Herr Leuthard, welche Verbindung haben Sie zum Kanton Nidwalden?

Ich bin in Stansstad aufgewachsen. Meine Eltern hatten eine eigene Molkerei und ein Lebensmittelgeschäft. Viele meiner damaligen Kolleginnen und Kollegen sind heute selbständige Unternehmerinnen und Unternehmer und Kundschaft bei der Nidwaldner Kantonalbank. Unter anderem als Rotarier des Rotary Clubs Stans, als Stiftungsrat der Stiftung Pro Wirtschaft und Mitglied IWV Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Unterwalden pflege ich heute intensive Beziehungen zur Bevölkerung und Wirtschaft im Kanton Nidwalden. 

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Sie sind seit 2013 CEO der NKB. Über ein Jahrzehnt lang. Was reizt Sie an der NKB, dass Sie in der schnelllebigen Bankbranche so lange in dieser Position geblieben sind?

Es kommt mir überhaupt nicht so lange vor. Im Rahmen meiner Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung geniesse ich ein ausserordentlich hohes Vertrauen vom Bankrat, den Mitarbeitenden und dem Eigner. Die Bankbranche ist seit einigen Dekaden im Umbruch. Wie von Ihnen erwähnt, ist es eine Herausforderung, immer die richtigen Veränderungen zu antizipieren, diese in der Strategie festzuhalten und umzusetzen. Es wäre wohl vermessen, zu behaupten, dass wir alle langfristigen Veränderungen in der Bankenbranche im Voraus erkennen. Als Nidwaldner Kantonalbank helfen wir unserer Kundschaft, ihren Traum als Eigenheimbesitzende oder als Unternehmerinnen und Unternehmer zu verwirklichen. Das ist eine grosse Befriedigung. Diese Freude hat auch nach über 10 Jahren nie abgenommen.

Davor waren Sie bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) tätig und davor lange Zeit bei der Credit Suisse. Wenn Sie sich an den Wechsel zur Kantonalbank zurückerinnern: Was hat Sie dazu bewogen, neue Wege einzuschlagen?

Der Wechsel zur Schwyzer Kantonalbank war 2006. Obwohl ich damals bei der CS eine sehr verantwortungsvolle Position hatte, verspürte ich zunehmend das Bedürfnis, die Entwicklung einer Bank strategisch mitzugestalten und dafür auch Verantwortung zu übernehmen. Die Möglichkeit, dies bei der Schwyzer Kantonalbank umzusetzen, kam für mich zum richtigen Zeitpunkt. Obwohl ich eine sehr spannende und lehrreiche Zeit bei der CS verbringen durfte, habe ich diesen Schritt nie bereut. Er gehört zu einem der besten Entscheide, die ich in meinem Leben getroffen habe.

Was für Unterschiede erfuhren Sie zwischen Ihrer Zeit bei der SZKB und nun bei der NKB?

Das Geschäftsmodell der beiden Kantonalbanken ist sehr ähnlich. Der grosse Schritt war weg von einer internationalen Grossbank hin zu einer regionalen Kantonalbank. Es gab keine Stabsstellen für alle möglichen Anliegen und Fragen, sondern Hands-on-Banking mit einer ausgeprägten Entscheidungskompetenz.

Eine bemerkenswerte Tatsache ist die Visibilität aller Mitarbeitenden. Ein CEO ist eine Person mit öffentlicher Aufmerksamkeit und er schaut genau hin, welche Entscheide in der Bank getroffen werden. In dieser Position ist eine ausgeprägte Resilienz nötig.

Wie meinen Sie das – eine ausgeprägte Resilienz?

Bei der Schweizer Kantonalbank war ich Mitglied der Geschäftsleitung und hatte die Bereiche Private Banking und Asset Management sowie den Handel geführt. Das war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Aber ein CEO ist ein Brennpunkt der Öffentlichkeit.

Merken Sie diese Öffentlichkeit auch im alltäglichen Leben im Kanton?

Ja. Wir suchen die Nähe zu den Leuten und zu der Bevölkerung des Kantons Nidwalden einerseits und Kundinnen und Kunden wenden sich andererseits sehr direkt per Mail an mich. Das hatte ich bei der CS eher selten. Da wurde der Relationship Manager angesprochen.

Und Sie beantworten all die E-Mails persönlich?

Ja. Für mich ist das wichtig. Selbstverständlich gebe ich die Sache zur Abklärung intern weiter. Aber die Beantwortung kommt dann von mir. Es ist nun aber nicht so, dass ich von Reklamationen überschwemmt werde. Die sind eher selten bei uns.

Zur Person Heinrich Leuthard:

Heinrich Leuthard ist seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank (NKB). Mit seiner umfassenden Kenntnis der Finanzbranche und langjährigen Erfahrung hat er massgeblich zur Entwicklung und Stärkung der Bank beigetragen.

