Dass es gewisse Berufe nicht mehr gibt, die früher von Bedeutung waren, oder aber dass sie komplett anders aussehen, liegt im natürlichen Lauf der Zeit. Auch das Aufkommen der künstlichen Intelligenz verändert die Jobprofile und entsprechend die Aufgabenbereiche, die eine Arbeit mit sich bringt. Die Redaktion von HZ Banking und Insurance hat sich im Kontext der Fokuswoche KI drei Berufsfelder bei Banken und Versicherungen, die künstliche Intelligenz stark nutzen, genauer angeschaut.
HR-Recruiter:
Laut einer Umfrage der DPA sind grosse Unternehmen in Deutschland für Bewerbungsverfahren offen, in denen künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Das betrifft sowohl die Offenheit gegenüber Bewerbungsunterlagen, die mithilfe von KI erstellt wurden, als auch Stellenausschreibungen, welche die Unternehmen selbst mittels KI erstellen.
Wer stichprobenhaft nachfragt, merkt aber auch, dass die Entwicklung Zeit braucht. So heisst es vonseiten der Walliser Kantonalbank etwa, dass KI-Projekte im HR gestartet, aber noch in der Prototypphase seien.
CX-Specialist:
In der CEO-Interviewreihe von HZ-Banking sagte Daniel Salzmann, CEO der Luzerner Kantonalbank, etwas scherzhaft: «Wir haben zudem jetzt schon einen Chatbot im Internet, aber der ist noch dumm. Wir wollen ihn intelligenter machen, um mit den Kundinnen und Kunden korrespondieren zu können.» Damit liegt die LUKB voll im Trend. Denn wie eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU) zeigt, werden Chatbots von über 60 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen eingesetzt. Voicebots bereits bei 14 Prozent.
Etwas anders sieht das Bild laut einer weiteren HSLU-Studie bei Versicherungen aus: Dort seien die Anzahl Kundinnen und Kunden, die via Chat mit ihrer Versicherung kommunizieren, noch eher gering. Allerdings liege das primär auch daran, dass die Chats nicht prominent angeboten seien.
Wer als CX-Specialist arbeitet, muss sich also jetzt bereits mit Chatrobotern auseinandersetzen, und voraussichtlich wird diese Auseinandersetzung zunehmen.
Fraud-Manager:
Cybersecurity beschäftigt Banken und Versicherungen nicht erst, seit es künstliche Intelligenz gibt. Doch das Aufkommen der KI hat in diesem Feld einiges verändert. Dabei ist KI nicht erst Zukunftsmusik, sondern bereits im Einsatz. «Die Banken setzen KI-Tools ein, überprüfen sie aber z. B. bezüglich Datenschutz, Datensicherheit und Nutzerfreundlichkeit laufend», sagt Alexandra Arni, die sich beim Schweizer Bankenverband mit der Thematik befasst. Sie fügt an: «Grosse Banken verfügen über viel mehr Ressourcen als kleine, um sich diesen Themen anzunehmen. Darum ist der Austausch unter den Banken absolut elementar, um präventive Massnahmen gegen potenzielle Cyberangriffe zu ergreifen.»
In diesem Kontext, sagt Arni, sei auch das Swiss Financial Sector Cyber Security Centre, kurz Swiss FS-CSC, gegründet worden: «Die Initiative entstand, um die Cyber-Resilienz auf dem Schweizer Finanzplatz zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen Finanzinstituten und Behörden in strategischen und operativen Fragen zu fördern. Damit Finanzinstitute Zugang zu wichtigen Informationen zu Cyberangriffen erhalten, braucht es den kontinuierlichen Austausch untereinander.»
Denn laut Arni steigen durch KI nicht nur die Möglichkeiten der Banken, gegen Betrug vorzugehen, sondern auch die Möglichkeiten für Betrügerinnen und Betrüger, stärker und schneller zu agieren. «Das Gefahrenpotenzial steigt. Künftig kann unter anderem durch die Quantum-Computing-Technologie das gegenwärtige Verschlüsselungssystem sehr schnell gehackt werden – das ist besorgniserregend, aktuell aber noch nicht möglich. Daher arbeitet die Forschung bereits jetzt an einer sogenannten Post-Quantum-Kryptographie.»
Das verändert vor allem das Job-Profil von Fraud-Managerinnen und Fraud-Managern.
Dass KI neue Gefahren mit sich bringt sowie der von Arni angesprochene Aspekt lassen sich auf alle Jobfelder, die von KI beeinflusst werden, übertragen. Egal, ob Bewerbungen von KI verfasst werden, ob Chatbots mit Kundinnen und Kunden interagieren oder Betrüger sich KI zunutze machen – oder aber die Arbeitsentlastung im Fokus steht. Gleiches gilt im Feld der Versicherungen, wie Zurich auf Anfrage mitteilt: «Derzeit hat die Gruppe über 160 KI-Lösungen implementiert, die eine Vielzahl von Anwendungen abdecken. Dazu zählen beispielsweise eine verbesserte Risikobewertung, Verarbeitung von Schadensfällen, Kundensupport sowie Lösungen, die Betrugserkennung unterstützen.»