In Deutschland und Österreich wird wesentlich öfter mit Barem beglichen als in der Schweiz. Zwar stecken die meisten Schweizerinnen und Schweizer noch immer ein paar Nötli und etwas Münz in die Tasche, wenn sie aus dem Haus gehen. 80 Franken sollen es durchschnittlich sein. Doch Bargeld hat eine immer geringere Bedeutung, wenn man die damit getätigten Zahlungen als Massstab nimmt.
Schweizerinnen und Schweizer zahlen wesentlich häufiger mit ihrem Mobiltelefon als Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland und Österreich. Dies ergab ein Vergleich aktueller Zahlen aus der DACH-Region am Swiss Payment Forum von gestern Dienstag.
Ebenfalls deutlich wurde bei diesem Dreiländervergleich: Die Schweiz verfügt durch eine engmaschige Forschungsarbeit zum Zahlungsverhalten über die besten Statistiken dieser drei Länder. Hierzulande sind die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und die Uni St. Gallen seit Jahren auf Tuchfühlung mit dem Paymentverhalten: «Wir messen zweimal jährlich. Und daraus ergibt sich ein sehr gutes Bild, was beim Payment in den letzten Jahren passiert ist», betont Sandro Graf von der ZHAW vor rund 300 Zuhörerinnen und Zuhörern aus der Finanz- und Paymentbranche.
Der Swiss Payment Monitor ist ein Gemeinschaftsprojekt des Swiss Payment Research Centers (SPRC) der ZHAW School of Management and Law und des Swiss Payment Behaviour Labs (SPBL) des Center for Financial Services Innovation der Universität St. Gallen. Im Zentrum der Studienreihe steht primär die Analyse des Zahlungsverhaltens der Schweizer Bevölkerung im Zeitverlauf. Über ein Online-Access-Panel wurde Ende Oktober bis Anfang November 2023 eine für die Schweizer Bevölkerung repräsentative Stichprobe von mehr als 1700 Personen im Alter zwischen 18 und 88 Jahren aus allen drei Landesteilen rekrutiert, mit einem Onlinefragebogen befragt und anschliessend zu einer dreitägigen Tagebucherhebung zum Bezahlverhalten eingeladen. Den ganzen Bericht gibt es hier.
Mobiles Zahlen «breit definiert»
Im Swiss Payment Monitor wird nach Aussagen von Sandro Graf «eine breite Definition von Mobile Payment» verwendet. Dies, weil auch ein Ticketkauf auf der SBB-App genauso als mobiles Zahlen zählt wie das Bezahlen mit Twint.
«Wenn wir sowohl das Präsenz- als auch das Distanzgeschäft betrachten, so durften wir dieses Jahr das erste Mal verkünden: Mobile Payment ist die Nummer eins», so Graf. Das heisst, die meisten Zahlungstransaktionen werden mittlerweile über mobile Geräte gemacht. Momentan sind das 26,8% (+3,5 Prozentpunkte). Zudem werde Mobile Payment nun auch vermehrt für grössere Beträge genutzt.
Twint hat grossen Anteil
Twint ist in der Schweiz der King beim mobilen Zahlen. Fast 68 Prozent aller mobilen Zahlungen gehen auf das Konto von Twint. Andere Mobile-Payment-Arten, wie Apple Pay oder die SBB Mobile App, verweist Twint gemäss der Erhebung auf die Reservistenplätze.
Debitkarte bleibt beliebt
Die Debitkarte sei nach wie vor sehr beliebt (26,2%, -3,1 Prozentpunkte). Im Präsenz- oder Distanzgeschäft sind es nach wie vor ebenfalls die Barzahlungen (25,7%, +0,7 Prozentpunkte). Auch hoch im Kurs steht bei den Konsumentinnen und Konsumenten besonders im Distanzgeschäft die gute alte Rechnung.
Mobile Payment mausert sich bei allen untersuchten Betragsbereichen, von Kleinbeträgen bis hin zu Zahlungen von 100 Franken, als solide und immer wachsend. Mobiles Zahlen geht offenbar zu Lasten von Bargeld. «Das Bargeld wird langsam wieder stärker verdrängt», so Graf. Andere Zahlungsarten würden sich zwar besser halten, doch Mobile Payment gehe zulasten von Bargeldzahlungen und auch Debitkartenzahlungen.
Und der Customer-Experience-Experte wagt sogar einen Blick in die Zukunft: «Diesen Trend konnten wir jetzt seit einigen Jahren beobachten. Unsere Prognose: Er wird sich fortsetzen.»
Sandro Graf leitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die Fachstelle Customer Experience & Service Design.