Ihr Job sei es, Kunden rechtzeitig auf mögliche Risiken hinzuweisen, sagt Alexandra Burns. Als Leiterin des Risk Consulting für den Finanzsektor bei PwC Schweiz muss sie unter anderem dafür sorgen, dass der Regulator keinen Anlass sieht, der ihn auf den Plan rufen könnte. Sie sorgt stattdessen dafür, dass ihre Kunden, sprich Banken, Versicherer und Asset Manager, potenzielle Gefahren oder Herausforderungen identifizieren und intelligent managen. «Wenn man zu tief im Business ist, sieht man manchmal aufziehende Gefahren nicht oder zu spät», erklärt sie. Wie beispielsweise Cyberrisiken. Viele Unternehmen denken, sie sind gut genug gewappnet und unterschätzen die Angriffsfläche, die sie bieten. Aber es geht auch um Risiken, die nicht direkt mit dem Business zusammenhängen. «Solche nicht finanziellen Risiken wie eine mangelhafte Kultur oder eine Personalplanung, die nicht weit genug vorausschaut, sieht man nicht so gut, wenn man Teil des Unternehmens ist», erklärt Alexandra Burns. Zur Beurteilung dieser Risiken bringe sie als aussenstehende Beraterin die externe Sichtweise ein. Sie sieht sich als Sparring-Partner für ihre Kunden, der ihnen hilft, krisenresilienter zu werden. «Das ist vor allem in turbulenten Zeiten wichtig, denn gerade der Bankensektor spielt im Wirtschaftssystem eine wichtige Rolle und wirkt stabilisierend», sagt Alexandra Burns und bezeichnet die Banken als «Anker in ungewissen Zeiten».
Startup Luft geschnuppert
Ursprünglich kommt sie aber gar nicht aus dem Banking, sondern aus der IT. Als eine von wenigen Frauen hat sie Anfang der 2000er Jahre Informatik an der ETH studiert. «Aber damals war die IT-Welt noch eine andere», erzählt sie. Es wäre eine irgendwo im Keller untergebrachte, vergessene Abteilung gewesen. Und so spannend wie sie die Bits und Bytes auch fand, soziale Aspekte haben ihr bei der Arbeit mit ihnen gefehlt. Also wechselte sie ins Projektmanagement zur Zurich und hatte da das Risk Portfolio im Fokus. «Da wusste ich: Das ist mein Spot», erinnert sie sich. «It´s an Art and it´s an Science», ergänzt sie. Doch neugierig, wie sie war, hat sie ein paar Jahre später auch einen Ausflug in die boomende Startup-Szene gemacht und als Chief Information Officer ein IT-Unternehmen mit aufgebaut. Das sei eine extrem spannende Zeit gewesen, aber da sie alles, was sie angeht mit voller Leidenschaft und Passion angeht, hätte die Work-Life-Balance in der Zeit doch sehr gelitten.
Miteigentümerin und Unternehmerin
Das ist heute etwas anders: «Als Partnerin bei PwC Schweiz bin ich auch Miteigentümerin des Unternehmens und als solche auch haftbar», erklärt Alexandra Burns. Dafür agiert sie eigenverantwortlich und kann ihre Arbeitszeit weitgehend selbst strukturieren. Da bleibt genug Freiraum für ausgedehnte Reisen, Hobbys und Projekte, gemeinsam mit ihrem Mann. Zurzeit renovieren sie zusammen eine Hütte in den Bergen, etwas «wofür ich überhaupt nicht qualifiziert bin», wie Alexandra Burns zugibt. Doch gerade deshalb ist es ein guter Ausgleich zu einem Job, in dem Qualifikation und Kompetenz alles sind. «Rückblickend würde ich sagen, dass Kompetenz immer das Entscheidende auf meinem Weg war», resümiert sie. Zu wissen, was man kann, begierig darauf zu sein, Neues zu lernen und sich offenen Geistes weiterzuentwickeln – das sei der Cocktail für ihre Karriere gewesen.
Diese Eigenschaften wurden zum Teil bereits in ihrem Elternhaus gefördert. Als schweizerisch-britische Doppelbürgerin ist sie in zwei verschiedenen Gesellschaften aufgewachsen und war stets offen für Einflüsse aus beiden Ländern. Sie hat die Schule und Ausbildung in der Schweiz gemacht, aber Familie und Ferien fanden in England statt. «So bin ich beruflich eine Schweizerin und privat eine Engländerin geworden», sagt Alexandra Burns und lacht.
Funktion: Leiterin Risk Consulting
Jahrgang: 1980
Familie: Verheiratet
Ausbildung: MSc. Informatik-Ing. ETH
Karriere: Goldman Sachs, SIX Group, Zurich, Deloitte, PwC
Unternehmen: PwC Schweiz ist das führende Prüfungs- und Beratungsunternehmen in der Schweiz. Der Zweck von PwC ist es, das Vertrauen in der Gesellschaft aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen.
Persönliches Motto: «to live is to risk» (Charles Houston)