Notenbankchef Kazuo Ueda äusserte sich nach dem Zinsbeschluss am Dienstag zwar optimistisch, dass sich die Inflation perspektivisch in die von den Währungshütern gewünschte Richtung bewegen könne: «Aber wir müssen noch prüfen, ob ein positiver Lohn-Inflations-Zyklus zustande kommt.» Die Notenbank wolle noch weitere Daten sichten. Als entscheidend gilt dabei, dass die Gehälter der Japaner ausreichend steigen, um die Inflation dauerhaft bei der Zielmarke der BoJ von zwei Prozent zu halten.

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Mehr als 80 Prozent der von der Nachrichtenagentur Reuters unlängst befragten Ökonomen gehen davon aus, dass die BoJ ihre Negativzinspolitik im nächsten Jahr beenden wird. Die Hälfte von ihnen erwartet April als wahrscheinlichsten Zeitpunkt dafür. Ueda signalisierte, dass eine Zinswende nicht aus heiterem Himmel verkündet werden dürfte: «Ich glaube nicht, dass die Chance gross ist, dass wir bei einem der folgenden Treffen plötzlich sagen, dass wir die Zinsen erhöhen werden.»

In Japan übersteigt die Inflation seit mehr als einem Jahr den Zielwert der BoJ. Dies hat zu Spekulationen geführt, dass die Notenbank 2024 das Ruder herumwerfen könnte, zumal einige Unternehmen ihre Bereitschaft zu weiteren Lohnerhöhungen bereits kundgetan haben.

Zinskurven-Steuerung

Seit 2016 betreibt die Zentralbank in Tokio eine sogenannte Zinskurven-Steuerung. Dabei peilen die Währungshüter Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und von null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an. Nach dem Festhalten der BoJ an ihrer ultralockeren Geldpolitik atmeten Anleger in Japan auf. In Tokio zog der Nikkei-Index an. Im asiatischen Devisenhandel gab der Yen hingegen nach dem Zinsentscheid nach.

Eine allmähliche Straffung der geldpolitischen Linie in den kommenden Quartalen sei «sehr wahrscheinlich», sagte der Experte John Vail vom Vermögensverwalter Nikko AM. Das dürfte aus seiner Sicht dazu beitragen, den Yen auf dem derzeitigen Niveau zu stabilisieren.

Inflationsziel fest im Blick

Ueda betonte vor der Presse, es gelte für die Notenbank abzuschätzen, ob das Inflationsziel «nachhaltig und stabil» erreicht werde. Vor diesem Hintergrund sei es schwierig, jetzt einen Ausstieg aus der ultralockeren Politik vorzuzeichnen. Der Notenbankchef gab jedoch zumindest einen kleinen Einblick: «Wenn wir aus dem Negativzins aussteigen würden, würden die Zinssätze leicht steigen.» Doch bleibe die Geldpolitik auch dann konjunkturstimulierend, zumal die realen - also um die Inflation bereinigten - Kreditkosten niedrig blieben.

Japans Wirtschaft war im Sommer stärker geschrumpft als erwartet. Zwischen Juli und September ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um aufs Jahr hochgerechnet 2,9 Prozent zurück. Dabei schrumpften die Verbraucherausgaben um 0,2 Prozent. Experten machen Kaufkraftverluste der Verbraucher für die Konsumschwäche verantwortlich.

Der Vizechef der BoJ, Ryozo Himino, hatte Anfang des Monats in einer viel beachteten Rede vor Wirtschaftsvertretern betont, dass ein gut gestalteter Ausstieg aus der laxen Geldpolitik der Wirtschaft Vorteile bringen würde: «Die BoJ sollte die Entwicklung von Löhnen und Preisen sorgfältig beobachten, den Zeitpunkt des Ausstiegs beurteilen und seinen Prozess gestalten.» (Reuters/hzb/pg)