Schon wieder eine Zwangshochzeit in der Bankbranche. Diesmal in den USA, wo das ganze «Shotgun Wedding» genannt wird: Die Bank JP Morgan übernimmt die schlingernde First Republic Bank. Sie war auf vermögende Kundschaft spezialisiert und bekannt für Jumbohypotheken im Umfang von 5 Millionen Dollar oder mehr.
Der neuerliche Konkurs zeigt, dass die Banken wenig stabil sind. Denn sie gehen in einer Zeit pleite, in der die Zinsen zwar steigen, aber die Wirtschaft eigentlich nach wie vor gut läuft. Wir sind (noch) nicht in einer Rezession. Was würde dann passieren? Deswegen sind dringend neue Regeln für Banken nötig. Insbesondere auch, weil die Bankkonkurse heute viele schneller erfolgen als noch vor wenigen Jahren.
Auch bei der Credit Suisse ging es schnell
Das liegt daran, dass die Kundinnen und Kunden im Digitalzeitalter ihr Geld viel schneller von einer Bank abziehen können. Bei der First Republic Bank hat die Kundschaft seit März 100 Milliarden Dollar abgezogen, das sind 41 Prozent aller Kundengelder. Eine Kundenflucht auf Speed.
Um Geld zu verschieben, braucht es nur noch einige Mausklicks oder sogar nur einen Daumen am Handy. Auch bei der Credit Suisse ging es schnell: Der Schweizer Grossbank sind im ersten Quartal dieses Jahres rund 67 Milliarden Franken abgeflossen. Und im Gesamtjahr 2022 verlor die CS rund einen Drittel ihrer Einlagen, die sie im Schweizer Geschäft hatte.
Wie schnell es im Digitalzeitalter wirklich gehen kann, zeigt vor allem die Flucht der Kunden und Kundinnen der Silicon Valley Bank die Mitte März Konkurs ging. Dort zogen diese innerhalb von zehn Stunden jede Sekunde 1 Million Dollar von der Bank ab. Am nächsten Tag hatten sie bereits 42 Milliarden Dollar abgehoben. Der schnellste Bank-Run aller Zeiten. Zum Vergleich: In der Finanzkrise brauchte Kundinnen und Kunden der Bank Washington Mutual noch ganze zehn Tage, bis sie 16,7 Milliarden Dollar abgehoben hatten.
Die Banken und Bankaktionariate in Angst und Schrecken versetzen
Die Geschwindigkeit, mit der die SVB und andere Banken in Schieflage geraten sind, sollte nicht nur die Banken und Bankaktionariate in Angst und Schrecken versetzen, sondern auch die Regulatoren weltweit. Angesichts dessen, wie schnell so eine Entwicklung ablaufen kann, müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass die Banken nicht so schnell in Konkurs gehen können.
Es geht dabei nicht so sehr um das Problem, dass die Banken noch immer zu wenig Eigenkapital halten für ein wirklich stabiles Finanzsystem. Sondern es geht um Liquidität und um Einlagensicherung. Hier müssen Massnahmen ergriffen werden, die der neuen Welt gerecht werden, in der Gelder in Millionenhöhe in Sekundenschnelle von einer Bank abgezogen werden können. So schnell, dass heute jede Bank in wenigen Stunden ausgelöscht werden könnte, wenn der Prozess erst einmal losgetreten ist.
5 Kommentare
"Die Ausgabe eines digitalen Euro solle allein den Banken vorbehalten und dieser müsse mit einem Bankkonto verknüpft sein. Auch sollten Einlagenabflüsse verhindert und die Gefahr von digitalen Bank-Runs gebannt werden. «Wir setzen uns deshalb für ganz klare Obergrenzen ein, wie viel digitale Euros jeder Bürger haben kann, und eine sinnvolle Kontrolle, damit so etwas nicht passiert», sagte Peucker.
