Die unsauberen Geschäfte der St. Galler Niederlassung der Bank CIC (Suisse) hinterlassen deutliche Spuren im Jahresabschluss der Bank. Wie die «Handelszeitung» bereits mit Verweis auf den Konzernabschluss der französischen Muttergesellschaft berichtete, sinkt der Gewinn der Bank mit Sitz in Basel. Das bestätigen die heute publizierten detaillierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2022.
Der Reingewinn der Bank CIC sinkt um 27 Prozent auf 26,2 Millionen Franken. Das ist der erste Gewinnrückgang der Bank in mehr als zehn Jahren; in dieser Zeit stieg er von 3 auf 36 Millionen Franken an. Die Ursache des Gewinnrückgangs dürfte in den Unregelmässigkeiten in St. Gallen liegen, welche die Bank im Geschäftsbericht auf Bilanzpositionen im Wert von 25 Millionen Franken beziffert.
Wie sich diese Geschäfte genau auf den Gewinn auswirkten, beschreibt die Bank nicht. Allerdings fallen in der Erfolgsrechnung der CIC zusätzliche Wertberichtigungen im Zinsgeschäft von knapp 14 Millionen Franken und fast 20 Millionen Franken als «Veränderungen von Rückstellungen und übrigen Wertberichtigungen sowie Verlusten» auf. Insgesamt 34 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.
Sowohl im Geschäftsbericht als auch in der am Mittwoch verschickten Medienmitteilung betont die neue Geschäftsleitung unter CEO Livia Moretti die neue Nähe zum französischen Mutterhaus. Mehrmals werden die Synergien betont, auch wenn gleichzeitig festgehalten wird, die Bank CIC (Suisse) könne weiterhin «ihre Entscheidungen an ihrem Hauptsitz in der Schweiz» treffen.
Wie die «Handelszeitung» aus verschiedenen Quellen weiss, läuft derzeit eine weitgehende Reorganisation der Bank mit Sitz in Basel. Dies, nachdem ein grosser Teil der Geschäftsleitung unter dem früheren Chef Thomas Müller rund um den Jahreswechsel die Bank – mehr oder weniger freiwillig – verlassen hat.
Auch im Verwaltungsrat kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu zahlreichen Wechseln. Zuletzt traten Ende Februar die beiden unabhängigen Mitglieder Christian Fischer und Christoph Goppelsroeder zurück. Danach galt im Verwaltungsrat nur noch Vizepräsident Roland Burger als unabhängiges Mitglied. Man sei auf der Suche nach Ersatz, teilte die Bank Ende März mit.
Die CIC soll sich näher am französischen Mutterhaus ausrichten
Dem Vernehmen nach soll die Bank CIC (Suisse) künftig stärker in die Strategie und die Produktpolitik des Mutterhauses eingegliedert werden, was einen deutlichen Strategiewechsel darstellt. In der Medienmitteilung schreibt die Bank denn auch, es gelte nun, «enger zusammenzuarbeiten, um den bestmöglichen Nutzen für die Schweizer Bank zu erzielen». Dabei berücksichtige die Konzernmutter «die regionalen und nationalen Besonderheiten der Schweiz».
Die heutige CIC (Suisse) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1871 wurde sie unter anderem von Basler Unternehmern als Banque d’Alsace et de Lorraine gegründet, erst ab 1909 hatte sie auch eine Filiale in Basel. 1931 ging sie in der Crédit Industriel d’Alsace et de Lorraine (Cial) auf, 1984 wurde die Basler Niederlassung zu einer eigenständigen Bank. Heute gehört die Bank zur französischen Crédit Industriel et Commercial mit Hauptsitz in Paris. Mutterhaus ist die Finanzgruppe Crédit Mutuel.