Für die LLB, von welcher der Staat Liechtenstein die Aktienmehrheit besitzt, ist das Eröffnen von Standorten in Frankfurt, Düsseldorf und München ein Erstgang in der rund 160-jährigen Geschichte. Für die LGT, im Besitz des Fürstenhauses, ist es eine Rückkehr.
Den ersten Schritt in jüngerer Zeit Richtung Deutschland machte die LGT im Herbst 2022. In Hamburg, das an Privatbanken reich und daher für die LGT nicht unbedingt ein leichter Markt ist, eröffnete sie einen Standort, nachdem der Kauf der BHF-Bank 2011 durch das Einschreiten der deutschen Aufsicht Bafin gescheitert war. Bald darauf folgten München und nun Düsseldorf, Köln und Frankfurt am Main. Weitere Filialen sind vorerst nicht geplant.
Was aber erhoffen sich die beiden Banken von den Standorten in Deutschland, und wie sehen sie den zeitgleichen Schritt der jeweils anderen Bank?
«Der Markt ist gross genug»
Von aussen wirkt es so, als wäre die grösste Herausforderung für die beiden liechtensteinischen Banken der Umgang mit der Vergangenheit des liechtensteinischen Finanzplatzes. Zur Erinnerung: Dieser geriet 2006 nach der Auslieferung von Bankdaten nach Deutschland in Verruf, was in den kommenden Jahren durch die Einführung einer transparenten Weissgeldstrategie aber wieder korrigiert wurde.
Auch Florian Dürselen, Head of Private Banking und Leiter der Zweigniederlassungen in Deutschland der LGT Bank, sagt, dass sich die Umstände von 2011 völlig geändert hätten. «Es gibt keine negativen Anmerkungen mehr zu Liechtenstein, im Gegenteil, wir spüren, dass die Kunden ihr Vermögen gerne geographisch in Liechtenstein diversifizieren.» Der Grund dafür liege darin, sagt Dürselen, in einem Land gebucht zu sein, das keine Staatsverschuldung, eine stabile Währung und ein gutes Rating habe.
«Diversifizieren» ist auch das Schlagwort, das die deutschen Kundinnen und Kunden der LLB interessiert. «Die deutschen Kundinnen und Kunden erkennen, dass Liechtenstein viel Stabilität und Sicherheit bietet. In Deutschland, so das Feedback, das wir von den Kunden bekommen, geht viel Vertrauen verloren. «Liechtenstein als schuldenfreier Staat mit höchster Bonität bietet verunsicherten deutschen Anlegerinnen und Anlegern beste Voraussetzungen, ihr Vermögen in einem sicheren Land zu diversifizieren», sagt Martin Heutschi, Head of Private Banking bei der LLB. Auch er betont die OECD-Transparenzregeln, die Steuerhinterziehung vermeiden, sowie die Weissgeldstrategie, die auf dem Finanzplatz Liechtenstein konsequent umgesetzt werde.
Somit werben beide Banken in Deutschland mit ihrem Standort. Als Konkurrenten sehen sie sich dennoch nicht. Das Gegenteil trifft zu.
«Dass sich mit der LLB eine weitere Liechtensteinische Bank auf dem deutschen Markt etablieren will, spricht dafür, dass der Liechtensteinische Finanzplatz gut angenommen wurde», sagt Florian Dürselen. Einen Konkurrenzkampf befürchtet er nicht. «Der Markt ist gross genug», sagt er, «und unser Geschäftsmodell unterscheidet sich von jenem der LLB.»
Die LGT legt ihren Fokus auf vermögende Privatanlegerinnen und Privatanleger und fokussiert sich zudem auf komplexe Vermögensträger, also auf Familienverbände, Stiftungsvermögen oder Family Governance. Die LLB hingegen legt den Fokus auf Privatpersonen mit einem liquiden Vermögen von mindestens einer Million Euro, sagt Martin Heutschi, womit sie sich von anderen Auslandsbanken mit einer tieferen Schwelle abgrenze. Auch Heutschi sagt: «Wir begrüssen den Schritt der LGT, denn jeder Auftritt einer erstklassigen Liechtensteinischen Bank im Ausland stärkt auch den Finanzplatz Liechtenstein.»
Keine Gefahr durch Zentrierung
Gleiches lässt sich von Seiten des liechtensteinischen Bankenverbandes vernehmen. Dass mit der LGT und der LLB gleich die beiden grössten liechtensteinischen Banken in Deutschland vor Ort Fuss fassen, wertet auch Stephanie Wickihalder, stellvertretende Geschäftsleiterin des LBV, positiv: «Beide Institute nutzen das regulatorische Framework des Bankenplatzes Liechtenstein, um das starke Vertrauen in das jeweilige Institut auch in der EU weiter zu positionieren.» Die Gefahr, dass das Image des Finanzplatzes nun in der Hand zweier Banken liegt, sieht Wickihalder nicht.
Die dritte grössere liechtensteinische Bank, die VP Bank, hält sich bislang physisch übrigens aus Deutschland fern und beabsichtigt, das auch nicht zu ändern. Die geografische Nähe, so heisst es von Seiten der VP Bank, erlaubte es ihr, den deutschen Markt aus den Standorten Liechtenstein, Schweiz und Luxemburg heraus zu bearbeiten.