 Seine Karriere begann er bei der Credit Suisse, wo er von 1989 bis 2007 in verschiedenen Funktionen tätig war, darunter als Leiter des Marktgebiets Zürich-Nord. Im Jahr 2007 wechselte er zur Schwyzer Kantonalbank, wo er als Leiter Private Banking und Mitglied der Geschäftsleitung tätig war. In dieser Position zeichnete er sich durch seine Führungsstärke und sein tiefes Verständnis für das Private Banking aus, bevor er schliesslich nach Nidwalden wechselte.

Seit 2013 führt Heinrich Leuthard die NKB und setzt sich seither für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Bank ein. Neben seiner Rolle als CEO der NKB ist er seit April 2021 Verwaltungsrat bei der Finnova AG und hat weitere Verwaltungsratsmandate inne. Seine strategischen Entscheidungen und sein Engagement haben die NKB zu einer der führenden Banken der Region gemacht.

Heinrich Leuthard ist eidgenössisch diplomierter Bankfachmann und Finanzplanungsexperte, was seine Fachkompetenz weiter unterstreicht. Seine Leidenschaft für Herausforderungen zeigt sich nicht nur in seinem Berufsleben, sondern auch in seiner Freizeit, wo er als passionierter Mountainbiker ambitioniert Gipfel erklimmt. Seine Fähigkeit, sowohl berufliche als auch persönliche Ziele mit Entschlossenheit und Engagement zu verfolgen, macht ihn zu einem herausragenden Führungspersönlichkeit und einem angesehenen Finanzexperten.
 

Lassen Sie uns in die Zukunft blicken. Welche Aufgaben stehen der NKB bevor?

Wir haben Halbzeit der Strategieperiode 2022 bis 2026. Nebst unserem Kerngeschäft sind wir inzwischen zu einer sehr agilen Projektorganisation herangewachsen. Sie haben einleitend selber erwähnt, die Bankbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Grosse Themen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Sustainable Finance, aber auch granulare Regulierung und Compliance beschäftigen sehr und fordern unsere Kapazität aufs Äusserste.

Viele Kantonalbanken sind immer noch stark vom Zinsgeschäft abhängig und versuchen sich gleichzeitig zu differenzieren. Wie lautet Ihr Plan? Wie unterscheidet sich die NKB von all den anderen Schweizer Banken?

Wir hatten uns mit dieser Fragestellung bei der Strategieerarbeitung sehr intensiv auseinandergesetzt. Das «Erkaufen» der Diversifikation haben wir verworfen. Wir konzentrieren uns stattdessen auf den Aufbau eines Ökosystems für Human-, Zahn- und Veterinärmedizinerinnen und -mediziner. Wir begleiten das erwähnte Segment auf dem Weg vom Studium bis in den Ruhestand.

In den letzten 20 Jahren haben wir in diesem Bereich ein umfassendes und vertieftes Wissen aufgebaut. Dieses Wissen wollen wir stärker nutzen und unseren Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen. 

Eine Expertise im Bereich Medizin – das klingt sehr spezifisch. Wie kam es dazu?

Das ist zurückzuführen auf die Zeit, bevor ich CEO war. Wir konnten uns in den letzten 20 Jahren ein grosses Know-how aneignen.

Wie unterscheidet sich eine Beratung für eine Praxis denn von jenem jedes anderen KMUs?

Es ist ein grosser Unterschied. Meistens stehen bei einer Praxis am Anfang sehr hohe Investitionen an, wir reden hier über Kredite in mindestens einstelliger Millionenhöhe. Und die Sicherheit der Ärztinnen und Ärzte ist in dieser Phase relativ gering. Es handelt sich also um hohe Investitionskredite, die aber auch innerhalb von kurzer Zeit amortisiert werden.

Ist das Angebot der NKB auch ausserkantonal attraktiv?

Nidwalden hat rund 44'000 Einwohner und entsprechend nicht Hunderte von Ärztinnen und Ärzten. Wir sind daher schweizweit unterwegs. Wenn Sie in Zürich zu einem Zahnarzt gehen, ist es gut möglich, dass Sie einen Einzahlungsschein mit Verbindung zur NKB bekommen.

Lassen Sie uns den Fokus verändern: Sie haben sehr lange bei der CS gearbeitet. Was war Ihre Reaktion, als die CS unterging?

Definitiv hat mir das sehr wehgetan, dass die CS heute nicht mehr auf dem Finanzplatz existiert. Ich durfte knapp 20 Jahre bei dieser Bank arbeiten. Ich hatte eine sehr gute, lehrreiche Zeit und mich 2006 dazu entschieden, mich in eine andere Richtung zu entwickeln. Ich wechselte zu einer Bank, in der ich strategisch mehr mitarbeiten konnte.

