Früher wurde das Land aufgrund seiner Stabilität und der fehlenden politischen Unsicherheit als erfolgreicher Finanzplatz gepriesen, doch nun haben die jüngsten Entwicklungen eine Mischung aus Neugier und Panik ausgelöst. Das Schicksal der Credit Suisse ist das Ergebnis einer Kombination aus schlechten strategischen Entscheidungen, einer verrotteten Kultur und Pech.

Die Kraft ihrer Marke hatte die Bank über Wasser gehalten, trotz Skandalen in der Unternehmensführung, der Wahl der falschen Partner und einer Reihe von CEO und Topmanagern, die nicht in der Lage waren, das Vertrauen wiederherzustellen und eine Wende herbeizuführen. Und als es aufgrund des Ausfalls der Silicon Valley Bank (SVB) zu Turbulenzen auf den Finanzmärkten kam, ging sie als eine der schwächsten Banken zuerst unter. 

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Ist die gewählte Lösung die beste?

Während der Zusammenbruch der SVB die Lücken in der US-Bankenregulierung aufzeigt, sollte die Reaktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Finma, der Schweizer Finanzaufsichtsbehörde und der Schweizerischen Eidgenossenschaft als angemessen und schnell gelobt werden. Dennoch: Die Schweiz wird nie mehr dieselbe sein.

Die Reaktion der Schweizer Behörden zielte darauf ab, das Risiko einer Finanzpanik zu verringern. Es ist jedoch nicht klar, dass die endgültige Lösung für die Schweiz die beste ist.

Zunächst einmal ist die Zukunft der 16’000 Mitarbeitenden des Schweiz-Geschäfts der CS sehr ungewiss. Die Credit-Suisse-Filiale in meiner Heimatstadt liegt direkt vor der UBS-Filiale, was bedeutet, dass eine der beiden Filialen mit Sicherheit schliessen wird.

Der Ruf des Schweizer Bankenplatzes ist beschädigt

Zweitens wird es trotz der Kostensynergien der UBS-Übernahme zu erheblichen Verlusten in den Vermögensverwaltungssparten beider Banken kommen. Diejenigen Kundinnen und Kunden, die aus Gründen der Diversifizierung Konten bei beiden Banken unterhalten haben, werden sich nun anderweitig orientieren müssen.

Drittens ist der Ruf des Schweizer Bankwesens beschädigt, was bedeutet, dass viele Kunden, Kundinnen, Einlegerinnen und Einleger beide Banken verlassen werden. Ich wette, dass die Vermögensverwalter in Singapur mit einem deutlichen Anstieg ihrer verwalteten Vermögen rechnen.

Schliesslich führt diese Krise dazu, dass eine riesige Bank in einigen Segmenten des Schweizer Marktes eine Quasi-Monopolstellung einnimmt, was für die Schweizer Kundinnen und Kunden unerwünscht ist.

Hohe Kosten, grosse Rechtsrisiken

Hinzu kommt: Die Kosten der Rettungsaktion werden vollständig von den Schweizer Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern getragen. Neben der ursprünglichen Liquiditätsgarantie der SNB in der Höhe von 50 Milliarden Franken garantiert der Bund der UBS die Verluste in der Höhe von bis zu 9 Milliarden Franken. Darüber hinaus bietet die SNB der UBS nun eine Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an. Zusammen mit den potenziellen Kosten, die sich aus dem Abbau von Arbeitsplätzen und Restrukturierungskosten ergeben, ergibt sich ein Plan, wie es ihn in der Schweiz noch nie gegeben hat.

Die Aktionäre und Aktionärinnen der Credit Suisse erhalten noch 0.75 Franken pro Aktie. Das ist eine massive Vermögensvernichtung innerhalb eines Wochenendes, und ich vermute, dass die grössten Aktionäre der Credit Suisse Group wie die Saudi National Bank oder auch Schweizer Pensionskassen das Geschäft nicht akzeptieren werden. Während es für die UBS ein gutes Geschäft zu sein scheint – sie bekommt für rund 3 Milliarden Franken ein Institut mit sehr wertvollen Vermögenswerten –, könnten die Kosten und Risiken der Übernahme die Kundschaft, Einlegerinnen, Einleger und Aktionäre der UBS abschrecken.

Ein interessantes Merkmal des Rettungspakets ist, dass die Aufsichtsbehörde die Befugnis hat, Wandelanleihen abzuschreiben, was die Finma auch getan hat. In den Medien wird heute darüber diskutiert, ob dies potenzielle rechtliche Verpflichtungen nach sich zieht oder nicht.

Verstaatlichung als bessere Alternative

Die Zeit wird zeigen, ob die Übernahme der CS durch die UBS die beste Vorgehensweise war. Es erinnert mich an die Rettung der UBS im Jahr 2008 durch die Schweizerische Eidgenossenschaft – diese hatte sich für die UBS langfristig als sehr gut erwiesen. Wäre eine solche Lösung für die Credit Suisse nicht sinnvoller gewesen?

Und schliesslich: Wird die Fusion funktionieren? Ich habe mich in letzter Zeit in meinen Executive-Programmen ausführlich mit Bankenfusionen befasst, und eine der anerkanntesten Tatsachen in der akademischen Forschung ist, dass Bankenfusionen so gut wie nie funktionieren, vor allem, wenn es sich um zwei Blue-Chip-Banken handelt. Sich durch Innovation und Technologie neu zu erfinden, ist für die UBS nun schwieriger. Sie ist jetzt ein grösseres und damit langsameres Wesen. 

Unwucht auf dem Schweizer Bankenmarkt

Der Reputation der Credit Suisse wird weiterer Schaden zugefügt, wenn die UBS ihre Investmentbanking-Sparte veräussert. Die Reaktion der Bevölkerung in der Schweiz und die anschliessende Reaktion der Schweizer Legislative sind beide ungewiss. Schliesslich ist die Schweiz jetzt in einer Situation mit einer einzigen grossen Retailbank und einer Fülle von lokal begrenzten Kantonalbanken, was einen sehr seltsamen Bankenmarkt darstellt.

Wie will die Regierung den Wettbewerb in einem für die Schweizer Wirtschaft wichtigen Sektor fördern? Wir bewegen uns von einer Ära der Unsicherheit zu einer Ära der totalen Unvorhersehbarkeit.