Ich meine, Karin Keller-Sutter hat bei der Rettung der Credit Suisse eine gute Falle gemacht. In der Stilnote ohnehin, sie kann fliessend Englisch, hat sich schnell eingearbeitet, war entscheidungsstark. Und in der Hauptnote hat sie in höchster Bedrängnis den Sanierungsfall dem UBS-Chef Sergio Ermotti und seinem erprobten Team übergeben. Eine Staatsbeteiligung, bei welcher der Bund, die Nationalbank oder die Finma in die operativen Geschäfte einer fallierten Grossbank reingeredet hätte, wäre zum Albtraum für die Schweiz geworden. Von einer Abwicklung, wie sie sich das Financial Stability Board gewünscht hat, gar nicht zu reden.
Nun hoffe ich, dass die Freisinnige bei der zweiten Grossbaustelle reüssiert: beim Bremsen der Staatsausgaben, besonders bei den Fixausgaben. Denn die Wachstumsprognosen beim Geldausgeben des Bundes sind beängstigend, sie liegen regelmässig über dem Wirtschaftswachstum. Besonders die gebundenen Ausgaben steigen und steigen – innert vier Jahren von 55 auf 62 Prozent. In der Privatwirtschaft wären längst Spar- und Optimierungsprogramme angerollt, in der Politik wird munter weiter aufgepolstert. Die Spendierfreude in Bern bleibt nicht ohne Folgen, denn sie weckt die Lust auf Mehreinnahmen bei den direkten und indirekten Steuern. Für den Standort Schweiz wäre das schlecht. Also: Es braucht endlich den Willen im Finanzdepartement, diesen Ausgabenwahnsinn zu stoppen.