Mit dem Ziel, langfristige Investitionen in die Realwirtschaft zu fördern, bietet die neue Fondsstruktur Eltif privaten Anlegerinnen und Anlegern erstmals einen einfachen Zugang zu Privatmarktanlagen. Die Abkürzung Eltif steht für European Long-Term Investment Fund, der 2015 in Europa eingeführt wurde und auch qualifizierten Anlegerinnen und Anlegern in der Schweiz zugänglich ist.

Hintergrund für die Etablierung dieses neuen Investitionsrahmens war und ist das Bestreben, das Kapital von Privatpersonen in die nachhaltig orientierte Transformation der Wirtschaft und in den Ausbau und die Erneuerung von Infrastruktur und Immobilien zu lenken. Denn das wird – so ist es zu erwarten – kostenintensiv. Oxford Economics schätzt den weltweiten Bedarf an Infrastrukturinvestitionen bis 2040 auf 94 Billionen Dollar. Das sind durchschnittlich 3,7 Billionen Dollar pro Jahr. Ein Ausgabentopf, in dem der Zufluss aus dem Vermögen der privaten Haushalte willkommen sein dürfte.

Ein Eltif kann sich entweder an der Finanzierung von Unternehmen (Private Equity) beteiligen, oder er agiert als privater Kreditgeber (Private Debt) oder investiert in ausgewählte Infrastrukturprojekte und Immobilien – entsprechend unterschiedlich sind die Renditeerwartungen. Gemäss der letzten Erhebung der deutschen Ratingagentur Scope erwarten die Assetmanager von Infrastrukturfonds im Schnitt eine jährliche Rendite von weniger als 7 Prozent, bei Private Debt ist es etwas mehr, und bei Private Equity wird eine jährliche Rendite von über 10 Prozent in Aussicht gestellt.

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Gutes Renditepotenzial

Bei den institutionellen Investoren sind Privatmarktanlagen aufgrund ihres Renditepotenzials und ihrer geringen Korrelation zu den Aktienmärkten schon lange eine gern gesehene Depotbeimischung – doch sie haben das Feld der Privaten Märkte bislang exklusiv bespielt. Privaten Anlegerinnen und Anlegern war der Zugang zu diesen Anlageklassen bisher weitgehend verwehrt. Dies unter anderem deshalb, weil meist sehr hohe Mindesteinlagen erforderlich sind, die zudem häufig über die gesamte Laufzeit gebunden bleiben. «Gesetzliche Restriktionen sollen die Anlegerinnen und Anleger schützen, aber man könnte auch sagen, dass man sie damit in ihrer Entscheidungsfreiheit einschränkt und sie gewissermassen entmündigt», sagt Jean-Claude Spillmann, Partner und Head Asset & Wealth Management and Banking Regulatory bei PWC Schweiz. Insofern begrüsse er den Eltif-Rahmen und die damit einhergehende Liberalisierung. Gleichzeitig erkennt er jedoch einen gewissen Widerspruch: «Seit der Finanzkrise ist der Anlegerschutz – gerade für Privatanlegerinnen und -anleger in der EU – stets im Vordergrund gestanden und entsprechend verschärft worden. Riskantere oder illiquide Anlagen standen in der Regel nur professionellen Anlegern offen. Nun, da man entsprechende Mittel braucht, um die Transformation der Wirtschaft durchzuführen, ist das Geld der privaten Anlegerinnen und Anleger offenbar doch genehm.» Insofern heilige der Zweck letztlich die Mittel.

Neue Chancen, auch in der Schweiz

Auch Swiss Life Asset Managers, die Vermögensverwaltungsgesellschaft von Swiss Life, ist jüngst mit dem Eltif namens Privado Infrastructure für private und institutionelle Investoren im Bereich Infrastrukturanlagen an den Markt gegangen. Der Fonds hat zum Ziel, in den OECD-Ländern ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio aufzubauen, wobei ein investierbares und diversifiziertes Startportfolio bereits zur Verfügung steht. Dabei stehen Anlagen aus den Bereichen erneuerbare Energien, Energie und Versorgung, Kommunikation, Transport und soziale Infrastruktur im Fokus. Die Mindesteinlage liegt bei 1000 Franken, die Fondsmanagerinnen empfehlen den Anlegenden eine Haltefrist von mindestens sieben Jahren. Anteilsinhaber können maximal 15 Prozent ihres Investments pro Jahr zurückziehen und zahlen dafür eine Rücknahmegebühr von 2,5 Prozent, die dem Fonds gutgeschrieben wird und damit den investierten Anlegenden zugutekommt. Angestrebt wird ein Fondsvolumen von 750 Millionen über die nächsten Jahre. «Der Fonds soll für Privatanlegenden zu einem Kerninvestment ihrer Vermögensaufteilung werden», erklärt Christoph Gisler, Head Infrastructure Equity bei Swiss Life Asset Managers.

Risiko nicht vergessen

Bei allen Vorzügen der neuen Fondskategorie darf nicht vergessen gehen, dass es sich um komplexe, semiliquide Anlageprodukte handelt, die einen langen Atem haben und völlig anders funktionieren als Exchange-traded Funds (ETF) oder Aktienfonds. Zudem haben die Emittenten einen grossen Spielraum bei der Ausgestaltung der Konditionen zur Zeichnung und vor allem zur Rücknahme und Kündigung von Fondsanteilen, die sehr eingeschränkt sein können. Dessen muss man sich als Anlegerin oder Anleger bewusst sein und vorab alle Fragen dazu klären.

Sinnstiftend investieren

Das Spektrum ist breit, und es ist aufwendig, die Produkte miteinander zu vergleichen. Der Aufwand kann sich aber lohnen, denn ein Eltif bietet die Chance, das Vermögen sinnstiftend in die Transformation der Wirtschaft zu investieren, und trägt gleichzeitig dazu bei, das eigene Portfolio zu diversifizieren und potenziell hohe Renditen weitgehend unabhängig vom Geschehen an den Finanzmärkten zu erzielen. Interessierte sind aber gut beraten, sich die Ausrichtung eines Fonds und vor allem die einzelnen Projekte und Unternehmen, in die er investiert, genau anzuschauen, ebenso wie die sehr unterschiedlichen Gebührenstrukturen.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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