Zur Höhe einer solchen Haltegrenze äusserte sich der Bankenverband nicht. Diese dürfe nicht zu hoch ausfallen, da ansonsten das Finanzsystem deutlich instabiler werde, sagte Peucker. Die EZB habe bislang keine detaillierte Folgenabschätzung zur Frage der möglichen Einlagenabflüsse unternommen und auch nicht untersucht, welche Obergrenzen welche Effekte hätten, kritisierte sie. EZB-Direktor Fabio Panetta hatte einmal ein mögliches Limit von 3000 Euro in die Diskussion eingebracht."
POSITIONSPAPIER VON VERBAND
Banken fordern zentrale Rolle bei einem Digital-Euro
Der deutsche Bankenverband verlangt, dass die Rollenverteilung zwischen Geldhäusern und der EZB auch bei einer digitalen Währung bestehen bleibt.
Veröffentlicht am 06.02.2023 - 15:25 Uhr
Schon spannend, dass man die Risiken des E-Bankings bei den Banken erst jetzt erkennen will.
Die Kunden tragen ja eh alle Risiken im E-Banking. Also wo ist das Problem der E-Technik Freaks?
Das Problem scheint erst mit dem Zinsanstieg ersichtlich geworden. Erst jetzt ziehen Kunden teilweise Geld von den Konten ihrer Bank ab. Entweder weil ihnen Ihr Institut zu unsicher scheint oder weil sie anderswo bessere Verzinsung erhalten, als auf dem Bankkonto. Vor allem in den USA ist auch letzteres der Fall. Weil es dort für kurzlaufende US-Staatsanleihen 5 Prozent Zinsen gibt, was deutlich mehr ist, als auf vielen Bankkonten gezahlt wird. Auch digitale Konkurrenz zahlt mehr als viele Banken. Apple zahlt in den USA 4.15 Prozent auf dem Sparkonto.
In der Schweiz liegen die Zinsen für reguläre Sparkonti gemäss Moneyland.ch bei 0 bis 0,65 Prozent. Derweil bieten kurz laufende Schweizer Staatsanleihen etwas mehr als 1 Prozent.
Früher gab es bei Banken Festgelder, Sparkonten mit Kündigungsfrist etc.
Dies war für Banken sehr wichtig, damit man mit diesem Geld mind. eine gewisse Zeit sicher arbeiten konnte.
Aufgrund des Negativzinssatzes der letzten Jahre gingen diese Produkte allesamt verloren oder wurden nicht mehr benutzt/angeboten. Daher war der schnelle Abfluss von Geldern erst möglich.
Ohne diese Sicherheit kann keine Bank/Firma arbeiten. Jede Auftragserteilung an eine Firma hat Verträge, die man nicht einfach so rückgängig machen kann. Die Banken mussten in den letzten Jahren mit der Gewissheit leben, dass jederzeit das Geld und damit die Grundlage für das Bankgeschäft abfliessen kann. Das hat auch überhaupt nichts mit den Boni oder wie im Artikel geschrieben mit dem Eigenkapital zu tun. Tragischerweise waren die Banken in den letzten Jahren sogar froh, wenn man als Kunde das flüssige Geld abzog, da sie Negativzinsen bezahlen mussten. Auch hier war nicht die Bank schuld, sondern die Negativzinsen der SNB. Man kann nicht einfach Negativzinsen einführen, ohne dass die Rahmenbedingungen für die Geschäfte der Banken angepasst werden, damit diese trotzdem sicher arbeiten können. Morgen kann ein Influencer mit grosser Reichweite eine Bank schlecht reden und schon ist der nächste Run da. Nur leider wurde dieses Problem meines Wissens im Parlament noch nicht einmal bemerkt.
Danke für den Kommentar. Ja, das mit den Festgeldern hat natürlich einen Effekt. Auch die Negativzinsen hatten sicher dazu beigetragen. Aber die sind nun Geschichte und die Leitzinsen stehen seit März bei 1,5 Prozent. Da können Banken eigentlich auch wieder Zinsen auf Festgelder bieten. Wenn es diese nicht oder zu wenig gibt, können Kunden Obligationen kaufen, die etwas Zinsen geben, was Kundeneinlagen von Banken abzieht.
Das mit dem Inlfluencer: Also sooo einfach ist es dann auch wieder nicht, einen Bankrun auszulösen.