«Die Erwartungen an den Märkten scheinen gegenwärtig vernünftig zu sein, aber es gibt keinen Autopilot», sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters am Rande einer Ökonomen-Konferenz in Dubrovnik. An der Börse wird derzeit davon ausgegangen, dass die EZB nach ihrer ersten Zinssenkung in diesem Jahr noch ein bis zwei weitere Zinsschritte nach unten im Umfang von jeweils 0,25 Prozentpunkte beschliessen wird. Für das nächste Jahr werden zwei weitere Zinssenkungen erwartet.

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«Die Unsicherheit ist nach wie vor gross, aber natürlich befinden wir uns auf dem Weg einer sich abschwächenden Inflation», merkte Kazaks an. Er geht zwar davon aus, dass die Inflationsentwicklung im Euroraum in diesem Jahr holprig sein wird, und die Monatsdaten um die aktuellen Niveaus herum pendeln werden. 2025 wird die Teuerungsrate nach seiner Einschätzung aber zur Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent zurückkehren. Daher könne die EZB von ihrer straffen Ausrichtung ein wenig abrücken, sagte Kazaks. «Wir können etwas an Restriktion aufheben, aber wir sollten ein gewisses Mass an Restriktion beibehalten und von Sitzung zu Sitzung die Daten prüfen.»

Die EZB hatte Anfang Juni die Kurswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsschraube gelockert. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,75 Prozent gesenkt. Zum weiteren Vorgehen hielt sich die EZB aber bedeckt. Denn die zuletzt sehr hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor und ein sehr starkes Lohnwachstum in der 20-Länder-Gemeinschaft zu Jahresbeginn stimmten die Notenbank vorsichtig.

Kazaks rief dazu auf, nicht überzureagieren, sollten ein bis zwei Wirtschaftsdaten nicht so ausfallen, wie erwartet werde. Im Grossen und Ganzen seien die Daten bislang im Rahmen der Erwartungen geblieben. «Damit die Daten eine Abweichung vom Basisszenario zeigen, müssten die Veränderungen anhaltend und beträchtlich sein», merkte er an. Es müsse daher schon ein grosser externer Schock auftreten, etwa geopolitische Natur, damit die EZB ihren Kurs ändere. «Aber wenn wir innerhalb des Basisszenarios bleiben, dann ist die Richtung für mich relativ klar und die einzige Frage betrifft das Tempo und das Niveau.» (awp/hzb/ps)

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