Haben die Ereignisse rund um die CS die Kantonalbanken und die Sicherheit, die diese mit ihrer Nähe zum Staat vermitteln, nochmals aufgewertet?

Es gab durchaus grössere Kantonalbanken, die profitieren konnten. Die politische Frage, die nun im Raum steht, lautet: Wie gehen wir mit der UBS um? Ich glaube, die Geschäftsmodelle der Kantonalbanken sind transparenter, da sie nie so global und international verflochten sind wie das einer UBS. Unsere Staatsgarantie vermittelt auch zusätzliche Sicherheit, aber wir setzen alles daran, dass wir nie auf die Staatsgarantie zurückgreifen müssen.

Um Ihre Frage zu beantworten: Ich habe das Gefühl, dass es bei Retailkundinnen und -kunden ein stärkeres Vertrauen zu den kantonalen Banken gibt, weil eben gerade die internationalen Verflechtungen fehlen.

Die Nidwalder Kantonalbank in Zahlen:
  • Gründungsjahr: 1879
  • Bilanzsumme: 6'391,0 Mio.
  • Anzahl Kunden und Kundinnen: rund 40’000
  • Verbreitungsgebiet/abgedeckte Region: Die Nidwaldner Kantonalbank (NKB) ist die führende Universalbank für Privat- und Firmenkunden im Kanton Nidwalden. Im Segment Ärzte, Zahnärzte und Veterinäre ist sie schweizweit aktiv.
  • Rechtsform: Die Nidwaldner Kantonalbank ist eine selbstständige juristische Person des kantonalen öffentlichen Rechts (öffentlich-rechtliche Anstalt). Der Kanton Nidwalden stellt 84,2 Prozent des nominellen Kapitals zur Verfügung und verfügt über 100 Prozent der Stimmrechte. Im Rahmen der Staatsgarantie haftet der Kanton Nidwalden für sämtliche Verbindlichkeiten der NKB.
  • Was ist an Ihrer Bank im Vergleich zu anderen Banken speziell? 
  • Seit 1879 ist die NKB die führende Universalbank im Kanton Nidwalden. Diese tiefe Verwurzelung und langjährige Erfahrung schaffen Vertrauen und Sicherheit. Die NKB legt grossen Wert auf persönliche Betreuung. Kundinnen und Kunden profitieren von einer individuellen Beratung, die auf die spezifischen finanziellen Ziele und Lebenssituationen zugeschnitten ist. Die NKB bietet massgeschneiderte Finanzlösungen für Privat- und Firmenkunden, einschliesslich spezialisierter Angebote für Ärzte, Zahnärzte und Veterinäre. Unter dem Namen MEDVIA hat die NKB ein einzigartiges Ökosystem für Mediziner lanciert. Die kurzen Entscheidungswege und die Handschlagmentalität garantieren schnelle, transparente und verbindliche Lösungen. Gleichzeitig setzt sich die NKB aktiv für die nachhaltige Entwicklung der Region ein, sowohl ökonomisch, ökologisch als auch sozial. Kunden können stolz darauf sein, dass ihre Bank Verantwortung übernimmt und einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leistet. Als öffentlich-rechtliche Anstalt mit einer Staatsgarantie des Kantons Nidwalden bietet die NKB höchste Sicherheit für die Finanzen ihrer Kundinnen und Kunden.

Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft in der NKB?

Ich werde auf das Ende dieser Strategieperiode gehen. Mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin darf eine sehr gut positionierte Bank übernehmen. Das neu zusammengesetzte Führungsgremium wird dann die nächste Strategieperiode gestalten und die Weichen für die zukünftige Ausrichtung der Bank stellen.

Sie werden also in Pension gehen?

Ja, ich werde ganz regulär in den Ruhestand gehen. Unsere Strategieperioden erstrecken sich jeweils über vier Jahre, die nächste würde also von 2027 bis 2031 dauern. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man Abschied nehmen muss. Das wissen alle Mitarbeitenden und auch der Eigner.

Falls es eine Nachfolgerin bei der NKB gäbe, wäre es die dritte von insgesamt 24 Kantonalbanken, die weiblich geführt werden würde – immer noch eine starke Unterrepräsentation. Was sehen Sie als Grund dafür?

Das stimmt. Wir fördern unsere Mitarbeitenden von Anfang an genderneutral. Besonders stolz sind wir auf unser flexibles Arbeitszeitmodell, das es ermöglicht, Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Mit diesen Rahmenbedingungen sind wir in der Lage, auch Führungspositionen attraktiver für Frauen zu gestalten.

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