Das Zurückweichen der Teuerung halte an und die jüngsten Inflationszahlen bestätigten dies, sagte der Leiter der Europaabteilung des IWF, Alfred Kammer, der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Notenbank-Forums der EZB in Sintra. «Das bedeutet, wir halten an unserer Geldpolitik-Empfehlung für die EZB fest, die besagt, dass sie damit fortfahren sollte, schrittweise den Schlüsselzins zu senken.» Die Inflation im Euroraum war im Juni auf 2,5 Prozent zurückgegangen von 2,6 Prozent in Mai. Die EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent liegt damit nicht mehr weit entfernt.
«Die Daten, einschliesslich der Veröffentlichung der Inflationszahlen für Juni, bestätigen den Ausblick und zeigen an, dass die Disinflation immer noch weitgehend mit unseren Erwartungen übereinstimmt», sagte Kammer. Die EZB habe daher Spielraum, ihren Einlagensatz bis zum dritten Quartal 2025 auf 2,5 Prozent oder ein neutrales Niveau zu senken. Als neutraler Zins gilt ein Zinsniveau, das eine Volkswirtschaft weder antreibt noch bremst. Aktuell liegt der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssigen Gelder parken, bei 3,75 Prozent. Die EZB hatte ihn Anfang Juni von zuvor 4,00 Prozent nach unten gesetzt. Es wer die erste Zinssenkung der Euro-Notenbank seit 2019.
Am Finanzmarkt wird derzeit davon ausgegangen, dass die EZB den Schlüsselsatz bis zum dritten Quartal 2025 auf 2,75 Prozent senken wird. Somit rechnet der IWF mit schnelleren Zinsschritten. Kammer zufolge lässt sich bereits eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt feststellen. «Wir sehen das in einer Reihe von Ländern, und das deutet darauf hin, dass der restriktive Kurs der Geldpolitik die Gesamtnachfrage dämpft.» Die Tariflöhne in der 20-Länder-Gemeinschaft waren zuletzt recht kräftig gestiegen, was momentan als einer der Haupttreiber der Inflation angesehen wird. (Reuters/hzb/pg)