Mehr vererbt als neu verdient: Im vergangenen Jahr gingen 150,8 Milliarden Dollar an 53 Erben und Erbinnen. Dagegen haben die neuen Selfmade-Milliardäre «nur» 140,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Diese Zahlen stehen im «Billionaire Ambitions Report 2023» der UBS, zu Deutsch «Milliardär-Ehrgeiz-Bericht».
«Der Report zeigt, dass die Mehrheit der Milliardäre und Milliardärinnen, die im vergangenen Jahr Vermögen erworben haben, dies durch Erbschaft und nicht durch Unternehmertum taten», so Benjamin Cavalli, Head of Global Wealth Management Strategic Clients, UBS. Die innert zwölf Monaten bis April 2023 im Report zusammengetragenen Zahlen und Fakten stammen einerseits aus öffentlich zugänglichen Quellen, aber auch von der UBS selbst: Die Grossbank befragte ihre Milliardärskundschaft auf der ganzen Welt zu den besonderen Herausforderungen und Chancen im Zusammenhang mit ihrem Vermögen.
1000 Milliardäre vererben bald 5,2 Billionen Dollar
In den nächsten zwanzig Jahren erwartet die UBS, dass über 1000 Milliardärinnen und Milliardäre ihren Kindern gesamthaft rund 5,2 Billionen Dollar vererben werden. Da jede Generation ihre eigenen Ambitionen hat, brauche es ausgeklügelte Lösungen für die Nachfolgeplanung. «Das bedeutet für uns eine grosse Chance, birgt aber auch ein Risiko», stellt Cavalli fest. Darum versuche das Wealth-Management, auch schon mit den jüngeren Generationen in Kontakt zu stehen.
Erben sind oft selber Senioren
5200 Milliarden Dollar weltweit – das ist ein grosses Stück vom Kuchen. Doch wer davon ausgeht, dass die Erbinnen und Erben jung sind, verkennt die Realität, wie Michael Viana, Area Head & Managing Director for Wealth Management bei der UBS feststellt: «Statt im Alter von zwanzig bis sechzig, sind die Erben meistens über sechzig, also selber nicht mehr so jung, wie man meinen könnte.» Scherzhaft merkte er an: «Es ist ein gewisser King-Charles-Effekt.» Dies in Anspielung auf die lange Regentschaft von Königin Elisabeth II. und das entsprechend «lange Warten», bis der Sohn, King Charles, das Zepter übernehmen konnte.
Neue Generation, neue Akzente
In vielen superreichen Familien geht es offenbar ähnlich zu und her. Die vererbende Generation sei oft über achtzig Jahre alt. Wie mit dem Erbe und den Anlagen umgegangen werde, verändere sich mit jedem Erbgang respektive mit jeder Firmenübergabe an die Jungen, wie Cavalli ausführt: «Die nächste Generation hat eine neue Sicht auf Unternehmen, Investitionen und Philanthropie, wodurch ein Teil des Privatvermögens in neue Geschäftsmöglichkeiten umgelenkt wird.»
68 Prozent der befragten Milliardäre und Milliardärinnen mit geerbtem Vermögen gaben an, dass sie fortführen und ausbauen wollen, was ihre Eltern erreicht haben.
Und 60 Prozent dieser Erbinnen und Erben wollen auch der nächsten Generationen die Möglichkeit geben, von ihrem Vermögen zu profitieren.
Es braucht gemeinsame Werte und Ziele
Das Umfeld zeigt sich für Anlageberater der UBS und für Wealth-Manager generell als herausfordernd. Die UBS-Wealth-Managerinnen müssen einen Draht zur neuen Generation aufbauen. Benjamin Cavalli betont: «Um eine reibungslose Nachfolge zu gewährleisten, müssen Gründer und ihre Familien die Dinge anders angehen – und mehr denn je gemeinsame Werte und Ziele festlegen, die allen Generationen gerecht werden und es ihnen ermöglichen, ihr Erbe weiter auszubauen.»