensionierten angibt, ihren Lebensstandard aus AHV und Pensionskasse decken zu können, sind es bei den noch Erwerbstätigen lediglich 19 Prozent, die daran glauben.

Viele wollen weiter arbeiten

Kein Wunder also, dass sich immer mehr der heute noch Berufstätigen überlegen, wenn möglich auch nach dem Pensionsalter einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten können sich zurzeit vorstellen, freiwillig länger als bis zum gesetzlichen Rentenalter zu arbeiten. Vor acht Jahren lag dieser Wert noch bei 41 Prozent.

Neben der Notwendigkeit, weiterhin Geld zu verdienen, ist bei den Befragten auch die Freude an der Arbeit ein Grund für die Fortsetzung der Berufstätigkeit. Ob sie ihren Wunsch umsetzen können, bezweifeln jedoch die allermeisten angehenden Pensionierten: Bloss 34 Prozent der Befragten glauben, nach der Pensionierung eine bezahlte Arbeit zu finden oder bei ihrem alten Arbeitgeber weiterhin einen Job zu erhalten.

Werner E. Rutsch betont: «Das Thema ‹Arbeiten nach der Pensionierung› hat enorm an Bedeutung gewonnen – nicht nur für die Arbeitnehmenden und Pensionierten, sondern angesichts des Fachkräftemangels auch für die Arbeitgebenden.» Dies habe Auswirkungen: «Es sind Bestrebungen seitens der Unternehmen erkennbar, ältere Personen vermehrt einzubinden; diese sollten nun aber regulatorisch unterstützt werden. Mögliche Massnahmen sind zum Beispiel Teilpensionierungen, Steuererleichterungen oder eine Anpassung der altersabhängigen Pensionskassenbeiträge», so Rutsch. 

Sparen und sich einschränken

62 Prozent der Befragten sparen zusätzlich zu AHV und Pensionskasse, um im Alter etwas auf der Seite zu haben. Ein Drittel investiert dazu beispielsweise in Wohneigentum. Steuerbegünstigtes Sparen in die Säule 3a steht an erster Stelle, gefolgt von Sparkonto, Wohneigentum, Wertschriften und freiwilligen Einzahlungen in die Pensionskasse. Allerdings glauben viele der 1200 Studienteilnehmenden, dass dies wohl nicht reichen wird: 42 Prozent werden deshalb ihre Ausgaben im Alter reduzieren. 

Beim zusätzlichen Sparen fürs Alter tun sich – keineswegs unerwartet – grosse Gräben zwischen schlecht Verdienenden und gut Verdienenden auf, wie die AXA-Studie ebenfalls zutage gefördert hat: «In der höchsten Kaufkraftklasse (67 Prozent) und im oberen Mittelstand (76 Prozent) können signifikant mehr Personen sparen als in der tiefsten Einkommensklasse (25 Prozent) und im unteren Mittelstand (58 Prozent).»

«In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, sowohl politisch als auch gesellschaftlich noch mehr Anstrengungen zu unternehmen, um die Altersvorsorge für alle Bevölkerungsschichten zu sichern. Dabei sind Massnahmen an allen Fronten zu prüfen, die sowohl junge als auch bereits im Pensionsalter stehende Arbeitnehmende betreffen», bilanziert Werner E. Rutsch die Ergebnisse des «Ruhestandsmonitors 2024».

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