In den hektischen Stunden nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse, bei dem die riskantesten Anleihen des Unternehmens im Wert von 16 Milliarden Franken vernichtet wurden, durchforsteten die Anleger das Kleingedruckte ähnlicher Bankanleihen auf der ganzen Welt. Sie wollten wissen, wo die Vertragssprache derjenigen in der Schweiz ähnelte.
Das eine grosse Land, auf das sie schnell stiessen, war: Brasilien. Die Vorschriften für die 10 Milliarden Dollar an globalen CoCos (Contingent Convertible Bonds), die Itau Unibanco, die Banco do Brasil und anderen Banken dort herausgeben, enthalten ähnlich weit gefasste Formulierungen. Die Anleger haben sie sofort abgestossen, und obwohl die Kreditgeber sicher sind, werden sie immer noch unter dem Niveau von vor dem Debakel der Credit Suisse gehandelt – im Gegensatz zu dem starken Aufschwung, den die CoCo-Märkte fast überall sonst erlebt haben.
«Niemand will dieses Risiko kaufen, solange die Lage unklar ist», sagt Rafael Schiozer, Finanzprofessor an der Getulio Vargas Foundation, einer Schule und Denkfabrik in São Paulo. «Die Anleger warten darauf, dass die Anbieter und die Aufsichtsbehörden genau klären, in welcher Situation eine Abschreibung erfolgen würde.»
Brasilianische Behörden halten sich bedeckt
Die Führungskräfte der Banken, die das Vertrauen der Anleger in ihre CoCo-Schuldtitel zurückgewinnen wollen, haben sich bei den brasilianischen Behörden um mehr Klarheit in dieser Frage bemüht. Das berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen, die nicht genannt werden wollten, weil die Gespräche privat sind.
Das Risiko, dass sich die AT1-Anleihen der CS in Nichts auflösen, war bekannt. Es ist richtig, dass diese Obligationen jetzt verfallen. Mehr hier.
Die Behörden haben sich bisher nicht öffentlich zur Angelegenheit geäussert. Das liegt zum Teil daran, dass die Anleihebedingungen auf brasilianischen Vorschriften beruhen. Mögliche Änderungen würden auch eine Änderung des Gesetzes erfordern, so die Personen. Vertreter der Banco Central do Brasil, Itau und Banco do Brasil lehnten eine Stellungnahme ab.
Die Gesundheit der brasilianischen Banken ist heute wenig besorgniserregend. Jahrzehntelange wirtschaftliche Turbulenzen und hohe Inflation haben sie zu vorsichtigen Institutionen gemacht, die weithin als finanziell stabil gelten. Das lässt die Aussicht auf eine Zerschlagung der CoCo-Bonds gering erscheinen. Trotzdem sind die Anleger nach der Übernahme der Credit Suisse verunsichert.
CoCos erlangten nach der Finanzkrise von 2008 weltweite Popularität. Sie sollten sicherstellen, dass die Banken über genügend Kapital verfügen, um in schwierigen Zeiten nicht vom Steuerzahler gerettet zu werden. Nach der Schweiz ist Brasilien der grösste Emittent von CoCos mit permanenten Abschreibungsregeln.
(bloomberg/nzu)