Bei der Privatbank Julius Bär ist es offenbar zu einem eklatanten Versagen der Risikoüberwachung gekommen. Diesen Schluss lassen die Eckdaten zu, welche die Bank am Montagmorgen zu seinem Benko-Engagement offen gelegt hat - sein Name wird zwar nicht explizit genannt, aber jeder weiss weiss, um wen es hier geht.
Bär gewährt den superreichen Kundinnen und Kunden auch Kredite - das war bekannt. Nach Angaben der Bank umfasst dieses Private Debt Buch 1,5 Milliarden Franken. Das Problem: Die Ausleihungen an das Konglomerat eines einzigen Kunden - René Benko - macht fast 50 Prozent dieses Private Debt-Buchs aus, so Bär.
Sicher, rein formal handelt es sich beim Benko-Engagement um drei Kredite an unterschiedliche Einheiten seines Imperiums. Aber es war lange vor der Schieflage des verschachtelten Immobilien-Imperiums bekannt, dass nur ein Mann das Sagen und auch den Durchblick über das Konstrukt hat: René Benko.
Bank-CEO Philipp Rickenbacker, die Geschäftsleitung und Bankpräsident Romeo Lacher müssen sich nun die Frage gefallen lassen, wie solch eine Risiko-Konzentration möglich war. Eine Bank, die ihren Kundinnen und Kunden in der Vermögensanlage den Service der Risikodiversifikation verkauft, ist offenbar nicht in der Lage, diese Kunst für die eigene Bilanz anzuwenden. Hier wird die Bank ohne Zweifel auch der Aufsicht Finma ein paar Antworten geben müssen.
Reputationsschaden für Julius Bär
Denn diese hatte Julius Bär bereits wegen Lücken in den Risikosystemen gerügt, als die Bank in der Ära von Ex-Chef Boris Collardi zweifelhafte Kunden aus dem Umfeld der Fifa und der südamerikanischen Ölkonzerne wie PDVSA aufgenommen hatte und die Geldwäsche-Risiken nicht gut genug im Griff hatte. Nun offenbart der Fall Banko Probleme bei den Kreditrisiken.
Die gute Nachricht am Schluss: Julius Bär ist sehr solide kapitalisiert, selbst wenn die Verluste aus dem Benko-Engagement noch steigen sollten, wird das die Bank nicht aus der Bahn werfen. Schwerwiegender als der finanzielle Schaden dürfte aber der Reputationsschaden sein.