«Die Rufe nach Zinssenkungen werden lauter», schrieb IWF-Chefin Kristalina Georgiewa in einem am Donnerstag veröffentlichten Blog. Es gebe das Risiko politischer Einflussnahmen. Konkrete Beispiele nannte sie aber nicht. «Regierungen und Zentralbanken müssen diesem Druck widerstehen.» Der Erfolg der geldpolitischen Massnahmen hänge stark von der jeweiligen Unabhängigkeit der Notenbank und ihrer Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten ab, wie Studien aus den vergangenen Jahrzehnten zeigten.
Georgiewa, die von der EU für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen werden wird, verwies auf die Erfolge der Notenbanken in der Coronavirus-Pandemie und nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die höchsten Inflationsraten seit mehreren Jahrzehnten wurden durch spürbare Zinserhöhungen bekämpft, in Europa durch die EZB, in den USA durch die Federal Reserve. Mittlerweile haben sich die Teuerungsraten wieder deutlich dem Ziel der Notenbanken angenähert. Georgiewa sagte, vor allem in Schwellenländern sei früh und entschlossen gehandelt worden.
Die Bulgarin verwies zum Vergleich auf die hohe Inflation in den 1970er Jahren, als viele Notenbanken kein klares Mandat für Preisstabilität hatten. Damals habe es starken politischen Druck gegeben, die Zinsen zu senken. «Alle wurden durch die hohe Inflation dann in Mitleidenschaft gezogen.» Erst Mitte der 1980er Jahre zeigten die Bemühungen der Notenbanken Wirkung, als die Politik Rückendeckung für eine konsequentere Bekämpfung der Inflation gab. «Es beginnt mit einem klaren, gesetzlich verankerten Mandat.» Preisstabilität führe dann zu wirtschaftlicher Stabilität und Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt. (reuters/hzb/ps)