Es sei mit einer eher kraftlosen Phase zu rechnen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag in Washington, wenige Tage vor Beginn der IWF-Herbsttagung in der US-Hauptstadt. Das Wachstum werde nicht ausreichen, um Armut effektiv zu bekämpfen oder genügend neue Jobs zu schaffen. Auch dürfte es Staaten zu wenig Steuereinnahmen bescheren, um mit den hohen Schuldenständen gut umgehen zu können. «Der Handel wird in Zukunft nicht wie bisher der gleiche Wachstumsmotor sein.» Nationale Industriepolitiken und Abschottung seien zu oft die Antwort.
Der IWF, der Staaten in Finanznot hilft, empfiehlt den Regierungen weltweit, ihre Defizite zurückzufahren und Puffer für die nächste Krise aufzubauen. «Diese wird mit Sicherheit kommen, vielleicht schneller als erwartet.» Es müssten schwierige Entscheidungen getroffen werden, um die Budgets in Ordnung zu bringen. Seit der Corona-Pandemie sind die Schuldenstände stark gestiegen. In diesem Jahr dürfte bei der globalen Staatsverschuldung erstmals die Marke von 100 Billionen Dollar übertroffen werden. Zudem sind laut IWF Reformen nötig, unter anderem um mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu bringen. Klimaschädliche Subventionen sollten abgeschafft werden.
Georgiewa ergänzte, Künstliche Intelligenz sei die beste Chance, weltweit die Produktivität der Wirtschaft zu verbessern. «IWF-Untersuchungen zeigen, dass KI - wenn richtig eingesetzt - ein Potenzial hat, das globale Wachstum um bis zu 0,8 Prozentpunkte zu erhöhen.» Gleichwohl brauche es regulatorische und ethische Standards.
Positiv äusserte sich die IWF-Chefin zur mittlerweile eingedämmten Inflation. «Das ist eine grosse Leistung.» Sie gehe auf anpackende Notenbanken, weniger Lieferkettenprobleme sowie eine Entspannung bei den Lebensmittel- und Energiepreisen zurück. Damit gehe es wieder Richtung Preisstabilität. «Und dies wurde geschafft, ohne die Weltwirtschaft in eine Rezession mit grossangelegten Jobkürzungen zu stürzen.» Die Unabhängigkeit von Zentralbanken habe sich ausgezahlt. Zwar gingen die Inflationsraten zurück. «Die erhöhten Preise, die wir in unseren Geldbörsen spüren, bleiben aber.» (reuters/hzb/ps)