Es wäre das Denkmal für Rolf Dörig geworden. Kurz vor dem Kollaps der Credit Suisse klopfte der Präsident der Swiss Life beim Bundesrat an und schlug vor, der Lebensversicherer könnte das Schweiz-Geschäft der schlingernden CS übernehmen. Das weiss die «Handelszeitung» aus mehreren guten Quellen.
Allzu weit kam er damit nicht. Das ist in erster Linie der Verweigerung der CS-Spitze zuzuschreiben, den Niedergang als Option akzeptieren zu wollen. An einen Plan B wollte damals offenbar noch niemand denken, obwohl in einem Bank-Run bereits ein grosser Teil der Kundschaft das Weite gesucht hatte.
Vermutlich hätte es Dörig auch im eigenen Verwaltungsrat schwer gehabt. Wieso sollte die Swiss Life plötzlich zum Allfinanz-Konzern werden, nachdem sie jahrelang immer betont hatte, grössere Ausflüge ins Banking seien nicht ihr Ding. Mit einem Schlag wäre die Swiss Life zur Anbieterin von Lohnkonten und Firmenkrediten geworden, hätte sich um Bankomaten und Payment-Apps kümmern müssen. Es ist wohl besser für sie, dass es nicht dazu kam.
Das Ganze zeigt aber auch, dass es Alternativen zur Fusion mit der UBS hätte geben können. Es ist ja nicht so, dass die Auslagerung des Schweizer Geschäfts eine komplett abwegige Option gewesen wäre, schliesslich hatte das Management unter Tidjane Thiam einst sogar einen Teil-Börsengang der Schweiz-Tochter geprüft.
Dass in der Politik niemand Lust auf diese Aufgabe hatte, erstaunt nicht gross.
Die Vermeidung der Grossfusion UBS-CS hätte die Schweiz vor gravierenden Langfristfolgen – eine riesige Grossbank mit faktischer Staatsgarantie – bewahrt. Aber einfach wäre eine Zerschlagung nicht geworden. Denn selbst wenn grosse Teile an Konkurrenten hätten verkauft werden können, wären viele Bereiche übrig geblieben, deren Versilberung schwierig gewesen wäre. Der Bund wäre auf Jahre hinaus als Liquidator und Betreiber einer Bad Bank in der Pflicht geblieben. Dass in der Politik niemand Lust auf diese Aufgabe hatte, erstaunt nicht gross.
Es ist nachvollziehbar und ehrbar, dass Dörig sich um eine Lösung bemühte. Der Zürcher, der nicht nur seine eigene Karriere einst bei der CS-Vorgängerin Kreditanstalt gestartet hatte, sondern als SVPler auch einen Draht zum damaligen Finanzminister Ueli Maurer hatte. Ein Swiss-Life-CS-Deal wäre seine Zürcher Lösung für ein Zürcher Problem geworden. Und hätte eine historische Klammer geschlossen. Die Banden zwischen den beiden Unternehmen begannen nicht erst mit Dörig, war die Swiss Life doch einst vor 166 Jahren als «Rentenanstalt» sogar von der damaligen Kreditanstalt mitgegründet worden. Mit der Fusion der beiden ehemaligen «Anstalten» hätte sich Dörig – ein kleines bisschen – in eine Reihe mit Alfred Escher stellen können.