EZB-Ratsmitglied Klaas Knot sagte am Donnerstag, er habe persönlich den Juni für eine erste Zinssenkung im Auge. Es gelte noch Zahlen zu sichten, etwa zum Lohn- und Produktivitätswachstum, sagte der Niederländer: «Die Daten für das erste Quartal werden im Mai vorliegen. Es wird wichtig sein, diese Daten abzuwarten, bevor die Zinsen gesenkt werden.» Wie es bei der EZB in der zweiten Jahreshälfte weitergehe, sei auch von den Daten abhängig. Daher lege er den Fokus auf die Sitzungen im September und Dezember, wenn die EZB neue Konjunktur-Projektionen vorlege.

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Der Chef der griechischen Zentralbank, Yannis Stournaras, sagte der Agentur Bloomberg, dass würde einen zweiten Schritt nach unten bereits im Juli befürworten und zwei weitere bis zum Jahresende.

An den Terminmärkten werden derzeit Senkungen im Umfang von 93 Basispunkten für dieses Jahr in den Kursen abgebildet - also fast vier volle Schritte, was dem von Stournaras skizzierten Zeitplan schon sehr nahe kommt.

Im April dürfte die EZB noch stillhalten

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane betonte, eine auf den Kalender abzielende Orientierungslinie für die Finanzmärkte müsse vermieden werden. Die nächsten Zinssitzungen der EZB sind für den 11. April und den 6. Juni geplant. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag signalisiert, dass die Währungshüter wahrscheinlich eher im Juni als im April die Zinsen senken werden. Die Inflation im Euroraum hatte sich zuletzt im Februar auf 2,6 Prozent abgeschwächt von 2,8 Prozent im Januar und 2,9 Prozent im Dezember. Die EZB peilt zwei Prozent Inflation als optimales Niveau im Euroraum an.

Nach einer Serie von zehn Anhebungen, die im Sommer 2022 begann, hält die EZB seit nunmehr vier Sitzungen die Zinsen konstant. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.

Rechtzeitig vor der absehbaren Zinswende überarbeitete die EZB jüngst ihr Rahmenwerk: Der Einlagensatz soll ab dem Stichtag 18. September zwar auch weiterhin die zentrale Rolle bei der geldpolitischen Steuerung der Marktzinsen spielen. Der Hauptrefinanzierungssatz für die wöchentlichen Kreditgeschäfte soll aber künftig wieder eine wichtigere Rolle bei der Versorgung der Banken mit Liquidität spielen.

Zuletzt waren diese wöchentlichen Kreditgeschäfte von Finanzinstituten nur spärlich genutzt worden, da das Bankensystem immer noch mit einer hohen Überschussliquidität ausgestattet ist. Die EZB plant in diesem Zusammenhang, den Hauptrefinanzierungssatz leicht abzusenken, um die Differenz zum Einlagensatz von aktuell 0,50 auf künftig 0,15 Prozentpunkte zu verringern. «Es bleibt abzuwarten, ob der gewählte Spread ausreicht, um die Geldmarktaktivität sinnvoll wiederzubeleben», sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel dazu.

Die hohe Überschussliquidität im Bankensystem - eine Hinterlassenschaft des Jahrzehnts der ultralockeren Geldpolitik - wird Schnabel zufolge weiter sinken. "Es ist zu erwarten, dass sie sich bis Ende 2025 um weitere 1,4 Billionen Euro auf rund 2,1 Billionen Euro verringern wird", sagte sie. Mitte 2022 hatte sie Schnabel zufolge ein Rekordniveau von 4,7 Billionen Euro erreicht. Das hohe Niveau dämpft tendenziell die Auswirkungen von Zinserhöhungen. Zudem führen sie dazu, dass die Währungshüter Milliarden an Zinszahlungen leisten müssen auf die Einlagen der Geschäftsbanken bei den Notenbanken, was deren Bilanzen belastet. (reuters/hzb/ps)

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