Vor knapp zwei Jahren hat Pelt 8 bei den Swiss Fintech Awards gewonnen – wie hat sich Ihr Unternehmen seither weiterentwickelt?
Wir haben erst Ende 2022 unser erstes Produkt lanciert und hatten damit zum Zeitpunkt, als wir den Award gewannen, erst zwei, drei Kunden auf unserer Plattform. Nach der Award-Verleihung spürten wir sofort ein erhöhtes Interesse. Seither haben wir die Anzahl der Kunden verfünffacht.
Wie viele Kunden habt Ihr derzeit?
Wir haben knapp zwanzig Kunden. Das liegt auch an den Jahresreporting-Vorgehensweisen: Man benötigt damit eine relativ lange Vorlaufzeit, bis man einen Firmenkunden gewinnt. Zu unseren Firmen gehören beispielsweise Leonteq, aber auch das Kantonsspital Luzern, Climeworks und die ETH. Diese Kunden bilden denn auch die Basis für unsere Referenzen.
Wie gross ist Ihr Team?
Wir sind in den vergangenen beiden Jahren um einen Drittel gewachsen, jetzt haben wir zehn Mitarbeitende. Parallel zu diesem Ausbau haben wir letztes Jahr auch eine weitere Kapitalrunde abgeschlossen. Das globale Beratungsunternehmen Ernst Basler + Partner zählt zu den neuen Investoren. Gleichzeitig arbeiten wir mit dieser Firma zusammen. Wir stellen den Technologieteil und liefern praktisch das Tool, mit dem die Beratenden dann die Nachhaltigkeitsberichte der Firmenkunden erstellen.
Welches sind Ihre bevorzugten Kunden?
Wir sehen viel Interesse von Schulen und Universitäten. Dass wir die ETH als Kunden gewonnen haben, hat uns weitere Empfehlungen gebracht. Wir möchten auch weitere Kunden aus dem Umfeld der öffentlichen Hand gewinnen, beispielsweise Spitäler. Diese sind weniger als kommerzielle Firmen den Makroentwicklungen unterworfen.
Wie sieht es bei den Finanzdienstleistern aus?
Bei Leonteq, der BLKB und der Postfinance arbeitet man mit unseren Lösungen. Man nutzt diese für interne Use-Cases, aber auch als Tool für die Beratung im Rahmen von grösseren Dienstleistungsangeboten der Banken für KMU.
Wie seht Ihr das Umfeld? Bezüglich ESG gibt es wohl einen gewissen Rückschlag.
Nachhaltigkeit und ESG sind aus Sicht der Regulierung immer wichtiger geworden. Es gibt tatsächlich einen Backlash in Europa – nicht in allen Ländern werden die Regeln umgesetzt. Diese Entwicklung widerspiegelt sich auch im Funding bei Climate Tech und im Nachhaltigkeitsthema.
Auch bezüglich der Datengrundlagen gibt es chronische Herausforderungen.
Es ist auch die grösste Herausforderung für unsere Kunden. Die bisherigen Tools sind dafür nicht gemacht. Mit modernen Tools wie unseren lässt sich ein grosser Aufwand für manuelle Datenerfassungen vermeiden. Wir haben bei uns auch Schnittstellen, damit die Daten, die wir verarbeiten, auch in andere Systeme weitergeliefert werden können.
Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz bei Ihnen?
Es ist ein spannendes Thema, wir schauen uns das genau an. Mit KI-Hilfe lassen sich auch unterschiedliche Datensilos aufbrechen. Sie lässt sich zudem im Kontext der Lieferkettenthematik verwenden. Aber wir sehen auch, dass sich mit KI nicht alle Herausforderungen lösen lassen.
Wie sieht es mit den wichtigsten Berichtsthemen aus – dominiert weiterhin CO2 beziehungsweise das Emissionsthema?
Wir sehen, dass CO2 im Vordergrund steht. Wasser und Biodiversität sind ebenfalls vorhanden. CO2 dominiert aber weiterhin, und hier spielt das Thema Lieferketten eine wichtige Rolle. Wenn ein kleines Unternehmen mit einem grossen zusammenarbeitet, dann benötigt das kleine Unternehmen nicht den gesamten Footprint des grossen, sondern lediglich den Footprint eines bestimmten Produkts oder einer bestimmten Linie. Wir sprechen hier mit Experten, um ein pragmatisches Vorgehen zu wählen.
Wie sieht Ihr Unternehmen in einigen Jahren aus, sagen wir 2030?
Wir möchten die gleiche Rolle einnehmen, die Firmen wie Abacus oder Bexio bei kleineren und mittleren Firmen haben. Wir fokussieren auf den Schweizer Markt und hier auf das Segment der Unternehmen mit 50 bis vielleicht 500 Mitarbeitenden. Im Vordergrund stehen dabei weiterhin die Themen CO2-Management und das ESG-Reporting.
Und plant Ihr einen Exit?
Das Thema ist eine Herausforderung. Wir erwarten, dass es in unserem Bereich eine Konsolidierung geben wird. Wir haben in der Schweiz allerdings nur ein weiteres Unternehmen, das ähnlich aufgestellt ist wie unseres, und dort setzt man den Schwerpunkt beim Thema CO2. Möglicherweise ergibt sich aber auch eine vertiefte Zusammenarbeit mit einem Beratungsunternehmen – oder es geht in Richtung Konsolidierung von digitalen Ökosystemen.