Denn die Unsicherheit über die künftige Wirtschafts- und Preisentwicklung sei nach wie vor gross, sagte das EZB-Ratsmitglied am Montag in Leipzig. «Bildlich gesprochen: Ich sehe uns nicht auf einem Berggipfel, von dem es zwangsläufig nach unten geht», fügte er hinzu. Man befinde sich eher auf einem Bergrücken. Es gelte nun, den richtigen Punkt für den weiteren Abstieg noch zu finden: «Folglich hat der EZB-Rat in der letzten Woche erneut betont, datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden», sagte Nagel.
Aus geldpolitischer Sicht sei es wichtig, dass die noch immer zu hohe Inflation auf den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent zurückgehe. Im Mai lag die Inflationsrate im Euroraum mit 2,6 Prozent noch darüber. Nagel verwies darauf, dass das Niveau damit etwas höher als im April ausgefallen sei, aber deutlich niedriger als im Herbst 2022: «Damals betrug die Inflation im Euroraum noch etwa 11 Prozent. Allerdings ist die Rückkehr zum Zielwert von 2 Prozent kein Selbstläufer», sagte Nagel.
Die EZB hatte am 6. Juni die Kurswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsschraube gelockert. Der Leitzins wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25 Prozent gesenkt. Zum weiteren Kurs hielt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber bedeckt. (Reuters/hzb/pg)