Das Niedrigzinsumfeld, an das sich die Anlegerinnen und Anleger seit der Finanzkrise gewöhnt hatten, ist Geschichte. Dank der deutlichen Zinserhöhungen durch die Zentralbanken in den vergangenen zwei Jahren ist der Zins auch an die Obligationenmärkte zurückgekehrt. Und auch wenn davon auszugehen ist, dass die Notenbanken in der zweiten Jahreshälfte damit beginnen werden, die Zinsen wieder zu senken, dürften sie sich in den kommenden Jahren auf einem deutlich höheren Niveau einpendeln, als die Anlegenden es aus der jüngeren Vergangenheit gewohnt sind.

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Der Gastautor

Andreas Zingg, Head of Multi-Asset Solutions, Vanguard Europe.

Aus Sicht von langfristig orientierten Anlegenden sind die höheren Zinsen gute Nachrichten und vermutlich die beste Wirtschafts- und Finanzentwicklung der letzten zwanzig Jahre. Denn eine höhere Ausgangsverzinsung lässt für die kommenden zehn Jahre höhere Obligationenrenditen erwarten. Man kann für diesen Zeitraum aktuell mit einer durchschnittlichen Rendite von 3,4 Prozent für Obligationen aus dem Euro-Raum rechnen. Noch vor zwei Jahren, vor Beginn des Zinserhöhungszyklus, lag diese Prognose bei 0 Prozent.

Und da gleichzeitig auch die Inflation zurückgeht, dürfte diese Verzinsung die Inflationsrate übersteigen – was positive Realzinsen bedeutet. Das macht Obligationen wieder deutlich attraktiver und eine Beimischung der Papiere für Anlegende interessant – auch wenn eine Aufteilung des Anlagevermögens auf Aktien und Obligationen unabhängig vom Marktumfeld grundsätzlich sinnvoll ist, um die Schwankungen der Aktienmärkte abzufedern.

Das günstige Marktumfeld verleiht nun auch Mischfonds zusätzlichen Schwung, die das Vermögen sowohl in Aktien als auch an den Obligationenmärkten investieren. Anders als in den vergangenen Jahren dienen die Obligationen im Fondsportfolio so nicht mehr länger nur dazu, das Risiko zu reduzieren, sondern gleichzeitig als zusätzliche Ertragsquelle. Das führt dazu, dass die langfristigen Renditeerwartungen für gemischte Portfolios deutlich gestiegen sind.

So kann aktuell für ein Portfolio mit 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Obligationen eine durchschnittliche jährliche Rendite von 4,3 Prozent für die kommenden zehn Jahre prognostiziert werden. Ende 2021 lag diese Vorhersage noch bei mageren 1,3 Prozent. Für das spiegelbildliche 60/40-Portfolio sind es 4,5 Prozent im Vergleich zu 2,0 Prozent im Dezember 2021.

Schon diese Erwartungen sollten Anlegerinnen und Anleger dazu bewegen, sich auf die Vorteile von Misch- oder Multi-Asset-Fonds zurückzubesinnen. Hinzu kommt indessen noch ein weiterer Aspekt: 

Insbesondere in der aktuellen Situation profitieren Obligationen von den höheren Zinsen. Daher sind Mischfonds mit einem niedrigeren Aktienanteil besonders für risikoaverse Anlegende attraktiv, um die Volatilität an den globalen Aktienmärkten auszugleichen. Somit bleiben ausgewogene Portfolios auch in Zukunft für Anleger und Anlegerinnen relevant.

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