Die Rolle künstlicher Intelligenz (KI) in der Finanzwelt wird zunehmend differenziert verstanden. Ursprünglich für einfache Datenverarbeitung genutzt, hat sich KI zu einer Technologie entwickelt, die komplexe Entscheidungen unterstützt und ganze Prozesse effizienter gestaltet. Insbesondere im Bereich des Investierens und der Portfolio-Optimierung zeigt sich das Potenzial von KI als unverzichtbare Zweitmeinung.

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Warum man auf KI hören sollte

Menschen sind bei finanziellen Entscheidungen oft von Emotionen wie Angst oder Gier beeinflusst. Doch warum sollten Menschen auf KI hören? Diese Frage hören wir bei Aisot Technologies oft von potenziellen Kunden, und angesichts der Neuartigkeit der Technologie ist sie durchaus berechtigt.

KI übertrifft den Menschen, wenn es darum geht, grosse Datenmengen zu verarbeiten und zu analysieren, seien es Markttrends, Finanzberichte, Echtzeitpreisdaten oder Inhalte aus sozialen Medien. Sie bietet eine verlässliche Zweitmeinung, die die Intuition eines Managers entweder untermauern oder hinterfragen kann.

Ausgewogenere Entscheidungen dank KI-Einsatz

In einer kürzlich erschienenen Forschungsstudie von Cindy Candrian und Anne Scherer wird aufgezeigt, dass Investmentmanager, die Ratschläge von KI erhalten haben, ausgewogenere Entscheidungen treffen als jene, die die gleichen Ratschläge von einem anderen Menschen erhielten. Dies verdeutlicht das Potenzial von KI, kognitive Verzerrungen zu reduzieren – subtile mentale Abkürzungen, die uns trotz vorhandener Informationen auf suboptimale Wege führen können.

KI kann Daten rein faktenbasiert und frei von emotionalen Verzerrungen analysieren. Durch die Verarbeitung von makroökonomischen Daten, Unternehmensberichten, Marktstimmungen und alternativen Datenquellen wie Social Media erkennt KI Muster, die für den Menschen schwer zugänglich und komplex wären.

Präzise auf die Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen

Eine Stärke von KI liegt in ihrer Fähigkeit, riesige Datenmengen in Echtzeit zu analysieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden kann KI nicht nur historische Daten, sondern auch makroökonomische Trends und aktuelle Ereignisse einbeziehen, um Vorhersagen zu treffen. Dies führt zu einer fundierten Grundlage für strategische Entscheidungen. Mit KI können Portfolios zudem präzise auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele eines Investors zugeschnitten werden.

Zur Person Stefan Klauser

Stefan Klauser ist CEO und Co-Founder von Aisot Technologies, einem ETH-Spin-off. 

Wir bei Aisot Technologies nutzen KI beispielsweise, um Anlagestrategien zu entwickeln, die dynamisch auf Marktveränderungen reagieren. Die Kombination von Risikobewertung, Performanceprognosen und regelmässigem Rebalancing sorgt für eine laufende Optimierung, die über eine statische Buy-and-Hold-Strategie hinausgeht. Zudem: Investitionsentscheidungen, die früher Tage oder Wochen gedauert haben, können dank KI in Minuten getroffen werden. Durch Automatisierung wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Genauigkeit erhöht.

Datenqualität und der Faktor Mensch bleiben wichtig

Trotz ihren Stärken hängt der Erfolg von KI entscheidend von den Daten ab, die ihr zur Verfügung stehen. Nur durch hochwertige, kuratierte und aktuelle Daten kann die Technologie zuverlässige Ergebnisse liefern. Der menschliche Faktor bleibt daher unverzichtbar: Experten und Expertinnen müssen sicherstellen, dass die Datenbasis korrekt ist, dass KI-Modelle die richtigen Fragen beantworten und die Ergebnisse plausibel sind.

Im Kontext der Vermögensverwaltung braucht es zudem Menschen mit angewandtem Finanzwissen, um ein Investmentuniversum zu kuratieren und die richtigen Ziele und Einschränkungen zu definieren.  

Mit oder ohne KI: Wir messen nach

In meinem letzten HZ-Banking-Artikel vom Mai 2024 habe ich das Portfolio «Swiss Grand Eight» erwähnt. Es handelt sich um ein Portfolio, das wichtige Segmente des Schweizer Marktes repräsentiert und für Innovation «made in Switzerland» stehen kann. Es umfasst die Titel ABB, Georg Fischer, Sika, Roche, Lonza, Nestlé, Novartis und UBS.

In diesem Artikel habe ich festgehalten, dass das KI-optimierte Portfolio zwischen 2019 und 2023 jährlich absolut eine etwa 15 Prozent höhere Performance erzielte als das nicht optimierte Portfolio und deutlich reduzierte Volatilität aufwies (15,40 Prozent versus 17,97 Prozent).

Wir haben das Portfolio nach dem besagten Artikel weiter verfolgt. Vom 1. Januar 2024 bis 10. Dezember konnte das KI-optimierte Portfolio eine Rendite von plus 16,4 Prozent vorweisen, der SMI steht bei lediglich plus 4,5 Prozent.

Diese Ergebnisse verdeutlichen nicht nur die Effektivität der eingesetzten Technologien, sondern auch, wie strategische Gewichtungsentscheidungen mit KI als Zweitmeinung dazu beitragen können, sowohl die Performance zu maximieren als auch das Risiko besser zu kontrollieren.

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