Der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), Pierre-Olivier Gourinchas, sagte Reuters in einem am Dienstag veröffentlichten Interview, es sei für die Federal Reserve (Fed) besser, noch etwas zu warten. Damit könne sie sicherstellen, dass sie bei der Inflation nicht doch noch auf dem falschen Fuss erwischt werde: «Für Juni hatten wir eine gute Zahl, aber warten wir ab, was wir für Juli und August bekommen.»
Die US-Verbraucherpreise waren im Juni mit einer Teuerungsrate von 3,0 Prozent nicht mehr so stark gestiegen wie im Mai (3,3 Prozent) und im April (3,4 Prozent). Die US-Notenbank will laut Fed-Chef Jerome Powell auf dem Weg zu einer Zinswende mehr Zuversicht erlangen, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig in Richtung des Zielwerts von zwei Prozent abschwächt. An den Finanzmärkten wurde durch den spürbaren Rückgang die Spekulation befeuert, dass die Fed die Leitzinsen im September senken könnte. Derzeit hält sie den geldpolitischen Schlüsselsatz noch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent und dürfte ihn Experten zufolge auch Ende des Monats dort belassen.
Sorge wegen Lohnwachstum
Gourinchas sagte, er rechne noch in diesem Jahr mit einer Zinssenkung durch die Fed. Er wollte sich jedoch nicht auf einen konkreten Zeitpunkt dafür festlegen. Die Währungshüter seien in einer Position, in der sie es sich leisten könnten, noch ein wenig abzuwarten. Der IWF-Chefökonom sagte, das Lohnwachstum bereite ihm noch gewisse Sorge. Er verwies auf Lohnerhöhungen, insbesondere im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor, die den Inflationsdruck anheizen könnten. (Reuters/hzb/pg)