Nach der Finanzkrise 2008/09 habe man sich schon zweimal überlegt, ob man zugeben wollte, im Banking zu arbeiten, erinnert sich Manuela Spillmann. «Was bedauerlich war, denn sehr viele Vollblutbankerinnen und -banker sind mit dem ganzen Herzen dabei», sagt sie, die selbst so eine ist, die mit vollem Einsatz dabei ist – und das schon seit der Lehre als Bankkauffrau in den späten 1980er-Jahren bei der damaligen SBG-Filiale in Glattbrugg. Von dort hat sie sich hochgearbeitet und weitergebildet, sie erlangte das Diplom als Eidgenössisch Diplomierte Bankexpertin und bekam eine erste Führungsrolle als Teamleiterin. «Da habe ich wohl mein Talent für das Projekt- und Prozessmanagement entdeckt», erinnert sie sich.
Während der ganzen Zeit blieb sie der SBG und späteren UBS treu. Erst im vergangenen Juli hat sie der Grossbank nach 36 Berufsjahren den Rücken gekehrt und ist zur Hypothekarbank Lenzburg gewechselt. «Ich wollte einfach einen grösseren Spielraum und ein innovatives Umfeld, das ich aktiv mitgestalten kann und wo ich wirklich noch etwas bewegen kann», sagt sie. Geplant war dieser Karriereschritt ebenso wenig wie die davor. «Wenn irgendwo eine Türe aufging, bin ich einfach durchgegangen, weil ich Spass daran habe, immer wieder Neues zu lernen», sagt sie. Und wenn ihr in manchen Augenblicken die neuen Fussstapfen, in die sie treten wollte, zu gross erschienen, hat sie sich einfach gesagt: «Dann wachse ich eben hinein.»
Mit dieser Devise und ihrem Wissensdurst hat sie es weit nach oben geschafft. Und das, obwohl es ihr nach ihrer Hochzeit 1992 so vorkam, als sei sie aus allen Talent-Pools und Beförderungslisten gestrichen worden. «Alle gingen automatisch davon aus, dass ich nun ein Kind bekomme und als Mutter erst mal zuhause bleibe», erinnert sie sich. Aber Manuela Spillmann wurde erst acht Jahre später Mutter und reduzierte, wie allgemein üblich, ihr Arbeitspensum auf 50 Prozent. Aber nicht für lange. «Mein Mann hat sich dann selbstständig gemacht und arbeitete von zuhause aus, sodass er auch auf unseren Sohn aufpassen konnte», erzählt sie. Das sei ein grosses Glück gewesen, vor allem für Sohn Marc. «Mein Mann ist eindeutig die bessere Besetzung als Haushaltsverantwortlicher und Erziehungsperson», sagt sie und lacht.
So stieg Manuela Spillmann, die sich selbst kurz und bündig Manu nennt, wieder Vollzeit bei der UBS ein und absolvierte noch die Ausbildung zur eidgenössisch diplomierten Organisatorin. Damit landete sie dann in der Welt des Projekt- und Prozessmanagements der Grossbank. Es war der richtige Ort für sie, und mit der Karriere ging es bald steil nach oben, bis in die Geschäftsleitung der UBS Cardcenter AG und von dort als Leiterin Services zur Hypothekarbank Lenzburg.
Bei der Regionalbank führt sie ein Team von achtzig Mitarbeitenden. «Ich komme meinen Leuten nicht mit Schablonen oder vorgefertigten Befragungsbögen, sondern ich bemühe mich, jede Person den persönlichen Stärken entsprechend einzusetzen», sagt sie. Da man so oder so niemanden ändern könne und alte Führungsprinzipien wie Zuckerbrot und Peitsche längst ausgedient hätten, sei das der beste Weg, um ein Team zum Erfolg zu führen. «Und es macht mir auch sehr viel Freude, andere zu begeistern und mitzureissen», sagt sie, die andererseits manchmal jedoch auch ihre Ungeduld im Zaum halten muss. «Eine langjährige Mentorin hat mal gesagt: Du kannst nicht am Gras ziehen, damit es schneller wächst», sagt sie und lacht.
Bei der Hypothekarbank Lenzburg muss sie wohl kaum am Gras ziehen, denn dort sind innovative Themen wie Digitalisierung, Embedded Finance und künstliche Intelligenz sehr präsent, die kleine «Hypi» gilt als eine der digitalsten Banken des Landes. «Das ganze Geschäft verändert sich total, und es ist unsere Aufgabe, hier mit zeitgemässen Angeboten Schritt zu halten – aber auch den Kunden die Angst vor den technologischen Veränderungen zu nehmen», sagt Manuela Spillmann, die auch privat gerne neue Welten erkundet. Wie zum Beispiel unter Wasser beim Tauchen, dem gemeinsamen Hobby, welches die Familie Spillmann in den Ferien immer wieder ans Rote Meer führt.
Name: Manuela Spillmann
Funktion: Bereichsleiterin Services und Geschäftsleitungsmitglied der Hypothekarbank Lenzburg AG
Jahrgang: 1970
Familie: verheiratet, ein Sohn
Ausbildung: Eidg. Dipl. Bankexpertin, Eidg. Dipl. Organisatorin, betriebliche Mentorin mit eidg. Fachausweis, Dipl. Coach SCA
Wichtigste Stationen:
2006–2014 UBS AG, Group Operations Business Development (Prozessgestaltung, Fachführung)
2014–2019 UBS Switzerland AG, Business Risk Management, Mitglied des Management-Teams
2019–2023 UBS Cardcenter AG, Leiterin Operations und Mitglied der Geschäftsleitung
Seit 2023 Hypothekarbank Lenzburg AG, Bereichsleiterin Services und Mitglied der Geschäftsleitung
Aktuelles Unternehmen:
Die Hypothekarbank Lenzburg AG ist eine börsenkotierte Schweizer Universalbank, die 1868 als Hypothekar- und Leihkasse Lenzburg gegründet wurde. Sie beschäftigte Ende 2023 teilzeitbereinigt 373 Mitarbeitende mit einem Frauenanteil von 42 Prozent und ist aktiv im Retail-Banking, Hypothekargeschäft, Private Banking, KMU-Geschäft, Krypto-Banking und Banking-as-a-Service-Geschäft.
Pers. Motto: «Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.» Abraham Lincoln