Sie sei ein Produkt der Globalisierung, scherzt sie. Die Mutter von Veronika Giusti-Keller ist Schweizerin, der Vater Peruaner. Geboren und aufgewachsen ist sie zunächst in Peru, nach dem Studium der Ökonomie und ersten Berufserfahrungen siedelte sie in die Schweiz um. Da war sie allerdings schon vom Mikrofinanz-Virus infiziert. Den hatte sie sich schon zuvor eingefangen, in den Jahren als sie in Peru für eine internationale Ratingagentur gearbeitet hat. Ihr fiel es damals, vor gut 20 Jahren, auch zu, die ersten aufkommenden Microfinance-Projekte zu bewerten. «Das Bild dieser Frau in Tacna, Peru, wie sie ihre erste Waschmaschine, die sie sich vom selbst verdienten Lohn durch Wäschewaschen mit der Hand gekauft hat, inmitten des Wohnzimmers präsentiert, habe ich noch immer Kopf!», erzählt Veronika Giusti-Keller. Und genauso ist sie noch immer vom Konzept der Mikrokredite überzeugt, mit denen Geschäftsideen von Kleinstunternehmerinnen - es sind über 90 Prozent Frauen im BlueOrchard Portfolio - in Entwicklungsländern finanziert werden.
Als Veronika Giusti-Keller dann ein paar Jahre später aus familiären Gründen in die Schweiz ging, arbeitete sie zunächst im Bereich der derivativen Instrumente für eine britische Bank. Da beschloss sie, noch einen zweiten Master in Entwicklungsökonomie zu machen und als sie den dann in der Tasche hatte, wollte sie erst gar nicht zurück in die Bank, obwohl ihr dort der Stuhl freigehalten wurde. Eine Recherche in Sachen Mikrofinanz brachte sie auf BlueOrchard, einem der ersten professionellen Mikrofinanz-Investmentmanager mit Sitz in Genf. Ohne langes Zögern schickte sie einfach eine Email an BlueOrchard. «Ich schrieb ihnen, dass ich wirklich gerne eine Karriere in der Mikrofinanz verfolgen würde! Und das Schicksal war auf meiner Seite!», erinnert sie sich. So begann ihre Geschichte bei Blue Orchard. Seither sind 17 Jahre vergangen, in denen sie unzählige Mikrofinanzprojekte auf der ganzen Welt analysiert und auch vor Ort geprüft hat.
Zunächst leitete sie im Investmentbereich das Team, welches die Kreditrisiken bewertet und entwickelte dafür ein eigenes Tool, das heute noch genutzt wird. Dann wechselte sie innerhalb Blue Orchard zum Impact Team und versucht seither, ein ähnlich strenges Verfahren zur Messung des Impacts eines Investments zu entwickeln. «Ich bin bei BlueOrchard eingetreten, weil ich einen Beitrag leisten will und um dieses Lebensziel mit einer Karriere zu verbinden», erklärt sie ihre scheinbar unerschöpfliche Motivation. «Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass die Finanzierung von Mikrounternehmen nur ein kleiner Teil des ganzen Puzzles ist, aber wenn wir alle unseren kleinen Beitrag leisten, dann kann sich Grosses ändern», sagt sie. Denn letztlich sei alles miteinander verbunden: «Die Intersektionalität, wie wir das in unserem Team nennen, ist unglaublich», sagt Veronika Giusti Keller, und weist nochmal darauf hin, dass sie in Peru aufgewachsen ist, einem Land, in dem die soziale Ungerechtigkeit noch sehr viel stärker ausgeprägt und deutlicher zu sehen ist als in der Schweiz, wo sie seit nunmehr 20 Jahren lebt und gemeinsam mit ihrem Mann die Zwillinge Paula und Gabriel gross zieht.
Als die Teenagerin Paula kürzlich ihren ersten Job als Babysitterin antrat, musste Veronika Giusti-Keller daran denken, wie sehr sie selbst vor 13 Jahren eine Babysitterin gesucht hat. Denn auch wenn sie das Arbeitspensum in der ersten Zeit nach der Geburt auf 60 und später 80 Prozent reduziert hat, war die Kinderbetreuung für sie und ihren Mann eine grosse Herausforderung, da die anderen Familienangehörigen alle zu weit weg wohnten. Daher freut es Veronika umso mehr, dass ihre Tochter nun anderen Müttern hilft, das Leben mit Kind zu organisieren. Dann kann sie selbst getrost in Ruhe mit ihrem Wasserhund «Olaf» in der Genferseeregion spazieren gehen. Denn sie ist eine absolute Hundenärrin und wenn es nach ihr gehen würde, hätte sie ein ganzes Rudel Vierbeiner!
Funktion: Head of Impact Management bei BlueOrchard
Jahrgang: 1976
Ausbildung: Höchster Bildungsabschluss/schlüsse: MSc in Economic Development
Wichtigste Karriere-Stationen: Mehr als 20 Jahre Erfahrung in Schwellenmärkten und Impact Investing
Unternehmen: BlueOrchard ist ein führender globaler Impact Investment Manager und Mitglied der Schroders Group. Bis heute hat BlueOrchard über 11 Milliarden USD in mehr als 100 Ländern investiert. Bis Dezember 2023 unterstützte BlueOrchard mit seinen Investitionen über 300 Millionen Menschen in Schwellen- und Grenzmärkten.
Persönliches Motto: «Be grateful, find joy in what you do» (Sei dankbar, finde Freude an dem, was du tust.)
