Die Entscheidung darüber könne bereits am kommenden Dienstag fallen, wenn der Aufsichtsrat und das Management der Commerzbank zu einer zweitägigen Sitzung in der Nähe von Frankfurt zusammenkommen, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Auf dem Treffen solle über die Konzernstrategie und die Reaktion der Bank auf den Vorstoss von UniCredit gesprochen werden. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

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Die UniCredit, die in Deutschland bereits mit ihrer Marke HypoVereinsbank vertreten ist, hatte vergangene Woche überraschend bekanntgegeben, neun Prozent an der Commerzbank erworben zu haben. Die Hälfte kaufte sie dabei vom Bund. In der Auktion gingen ungewöhnlicherweise wegen sehr hoher Offerten der Italiener alle Aktien an Unicredit. Der Bund fühlte sich deshalb überrumpelt. Zuvor hatte Commerzbank-Chef Manfred Knof unerwartet seinen Abschied im kommenden Jahr angekündigt. Er werde bis Ende Dezember 2025 bleiben, aber darüber hinaus der Commerzbank nicht mehr zur Verfügung stehen. Das «Handelsblatt» hatte zuletzt berichtet, die Commerzbank erwäge, Knof vorzeitig auszutauschen. Dem Bericht zufolge fordern wichtige Investoren von Deutschlands zweitgrösster börsennotierter Bank wegen eines möglichen Übernahmevorstosses der UniCredit eine rasche Nachfolgeregelung.

Langwährendes Interesse

Bei einem Zusammenschluss mit der Commerzbank könnte ein Bank-Riese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht. Das Management der Commerzbank sei nach wie vor gegen eine Übernahme durch die italienische Grossbank, sagte einer der Insider. Das Frankfurter Geldhaus ist für die UniCredit schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ein mögliches Übernahmeziel. Commerzbank-Chef Knof hatte sich am Montag zurückhaltend zu einer möglichen Fusion geäussert. Die Commerzbank sei stark und halte am Umsetzen der eigenen Strategie 2027 fest, um profitabler zu werden. «Da ist jetzt zunächst mal unser Fokus drauf und alles andere wird man dann sehen.» Es habe aber Kontakt mit UniCredit gegeben.

Finanzchefin Orlopp sprach sich inzwischen dafür aus, dass der Bund seine Beteiligung von noch zwölf Prozent an der Commerzbank halten solle. Jetzt sei erstmal Ruhe erforderlich. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vergangene Woche berichtet, formal stehe zwar der Beschluss noch, die Beteiligung des Bundes an der Commerzbank schrittweise abbauen zu wollen. Der plötzliche Einstieg der Italiener habe die Lage aber verändert, weswegen zunächst keine Verkäufe zu erwarten seien. Vorerst solle abgewartet werden.

Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagte am Mittwoch in Berlin, dass sich die Bundesregierung nicht festlegen wolle, wie sie mit ihrem Paket in Höhe von zwölf Prozent an der Commerzbank verfährt. «Wir sondieren», ergänzte sie. Diese Prüfung dauere noch an. Man könne den Gesprächen und Überlegungen nicht vorgreifen. Das jüngste Verfahren zum Verkauf von Commerzbank-Anteilen sei offen und transparent gewesen.

Die italienische Regierung steht Insidern zufolge einer möglichen Fusion der UniCredit mit der Commerzbank positiv gegenüber, solange die Mailänder Bank ihre zentralen Funktionen in Italien behält. Das verlautete am Mittwochabend aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen. Italiens Finanzministerium lehnte eine Stellungnahme ab. (reuters/hzb/ps)

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