Der Zahlungsverkehr ist zwar ein wichtiger Motor für Innovationen im Finanzdienstleistungssektor, aber die Friktionen und die Zeit, die für den Abschluss einer Transaktion benötigt werden, sind seit vielen Jahren ein grosses Problem für Institute und Verbraucher. Wir leben in einem Zeitalter, in dem alles in Echtzeit abläuft – sei es der Zugang zu Informationen, Unterhaltung oder Kommunikation. Ebenso wollen Verbraucher und Institute in der Lage sein, Zahlungen sofort zu tätigen und entgegenzunehmen, wie, wann und wo sie wollen.
Dies hat zur Einführung von Vorschriften und Initiativen auf der ganzen Welt geführt – wie FedNow und The Clearing House Real-Time Payments (TCH-RTP) in den USA, Sepa Instant Credit Transfer (SCT Inst) in der EU und New Payments Architecture (NPA) im Vereinigten Königreich.
Auch die Schweiz beschleunigt den Übergang zu Instant Payments, unterstützt durch die neue Generation des Swiss Interbank Clearing System (SIC), bekannt als SIC5. SIC5 ermöglicht einen neuen Dienst für Instant Payments, der die bestehende Bruttoabrechnung in Echtzeit (RTGS) ergänzt.
Bis zum 20. August 2024 werden die grössten Schweizer Banken verpflichtet sein, Instant Interbank Payments in der Schweiz zu ermöglichen, während die übrigen Banken bis 2026 Zeit haben. Welche Banken dies sind, ist momentan noch nicht ganz klar: Interessierte Kundinnen und Kunden sollten sich bei ihrer Hausbank deswegen erkundigen.
Herausforderungen von Instant Payments
Die Vorteile von Instant Payments für Banken sind vielfältig: Sie können ihre Kunden besser bedienen, indem sie einen modernen und nahtloseren Service anbieten, wettbewerbsfähig bleiben, ihre Wertschöpfungskette verbessern und Kunden an sich binden, die sich andernfalls an andere Anbieter wenden würden, die Instant Payments anbieten. Instant-Payment-Dienste können Schweizer Banken auch die Möglichkeit bieten, global zu skalieren; nach SIC5 können sie internationale Zahlungsmöglichkeiten implementieren.
Darüber hinaus basiert SIC5, wie auch andere Instant-Payments-Systeme auf der ganzen Welt, auf dem Nachrichtenstandard ISO 20022. Dies erleichtert die Interoperabilität und den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und verschafft Banken Zugang zu tiefgehenderen und umfangreicheren Kundendaten, so dass sie Produkte und Dienstleistungen entwickeln können, die den Bedürfnissen der Kunden noch mehr entsprechen. In diesem Bereich ist die Schweiz weiter als viele andere Regionen, da sie den Messaging-Standard bereits seit mehreren Jahren verwendet.
Risiken und Chancen durch Instant Payment
Eine von Finastra unterstützte globale Umfrage unter Finanzinstituten der Aite-Novarica Group (jetzt Datos Insights) zeigt, dass 72 Prozent der Befragten entweder erfolgreich eine neue Zahlungsverkehrsmethode eingeführt haben, eine solche in Arbeit ist oder die Einführung einer solchen geplant haben. Diese Umstellung ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Ungefähr 57 Prozent der Befragten gaben an, dass die Anpassung der bestehenden Infrastruktur ein wesentliches Hindernis darstellt, das auch bei der Betrugsbekämpfung eine grosse Rolle spielen kann.
Die Einführung einer neuen Zahlungsverkehrsmethode bringt neue potenzielle Risiken mit sich, vor allem, wenn diese in Echtzeit funktioniert. Instant Payments bergen das Risiko von unmittelbarem Betrug, und deshalb müssen Prozesse wie die Überwachung von Transaktionen, die Prüfung von Sanktionen und die Bekämpfung von Geldwäsche in Echtzeit ablaufen, ohne die Präzision zu beeinträchtigen. Banken müssen rund um die Uhr agil und offen sein, und ältere Systeme unterstützen dies oft nicht.
Potenzial neuer Technologien ausschöpfen
Lösungen und Anwendungen, die die Anbindung an SIC5 erleichtern und ISO 20022 verwenden, bieten Banken eine einfache Möglichkeit, die Anforderungen zu erfüllen und die Vorteile von Instant Payments voll auszuschöpfen. Darüber hinaus unterstützt das Angebot solcher Lösungen in einer SaaS-Umgebung eine erhöhte betriebliche Flexibilität, die es Banken ermöglicht, schnell auf sich verändernde Kunden-, Branchen- und regulatorische Anforderungen zu reagieren.
Banken können ausserdem die Gesamtbetriebskosten, Time-to-Market und Time-to-Value bei der Bereitstellung neuer Produkte erheblich reduzieren und gleichzeitig ihre Skalierbarkeit und das fortschrittliche Straight-through-Processing (STP) verbessern. Wenn beispielsweise das Volumen von Instant Payments zunimmt, können die Institute ihre Zahlungsverarbeitungsfunktionen entsprechend der Nachfrage skalieren und auch in Spitzenzeiten optimale Leistung gewährleisten.
Investitionen in Software und Lösungen, die eine robuste Betrugsprävention bieten, sind für Banken ebenfalls entscheidend, um Vorschriften in Echtzeit einzuhalten und ihren Kundinnen und Kunden weiterhin ein hohes Mass an Sicherheit zu bieten. Technologien wie KI und ML, die in diese Lösungen eingebettet sind, werden zur Automatisierung von Prozessen eingesetzt, um die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Betrugserkennung und -berichterstattung zu verbessern, Fehlalarme zu reduzieren und den Kunden ein nahtloses Zahlungserlebnis zu bieten.
Eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit
In jüngster Zeit verändert die generative KI (Gen AI) die Finanzdienstleistungsbranche, und es zeichnen sich wichtige Anwendungsfälle für den Zahlungsverkehr ab. Zu den unzähligen Anwendungsmöglichkeiten der generativen KI gehört die Analyse von historischen und Echtzeitdaten, um beispielsweise potenzielle Risikoszenarien für verschiedene Betrugsarten zu erstellen. Dies ist besonders nützlich, um eine kontinuierliche Echtzeit-Prävention zu unterstützen, auch wenn Betrüger neue und innovative Methoden finden.
Die Zahlungsverkehrslandschaft wandelt sich rasch zum Vorteil der Endkunden. Für Schweizer Banken bietet sich eine grosse Chance, Instant Payments einzuführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Kundenbindung zu erhöhen. Letztlich werden die Banken profitieren, die den richtigen Technologiepartner finden, der ihnen hilft, sich an SIC5 anzuschliessen und Instant Payments möglichst nahtlos und kostengünstig zu implementieren. Sie brauchen einen Partner, der die neuesten Technologien einsetzt, um robuste Sanktionsprüfungen und Betrugsprävention zu bieten und gleichzeitig Banken auf ihrem Weg zur Bereitstellung von Mehrwertdiensten und einer breiteren Modernisierung des Zahlungsverkehrs unterstützt.
Gastautor Andreas Helbling ist Country Head Switzerland, Financial Messaging Marketplaces bei Finastra.