Seit dem Jahr 2000 vergibt das Unternehmen Icommit in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern wie dem Schweizerischen Arbeitgeberverband den Swiss Arbeitgeber Award. Seitdem bewerben sich pro Jahr um die 150 Unternehmen um die Auszeichnung in vier verschiedenen Kategorien, die sich nach der Anzahl Mitarbeitenden ausrichten. Die Rangierung beruht «ausschliesslich auf den Resultaten der Mitarbeitendenbefragung», heisst es vonseiten der Awards-Verantwortlichen. Vor allem Banken zählen regelmässig zu den Gewinnern. Was das über die Branche aussagt, erklärt Sven Bühler, Mitglied der Icommit-Geschäftsleitung.
Mit der Liechtensteinischen Landesbank und der Berner Kantonalbank haben dieses Jahr gleich zwei Banken die Spitzenplätze des Swiss Arbeitgeber Award belegt. Auch in den vergangenen Jahren zählten Banken immer mal wieder zu den Gewinnern vor anderen Branchen. Wie erklären Sie sich das?
Banken haben insofern gute Voraussetzungen, als sie den Mitarbeitenden sichere Arbeitsplätze und gute Rahmenbedingungen bieten können. In diesem Jahr hat sicher auch noch etwas geholfen, dass die CS scheiterte. Wir haben dasselbe Phänomen 2009 erlebt, als es der UBS sehr schlecht ging. In diesen Jahren stiegen die Bewertungen in Kantonalbanken und anderen kleineren Banken markant. Denn die Mitarbeitenden waren froh, in einem Unternehmen zu arbeiten, das sicher ist und gute Arbeitsbedingungen bietet. Menschen vergleichen immer mit anderen Unternehmen, und da hilft der Vergleich mit einem Unternehmen, dem es schlecht geht.
Von Vorteil ist sicher auch, dass die Kantonalbanken aktuell sehr gute Gewinne schreiben und daher auch gute Löhne zahlen können.
Was braucht eine Bank, damit ihre Mitarbeitenden glücklich sind?
Die Mitarbeitenden wünschen sich eine starke Einbindung und eine klare Strategie für die Zukunft, einen spannenden Arbeitsinhalt, der zu ihren Kenntnissen, Fähigkeiten und Interessen passt – und natürlich ist die Führungskraft auch sehr wichtig.
Die ausgezeichneten Banken befinden sich meist in der Kategorie «1000+ Mitarbeitende». Lässt sich daher sagen, dass grössere Banken eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit haben als etwa kleine Privatbanken?
Diesen Schluss kann man nicht ziehen. In der Regel sind die Bewertungen in kleineren Unternehmen höher. Daher prämieren wir die Unternehmen auch nach Grössenklasse.
Auch Versicherungen zählen regelmässig zu den ausgezeichneten Unternehmen. Oft auch grössere. Gilt hier dafür der Grundsatz: Je grösser, desto glücklicher?
Es gilt genau das umgekehrte Gesetz. Bei kleineren Unternehmen sind die Mitarbeitenden normalerweise stärker eingebunden und auch näher bei der Gesamtführung. Grössere Unternehmen haben zwar auch Vorteile im Gegensatz zu kleineren. In der Gesamtzufriedenheit und beim Commitment resultiert trotzdem tendenziell ein tieferer Wert.
Über so einen Award freuen sich die Marketingabteilungen der Unternehmen. Aber haben auch die Kundinnen und Kunden etwas davon?
Das ist eine nicht so einfach zu beantwortende Frage. Es gibt ein Sprichwort: Wenn sich der Arbeitgeber um die Mitarbeitenden kümmert, dann kümmern sich die Mitarbeitenden auch um das Unternehmen beziehungsweise um dessen Bedürfnisse und somit um den Kunden. Was statistisch nachgewiesen werden kann, ist, dass zufriedene Mitarbeitende sehr kundenorientiert sind und die Kundschaft begeistern können. Es ist aber auch eine Realität, dass Zufriedenheit die Gefahr beinhaltet, dass ein Teil der Mitarbeitenden bequem wird und den Fokus mehr auf die eigenen Bedürfnisse richtet. Daher ist kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Leistung nachweisbar. Ideal sind deshalb committete Mitarbeitende, die einen starken Fokus auf die Kundenbedürfnisse richten.